US Treasury
Analysen

Bill Ackman setzt auf fallende Anleihekurse – und fordert ETF-Anleger heraus

Hedgefonds-Manager wettet gegen ein beliebtes Anlageprodukt von ETF-Anlegern.

Verfasst von:

Veröffentlichungsdatum

Lesezeit

5 mins

Artikel teilen

Einer der berühmtesten Vermögensverwalter der Welt liegt im Clinch mit ETF-Anlegern. Anfang der Woche kündigte Bill Ackman, der scharfzüngige Milliardär und Gründer von Pershing Square Capital Management, an, auf fallende Kurse von 30-jährigen US-Staatsanleihen zu setzen. Er wettet also gegen diese Anleihen.

Diese Leerverkaufsposition enthüllte er in einem ausführlichen Tweet. Sie widerspricht der Einschätzung vieler Anleger, die in börsengehandelte Fonds (ETFs) investiert haben. Diese haben Milliarden in den iShares 20+ Year Treasury Bond ETF (TLT) gesteckt.

Der TLT verzeichnete in diesem Jahr Zuflüsse von 16,2 Milliarden Dollar. Das ist der zweithöchste Wert aller ETFs. Das verwaltete Vermögen stieg von 27 Milliarden Dollar zu Jahresbeginn auf nun 41 Milliarden Dollar.

Die massiven Zuflüsse in den Fonds deuten darauf hin, dass ETF-Anleger von langfristigen Anleihen überzeugt sind. Der ETF hält Staatsanleihen mit Laufzeiten zwischen 20 und 30 Jahren. Genau auf diese Anleihen setzt Ackman nun mit einer Short-Position.

Liegen Anleger bei langlaufenden Anleihen falsch?

Die Zeit wird zeigen, wer mit seiner Einschätzung von langlaufenden Anleihen richtig liegt – Ackman oder die ETF-Anleger. Bislang wurden die Anleger im TLT jedoch überrascht.

Sie investierten massiv in den TLT, doch die Performance des ETFs war schwach. Der Fonds verzeichnete zuletzt year-to-date einen Verlust von 3%.

Ein Großteil dieser Verluste entstand in den letzten Handelssitzungen. Noch am Montag lag der TLT im Jahresverlauf 2% im Plus. Doch die Kurse von langlaufenden Anleihen, die sich gegenläufig zu den Renditen bewegen, brachen in den folgenden Tagen ein.

TLT 1

Die Gründe für den Einbruch sind vielfältig. Dazu zählen die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Fitch und höher als erwartete Haushaltsdefizite des Bundes.

Die wahrscheinlichste Erklärung ist jedoch, dass der Anleihenmarkt akzeptiert, dass die Zinsen länger hoch bleiben werden.

Diese Annahmethat the Federal Reserve would hike rates to a level high enough to bring down inflation and then leave them there for a while is one that the market had long dismissed.  

Große Teile des Jahres ging man davon aus, dass die US-Wirtschaft aufgrund der schnellen Zinserhöhungen der Notenbank deutlich schwächer werden würde. Dies hätte die Zentralbank zum Umdenken und zu Zinssenkungen veranlasst.

Deshalb war die Zinsstrukturkurve (Yield Curve) stark invers. Langfristige Anleihen rentierten deutlich niedriger als kurzfristige.

Doch die Wirtschaft schwächte sich nicht so stark ab wie erwartet, und Zinssenkungen blieben aus. Im Gegenteil: Die Notenbank hob die Zinsen auf ein Niveau, das die meisten Anleger nicht erwartet hatten.

Da es nun immer wahrscheinlicher wird, dass die Wirtschaft einer Rezession entgeht, scheint der Anleihenmarkt seine Erwartungen anzupassen. Er rechnet nun damit, dass die Zinsen nicht so bald gesenkt werden.

Dies führte zu einer moderateren Inversion der Zinsstrukturkurve. Die Rendite zweijähriger Staatsanleihen liegt nun etwa 71 Basispunkte (bps) über der von zehnjährigen Anleihen. Vor zwei Wochen lag dieser Unterschied noch bei über 100 Basispunkten.

