Europäische ETF-Anleger scheinen im "Risk-on"-Modus zu sein. Die geschätzten Nettozuflüsse im Mai 2025 lagen mit 27,0 Milliarden Euro deutlich über denen im April (17,7 Milliarden Euro). Die Aprilwerte waren erwartungsgemäß niedrig. Markt turbulenzen um ein mögliches neues US-Zollregime und dessen Auswirkungen auf die globale Konjunkturerwartung dämpften die Stimmung.
Unter Berücksichtigung der Nettozuflüsse im Mai steuert die europäische ETF-Branche auf einen neuen Rekord bei den Nettozuflüssen zum Jahresende zu, sofern sich der aktuelle Trend fortsetzt.
Allerdings gab es im Mai auch einige Markt turbulenzen während der Berichtssaison. Die möglichen Auswirkungen neuer Zölle ließen sich vor der endgültigen Festlegung nicht in die Unternehmensgewinne einpreisen. Dies führte bei einigen Unternehmen zu fehlenden Gewinnprognosen.
Zudem beeinflussten die Erwartungen zu künftigen Zentralbankentscheidungen in verschiedenen Wirtschaftsregionen die Anlegerstimmung. Dies galt insbesondere für die Anleihemärkte in den USA und Japan, die beide unter Druck standen.
Die Spannungen am US-Anleihemarkt zeigten sich bei den geschätzten Nettozuflüssen. Staatsanleihen (Bond USD Government) verzeichneten mit -0,9 Milliarden Euro die höchsten Abflüsse im Berichtsmonat. Da japanische Anleihen (Bond JPY) keine Kernanlageklasse im europäischen ETF-Markt darstellen, war die Reaktion europäischer Anleger mit -0,02 Milliarden Euro nur gering.
Generell waren Aktien-ETFs mit Zuflüssen von 19,0 Milliarden Euro die meistverkaufte Anlageklasse im Mai. Anleihen-ETFs (7,3 Milliarden Euro) folgten auf Platz zwei, trotz der angespannten Situation an den Anleihemärkten. Europäische Anleger bevorzugten im Mai Euro-Anleihen. Nur Euro-Anleihe-Kategorien waren unter den 20 meistverkauften Lipper-Kategorien.
Im Einklang mit dem allgemeinen Trend waren globale Aktien (Equity Global) mit 6,9 Milliarden Euro die meistverkaufte Lipper-Kategorie im Mai. Es folgten US-Aktien (Equity US) mit 3,4 Milliarden Euro und Europa-Aktien (Equity Europe) mit 2,8 Milliarden Euro. Da globale und US-Aktien die ersten beiden Plätze belegten, scheint das Zuflussmuster zum langfristigen Trend zurückgekehrt zu sein.
Die Präsenz von Europa- und Eurozone-Aktien (Equity Europe, Equity Eurozone) auf dieser Liste wiederholt einen Trend, der seit der Wahl von Präsident Trump zu beobachten ist. Zuflüsse in europäische Aktien scheinen somit für die Nettozuflüsse nach Lipper-Kategorien zur neuen Normalität zu werden.
Aktien aus Großbritannien (Equity UK) mit -0,6 Milliarden Euro und Deutschland (Equity Germany) mit -0,4 Milliarden Euro gehörten zu den fünf Lipper-Kategorien mit den höchsten geschätzten Abflüssen im Mai. Während europäische Anleger britische Aktien seit einiger Zeit netto verkaufen, dürften die Abflüsse bei deutschen Aktien Gewinnmitnahmen sein. Der DAX hat sich im bisherigen Jahresverlauf besser als andere Märkte entwickelt.
Bei Betrachtung der Zuflüsse in Geldmarktprodukte im Mai ist es überraschend, Geldmarkt-USD (Money Market USD) mit 1,0 Milliarden Euro auf der Liste der meistverkauften Lipper-Kategorien zu sehen. Dies angesichts des aktuellen Trends eines schwächeren US-Dollars gegenüber dem Euro.
Detlef Glow ist Global Head of ETF Research bei LSEG Lipper.
Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar.
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