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World equal weight
ETF Buyers Club
Analysen

BlackRock Sektor- und Länderneutrale ETFs: Ein „Mittelweg“ mit gleichem Gewicht?

„Für Anleger, die das Konzentrationsrisiko im Blick behalten, dabei jedoch ungewollte strukturelle Wetten vermeiden möchten, könnte dies einen praktischen Mittelweg darstellen.“

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Name: iShares MSCI World Sector & Country Neutral Equal Weight UCITS ETF (WEQW)

Auflegungsdatum: 12. September 2025

TER: 0,20 %

Index: MSCI World Equal Weighted Country & Sector Neutral Index

Strategie im Überblick

  • Der zugrunde liegende Index des WEQW bildet die Sektor- und Länderstruktur des klassischen MSCI World Index nach. Bei jeder quartalsweisen Überprüfung werden jedoch alle Titel innerhalb jeder GICS-Sektor-Länder-Gruppe gleich gewichtet – etwa im US-Technologiesektor.

  • Damit wird der Einfluss der Marktkapitalisierung einzelner Aktien innerhalb eines Sektor-Länder-Segments vollständig neutralisiert. Zugleich bleibt das Gesamtgewicht der Gruppe im Verhältnis zum MSCI World Index erhalten.

  • Wie beim Mutterindex liegt auch hier der US-Anteil bei rund 72 Prozent. Die Top Ten Positionen bestehen ausschließlich aus US-Aktien und machen mehr als 3,5 Prozent des Index aus – gegenüber rund 1 Prozent beim traditionellen Pendant mit gleichem Gewicht.

  • Bei der Wertentwicklung erzielte der zugrunde liegende Index des WEQW über zehn Jahre eine annualisierte Rendite von 9,3 Prozent, während der MSCI World Equal Weighted Index auf 8,5 Prozent kam. Über fünf Jahre lagen die Werte bei 10,5 Prozent gegenüber 10,0 Prozent, über drei Jahre bei 14,6 Prozent gegenüber 14,4 Prozent.

  • Laut Fondsselektoren adressiert dieses alternative Gewichtungssystem die unbeabsichtigten strukturellen Wetten, die bei traditionellen Equal-Weight-Indizes entstehen – etwa eine Übergewichtung bestimmter Länder oder Sektoren, nur weil dort mehr Titel notiert sind.

Einschätzungen von Fondsselektoren

Terry McGivern, Senior Research Analyst, AJ Bell

Das Produkt ist interessant. Gleichgewichtung war in den vergangenen 12 bis 18 Monaten ein großes Thema – vor allem angesichts der Dominanz der „Magnificent Seven“ in den USA. Daher überrascht es nicht, dass dieses Konzept nun auch auf globaler Ebene Einzug hält. Es birgt jedoch erhebliche Konzentrationsrisiken, die aus der hohen US-Gewichtung in globalen Benchmarks resultieren.

Ich begrüße, dass iShares nicht einfach auf eine klassische Gleichgewichtung setzt, sondern die Sektor- und Regionenneutralität beibehält. Eine einfache Gleichgewichtung kann zu willkürlichen Schieflagen führen, da sie auf der bloßen Anzahl der Titel pro Segment basiert – nicht auf fundamentalen Kriterien. Diese Kontrolle hilft, Bewertungs- und Klumpenrisiken zu mindern, während das übergeordnete Engagement im Einklang mit dem MSCI World bleibt.

Der Ansatz führt allerdings auch zu spürbaren Faktorwetten auf kleinere und weniger liquide Titel – ein Aspekt, den viele Anleger möglicherweise unterschätzen oder gar nicht vollständig erfassen. Zudem kann die Strategie zu höheren Transaktionskosten führen, da das regelmäßige Rebalancing aufgrund des Equal-Weight-Prinzips häufiger erforderlich ist. Wie bei allen Produkten dieser Art, die sich von einfachen, traditionellen und gut verstandenen Benchmark-Konzepten entfernen, sollten Anleger mit offenen Augen agieren. Es ist wichtig, genau zu verstehen, wie der Fonds arbeitet, welche Kompromisse er beinhaltet und ob man sich mit diesen bewusst arrangieren möchte, bevor man investiert.

Nach heutigem Stand wäre dies vermutlich kein Produkt, das wir in unseren Portfolios einsetzen würden. Wir bevorzugen eine Kombination aus regionalen Aktien- und Anleihepositionen, die wir durch eigene taktische Steuerung anpassen, um Themen wie Konzentration und Bewertung gezielt zu steuern – anstatt auf global ausgerichtete Lösungen zu setzen. Gleichwohl ist die Einführung dieses ETFs ein Beispiel dafür, wie aufmerksam Emittenten auf die Herausforderungen reagieren, mit denen institutionelle Investoren im Bereich der Indexierung konfrontiert sind. Dass neue Produkte entwickelt werden, um diese Probleme gezielt abzumildern, ist grundsätzlich positiv und ausdrücklich zu begrüßen.

Nathan Sweeney, CIO, Multi-Asset bei Marlborough

Dies ist eine interessante Weiterentwicklung der Equal-Weight-Idee. Traditionelle Strategien diversifizieren zwar weg von den Mega-Caps, neigen aber zu Übergewichtungen bestimmter Länder und Sektoren, etwa japanischer Industrie- oder US-Finanzwerte. Der Ansatz von BlackRock ist hier clever: Er reduziert diese Verzerrungen, bietet aber gleichzeitig die gewünschte Breite und Diversifikation.

