Nachdem die Rally bei großen Tech-Werten im ersten Halbjahr nachließ, sorgten exotischere Anlagen wie ETFs auf Öl, Uran und die Türkei für herausragende Renditen. Industrieländer kämpften indes mit Inflationsunsicherheiten im dritten Quartal.
Angeführt wurden die Gewinner von Rohöl-ETCs. Dazu zählen der WisdomTree Heating Oil ETC (HEAT), der WisdomTree Bloomberg WTI Crude Oil ETC (WTID) und der WisdomTree Petroleum ETC (AIGO). Sie legten im Quartal um 43,2%, 32,1% und 29,7% zu. Grund dafür war das größte Angebotsdefizit bei Öl seit über einem Jahrzehnt.
Die Produktionskürzungen durch Saudi-Arabien und Russland führten zu diesem Ungleichgewicht. Saudi-Arabien begann seine Drosselung im Juli.
Analysten erwarteten eine Verlängerung der Förderpausen bis Ende Oktober. Doch im September kündigte das von Kronprinz Mohammed bin Salman geführte Königreich an, die Drosselung bis Jahresende beizubehalten. Dies dient der Finanzierung der wirtschaftlichen Diversifizierung, inklusive des Baus der 500-Milliarden-Dollar-Megacity Neom.
Die Futures für Brent-Rohöl auf Novemberbasis stiegen daraufhin um mehr als 27% im dritten Quartal.
Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) prognostiziert laut aktuellen Daten, dass die Ölnachfrage im vierten Quartal das Angebot um 3,3 Millionen Barrel pro Tag übersteigen wird.
Die US-Rohölproduktion erreichte laut Energy Information Administration den höchsten Stand seit November 2019. Allerdings sank die Gesamtzahl aktiver Bohranlagen in den USA im zweiten und dritten Quartal um 132. Neue Förderquellen sind noch nicht online, um von den jüngsten Preissteigerungen zu profitieren.
Dennoch verzeichneten der iShares Oil & Gas Exploration & Production UCITS ETF (SPOG) und der Invesco US Energy Sector UCITS ETF (XLES) im Q3 Gewinne von 17,2% bzw. 12,2%.
Abseits des Ölgeschäfts
Im Bereich alternativer Energien gaben die Uran-Mining-ETFs nach Konsolidierung der Minenaktienbewertungen ihre Spitzenpositionen in den Performance-Charts des Q3 nur knapp ab.
Dennoch schloss der HANetf Sprott Uranium Miners UCITS ETF (URNM) das Quartal als Top-Performer unter den UCITS-ETFs mit 41,4% Gewinn ab. Der Global X Uranium UCITS ETF (URNU) erzielte 26,9%.
Die ETFs bilden nicht nur Uran-Bergbauaktien ab, sondern bieten auch Zugang zum Kassakurs von Uran. Dieser erreichte zuletzt Höchststände seit 2011 und durchbrach die Marke von 73 US-Dollar pro Unze.
Ähnlich wie beim Öl stützen Sorgen um das Angebot die jüngsten Preissteigerungen. Dazu zählt ein Militärputsch im Niger, der die Versorgung französischer Kernkraftwerke mit preisgünstigem Uran gefährdet.
Zudem flammten Sorgen über Sanktionen gegen US-Importe von russischem Uran auf. Die USA benötigen laut Berichten mindestens fünf Jahre, um alternative Bezugsquellen zu finden.
Strukturell rückte Kernenergie nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wieder in den Fokus. Japan nahm zehn Reaktoren wieder in Betrieb. Dies geschah erstmals seit der Katastrophe von Fukushima 2011.
Südkorea, Belgien, Schweden und die Niederlande haben ihre frühere, zurückhaltende Haltung zur Kernenergie revidiert. Die USA, Großbritannien, Frankreich, Kanada und Indien kündigten den Ausbau ihrer Kapazitäten an.
Türkei: Rückkehr zur geldpolitischen Orthodoxie
Auf den Aktienmärkten sorgten starke Gewinne türkischer Titel erneut für Aufsehen. Anders als bei früheren Anstiegen deutet eine geänderte Geldpolitik auf einen nachhaltigeren Aufschwung hin.
Nach dem URNM zählten der Lyxor MSCI Turkey UCITS ETF (TUR) und der iShares MSCI Turkey UCITS ETF (ITKY) zu den Top-Performern unter den UCITS-ETFs im Q3. Sie legten um 33,8% bzw. 32,8% zu.
Der starke Anstieg folgte, nachdem Präsident Recep Tayyip Erdoğan nach seinem Wahlsieg im Mai die Geldpolitik des Landes reformierte. Er ernannte Hafize Gaye Erkan zur neuen Zentralbankchefin. Sie gilt als orthodoxer.
Nach ihrer Ernennung erhöhte Erkan den Leitzins um 7,5%. Dies war ein deutlich hawkisherer Auftakt als erwartet. Ziel ist die Bekämpfung der hohen Inflation.
Dies könnte türkischen Aktien, auf die heimische Anleger zur Absicherung gegen die Lira-Abwertung setzten, etwas Glanz nehmen. Doch der Schwenk zur geldpolitischen Orthodoxie zog ausländisches Interesse an türkischen Wertpapieren wieder an.
Ausländische Investoren pumpten zwischen Anfang Juni und Anfang September 1,4 Milliarden Dollar in türkische Aktien. Die türkischen Banken VakifBank und Yapi Kredi verkauften gemeinsam US-Dollar-Anleihen im Wert von 1,3 Milliarden Dollar. Die Allokationen ausländischer Investoren in Aktien und Anleihen des Landes bleiben jedoch nahe historischer Tiefststände.










