Die Europäische Kommission treibt die Pläne für einen „Consolidated Tape“ (einheitliches Handelsband) für den europäischen Markt voran. Die lang erwartete Reform soll Handelsdaten zu Aktien „so nah wie technisch möglich in Echtzeit“ liefern.
In einem gestern veröffentlichten Vorschlag erklärte die Kommission, dass die Einführung eines „Consolidated Tape“ die Preistransparenz und den Wettbewerb über die fragmentierten Handelsplätze Europas verbessern würde. Dies würde mehr Privatanleger und Kleinanleger zum Investieren befähigen.
Dies ist Teil eines umfassenderen Reformprogramms der EU. Ziel ist der Aufbau einer Kapitalmarktunion, die mit London und New York konkurrieren kann.
Der Schritt gilt alsentscheidendfür das weitere Wachstum von ETFs in der Region. Er unterstreicht deren einzigartige Liquiditäts- und Transparenzmerkmale sowie ihre Funktion als liquide und sichere Anlagevehikel.
Das Fehlen eines „Consolidated Tape“ war einzentrales Problem für das europäische ETF-Ökosystem. Anleger können derzeit die tatsächliche Liquidität eines Produkts nicht erkennen. Sorgen bezüglich der Umsetzung haben den Prozess verzögert.
Die Kommission betonte jedoch, dass die Einführung zu einem hohen Verbraucherschutz für EU-Bürger beitragen und ihnen eine größere Auswahl an Anlagemöglichkeiten bieten würde.
Die Kommission erklärte, das Handelsband sei besonders wichtig für die Emission von Unternehmensanleihen. Ziel sei es, die Liquidität des Sekundärhandels mit Euro-denominierten Schuldtiteln zu verbessern.
Im Rahmen dieses Schritts müssten europäische Börsen Daten an einen neu geschaffenen Anbieter des „Consolidated Tape“ senden. Dieser würde die Daten dann mit „identischen Tags und Formaten“ veröffentlichen.
Für jede Anlageklasse, einschließlich ETFs, wird ein eigener Anbieter des „Consolidated Tape“ geschaffen.
Laut der European Fund and Asset Management Association (EFAMA) wird der Anbieter verpflichtet sein, die Handelsdaten für ETFs und Aktien innerhalb von Sekunden zu liefern. Diese Zeitverzögerung kann für Anleger kritisch sein. Sie birgt das Risiko einer Wertverzerrung des Handels, besonders in volatilen Phasen wie im März 2020.
EFAMA begrüßte die Nachricht und erklärte, die Vorteile seien „weit umfassender als die spezifischen Bedürfnisse der Vermögensverwaltungsbranche“.
Tanguy van de Wurve, Generaldirektor von EFAMA, fügte hinzu: „Der Vorschlag ist breit gefächert, umfassend und gut durchdacht.“
„Wir glauben, dass er eine solide Grundlage für die Einführung eines aussagekräftigen „Consolidated Tape“ in nicht allzu ferner Zukunft bietet. Voraussetzung ist jedoch, dass die für die Börsen vorgesehenen ,Mindestumsatzziele‘ angemessen bleiben und ein erschwingliches Handelsband ermöglichen.“
Der Branchenverband wies jedoch auf verbleibende Probleme hin. Es gebe „belastende und komplexe“ Lizenzvereinbarungen mit Datenanbietern. Diese adressierten nicht das Problem der „stetig steigenden Preise der Börsen“.
Susan Yavari, Referentin für Regulierungspolitik bei EFAMA, ergänzte: „Auch mit einem „Consolidated Tape“ bleibt das Problem der überhöhten Datenkosten für Vermögensverwalter bestehen.“
„Ein nicht unwahrscheinliches Szenario wäre, dass Vermögensverwalter mit dem aktuellen Vorschlag sogar höhere Kosten tragen. Sie würden für ein ,Consolidated Tape‘ zahlen und zusätzlich teure proprietäre Datenfeeds beziehen, da das Handelsband keinen Ersatz dafür darstellt.“