Für Anleger, die Konzentrationsrisiken im Blick behalten, aber strukturelle Wetten vermeiden möchten, könnte der ETF ein nützlicher Mittelweg sein. Er verteilt das Engagement auf Unternehmen weltweit, ohne sich zu weit vom bekannten MSCI-World-Fußabdruck zu entfernen.

Der Preis dafür: Man verzichtet auf einige Faktorprämien – etwa Größe oder Wert –, die häufig zur Outperformance klassischer Equal-Weight-Strategien beitragen. Der ETF ist daher weniger eine Überzeugungswette, sondern eher ein Instrument des Risikomanagements.

Aus unserer Sicht ist entscheidend zu verstehen, welche Werkzeuge die Diversifikation verbessern und Risiken senken können. In dieser Hinsicht bietet der WEQW ein weiteres nützliches Instrument, das gut in ein traditionelles Portfolio passt und die Abhängigkeit von einer Handvoll Mega-Caps verringern kann. Wir werden das Produkt auf jeden Fall genauer prüfen.

Peter Sleep, Investment Director, Callanish Capital

Der ETF ist eine Alternative zur Marktkapitalisierungsgewichtung – und kostet nur 20 Basispunkte. Viele Manager sind derzeit besorgt über die Konzentration im US-Markt und suchen nach kostengünstigen Wegen, dagegenzuhalten. Dieses Produkt ist ein weiteres Werkzeug im Baukasten. Historisch hat der S&P 500 Equal Weight lange Zeit besser abgeschnitten als der marktgewichtete Index – bis etwa 2015, als die „Magnificent Seven“ die Oberhand gewannen. Angesichts ihres hohen Gewichts und des dominanten Technologiesektors würde ein reiner Equal-Weight-Weltindex heute eine deutlich höhere Tracking-Differenz aufweisen. Das neue iShares-Produkt reduziert diese, indem es Länder- und Sektorrisiken neutralisiert. Ich sage oft: Tracking-Differenz ist gleich Karriere-Risiko.

Der neue iShares Equal Weight lässt sich als eine Art „Version 2.0“ der traditionellen Gleichgewichtungsstrategie verstehen. Warum ich ihn dennoch als nur teilweise überzeugend bezeichne, hat einen einfachen Grund: Dem Konzept liegt die Theorie zugrunde, dass sich durch regelmäßiges, etwa vierteljährliches Rebalancing eine sogenannte Rebalancing-Prämie erzielen lässt. Diese setzt allerdings voraus, dass Aktienkurse tendenziell zur Mitte zurückkehren („mean reversion“). Mit anderen Worten: Anleger profitieren davon, wenn sie regelmäßig Gewinne realisieren, indem sie überdurchschnittlich gestiegene Titel verkaufen und im Gegenzug in die zwischenzeitlich gefallenen Werte investieren – in der Erwartung, dass sich deren Kurse wieder dem Durchschnitt annähern.

Diese Theorie ist in sich schlüssig. Doch wenn man an das Prinzip der Gleichgewichtung glaubt – warum sollte man dann ausgerechnet die neue Equal-Weight-Strategie von iShares wählen, die Länder- und Sektorgewichte neutralisiert? Implizit unterstellt man damit, dass der US- und Technologiesektor ihre Vormachtstellung behalten und sich eben nicht zum Mittelwert zurückbilden werden. Eine klassische Equal-Weight-Strategie hingegen geht gerade davon aus, dass die derzeitigen Gewinnerregionen und -sektoren irgendwann an Dynamik verlieren und sich wieder dem Durchschnitt annähern.

Man kann sich natürlich auch aus einem anderen Motiv für eine reine Equal-Weight-Strategie entscheiden – etwa, um die Diversifikation möglichst breit zu streuen und sich bewusst gegen die zunehmende Marktkonzentration auf wenige Schwergewichte zu positionieren. Das ist legitim. Doch stellt sich dann die Frage, warum man diese Diversifikation wieder einschränken sollte, indem man eine hohe Allokation in den USA und im Technologiesektor beibehält.Ein weiteres Risiko bei Equal-Weight-Strategien besteht darin, dass selbst der neue risikosensible Equal-Weight-ETF von BlackRock tendenziell Small Caps übergewichten wird. In Abschwungphasen reagieren diese Werte meist stärker als Large Caps. Warum genau, ist nicht eindeutig geklärt. Eine gängige Theorie besagt, dass kleinere Unternehmen einem höheren Insolvenzrisiko ausgesetzt sind, weil sie weniger Zugang zu günstiger Finanzierung haben. Unabhängig von der Ursache bedeutet dies, dass Equal Weight – egal ob klassisch oder modifiziert – in Abschwüngen volatiler ausfallen kann. Historische Erfahrungen bestätigen dies.

Persönlich würde ich nicht übereilt in ein solches Produkt investieren. Ob es sinnvoll ist, hängt stark vom Risikobudget und persönlichen Präferenzen ab. Wer sich Sorgen um die Konzentration im US-Markt macht, auf Marktkapitalisierungsgewichtung verzichten möchte und die potenzielle Tracking-Differenz im Blick hat, könnte stattdessen auf aktive „Research Enhanced“-Fonds großer Häuser wie Fidelity, Capital oder JP Morgan setzen.

BlackRock selbst hat darüber hinaus im American Income Investment Trust eine systematische, aktive Strategie umgesetzt. Sie stellt eine Weiterentwicklung der Research Enhanced ETFs dar und integriert Big Data, KI, klassische Risikofaktoren und menschliche Expertise auf risikokontrollierte Weise. Leider ist dieses Konzept derzeit weder global noch in ETF-Form verfügbar.

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