TLT 2

Ackmans Einschätzung

Ackmans These zur Short-Position bei 30-jährigen US-Staatsanleihen geht einen Schritt weiter als die bisherige Marktentwicklung.

In seinem Tweet führte er strukturelle Veränderungen an. Dazu zählen „Deglobalisierung, höhere Verteidigungsausgaben, die Energiewende, steigende Sozialleistungen und eine stärkere Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer“. Diese Faktoren würden zu anhaltend höheren Inflationsraten führen.

Der Fondsmanager zeigte sich sehr überrascht, „wenn wir nicht in einer Welt mit einer hartnäckigen Inflation von rund 3 % landen“. Seiner Berechnung nach könnten langlaufende Anleihen dann 5,5 % Rendite abwerfen (3 % Inflation + 0,5 % Realzins + 2 % Term Premium). Aktuell liegt die Rendite bei 4,29%.

TLT 3

Sollte Ackman Recht behalten, könnte der TLT um etwa 20% fallen. Das wäre ein erheblicher Verlust für viele Anleger, die dieses Jahr in den Fonds investiert haben.

Ungewisse Zukunft

Nur weil die TLT-Anleger mit ihren Erwartungen zu Zinssätzen bisher falsch lagen, heißt das nicht, dass dies so bleibt. Es bedeutet auch nicht, dass ihre Investmentthese fehlerhaft und Ackmans Strategie unfehlbar ist.

Ackman gibt seine Einschätzung ab, nachdem der Kurs der 30-jährigen US-Staatsanleihe bereits deutlich gefallen ist. Mit 4,29 % liegt die Rendite deutlich höher als vor einem Jahr (unter 3 %) und vor zwei Jahren (unter 2 %).

Tatsächlich nähert sich die Rendite dem höchsten Stand seit über einem Jahrzehnt. Das bedeutet nicht, dass die Rendite nicht weiter steigen kann. Aber eine Short-Position bei langlaufenden Anleihen lässt wenig Spielraum für Fehler. Zudem ist der Handel mit Anleihen auf Basis von makroökonomischen Einschätzungen generell riskant.

Selbst wenn die Zinsen weiter steigen, bedeutet das nicht, dass alle TLT-Anleger hoffnungslos geschlagen sein werden.

Nicht alle, die in den TLT investiert haben, taten dies aus denselben Gründen. Einige wetteten sicher auf Zinssenkungen der Notenbank in diesem Jahr. Sie werden wahrscheinlich falsch liegen und kurzfristige Trader ihre Verluste realisieren müssen.

Andere könnten den TLT als langfristige Anlage betrachtet haben. Sie sind möglicherweise zufrieden mit den aktuellen Renditen und dem Potenzial für Kurssteigerungen in der Zukunft.

Es ist durchaus möglich, dass die Zinsen für 30-jährige Staatsanleihen steigen und dann wieder fallen.

Die US-Wirtschaft hat zwar bisher eine Rezession vermieden. Eines Tages wird es jedoch zu einem Abschwung kommen. Wenn sich Anleihen dann wie historisch üblich verhalten, steigen ihre Kurse, die Zinsen fallen, und der TLT profitiert.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Wenn die Zinsen stark ansteigen und nie wieder fallen, werden die TLT-Anleger ihre Investition wahrscheinlich bereuen. Das wäre jedoch eine deutlich pessimistischere Einschätzung als die von Ackman.

Dieser Artikel wurde ursprünglich veröffentlicht aufETF.com

Wichtige ETF-Einblicke sind nur wenige Klicks entfernt

90 % unserer Leser:innen würden ETF Stream weiterempfehlen

Kostenloses Konto erstellen

Sie haben bereits ein Konto?Anmelden

In diesem Artikel vorgestellt

ETFs

Keine ETFs verfügbar.

THEMENBEREICHE

VERWANDTE ARTIKEL