European ETF Flow Insights
Branchen-Updates

Europäische ETF-Ströme: Ein Rekord-Auftaktquartal

Europäische Aktien-ETFs verbuchten 15 Mrd. € Zuflüsse im Q1

Verfasst von:

Veröffentlichungsdatum

Lesezeit

4 mins

Artikel teilen

Der März 2025 brachte der europäischen ETF-Branche weitere starke Zuflüsse von 24,4 Mrd. €. Diese Transaktionen trieben die Gesamteinnahmen für das erste Quartal 2025 auf 87,1 Mrd. €. Obwohl die geschätzten März-Zuflüsse die niedrigsten monatlichen ETF-Einnahmen des bisherigen Jahres darstellten, zeigt dieses Niveau die starke Nachfrage europäischer Investoren nach ETFs.

Könnte die europäische ETF-Branche die Nettozuflüsse auf dem Niveau des ersten Quartals für den Rest des Jahres halten, würde sie einen absoluten Rekord für Jahreszuflüsse auf einem völlig neuen Niveau erzielen.

Die Zuflüsse in der europäischen ETF-Branche für Q1 2025 wurden von Aktien-ETFs (+71,3 Mrd. €) angeführt. Es folgten Anleihen-ETFs (+9,3 Mrd. €), Geldmarkt-ETFs (+5,5 Mrd. €), Rohstoff-ETFs (+0,7 Mrd. €) und Multi-Asset-ETFs (+0,3 Mrd. €). Auf der anderen Seite verzeichneten Alternative-ETFs (-0,1 Mrd. €) im Q1 2025 die einzigen Abflüsse.

Es mag überraschen, dass ETFs im negativen und volatilen Marktumfeld des Q1 2025 derart hohe Zuflüsse verzeichneten. Grundsätzlich ist es nicht ungewöhnlich, starke ETF-Zuflüsse bei unklaren Märkten zu sehen. Investoren bevorzugen in turbulenten Zeiten liquide und transparente Produkte.

Die hohen geschätzten Nettozuflüsse im Aktiensegment wirken auf den ersten Blick wie das übliche Geschäft. So dominierte der globale Aktienfonds (Equity Global, +19,9 Mrd. €) die Rangliste der zehn meistverkauften Lipper Global Classifications des Monats.

Ein genauerer Blick auf die zehn meistverkauften Lipper-Klassifikationen zeigt jedoch: Der negative Trend mit Abflüssen aus europäischen Aktien (Equity Europe, +9,9 Mrd. €) und Eurozonen-Aktien (Equity Eurozone, +5,1 Mrd. €) hat sich 2025 umgekehrt. Investoren kauften im Q1 2025 kontinuierlich ETFs aus diesen beiden Kategorien.

Europäische Investoren kehren also zum „alten Kontinent“ zurück, nachdem sie ihn lange untergewichtet hatten. Noch überraschender war, dass Branchen-Aktien (Equity Sector Industrials) die viertplatzierte Klassifikation im Q1 2025 waren.

Dies könnte auf eine Veränderung der allgemeinen Asset Allocation hindeuten. Bis Januar 2025 bevorzugten Investoren Informationstechnologie gegenüber anderen Sektoren. Man könnte dies so interpretieren: Der Start von DeepSeek in China lenkte die Aufmerksamkeit europäischer Investoren zurück zur Realwirtschaft.

Apropos China: Europäische Investoren sind seit der COVID-19-Pandemie nicht mehr bullish auf China eingestellt. Sie sehen die Wirtschaft des Landes als herausfordernd an. Dies betrifft vor allem den Immobiliensektor und die Erreichung prognostizierten Wachstums. Die chinesische Bevölkerung altert zudem vergleichsweise schnell im Vergleich zu anderen Schwellenländern.

Keine dieser strukturellen Herausforderungen hat sich bisher geändert. Doch der Start von DeepSeek AI zeigte: China kann selbst auf höchstem technologischem Niveau mit westlichen Volkswirtschaften konkurrieren. Vor diesem Hintergrund war der chinesische Aktienfonds (Equity China, +3,9 Mrd. €) die siebtplatzierte Lipper-Klassifikation im Q1 2025.

Eine wirkliche Überraschung bei den geschätzten Fondstrendflüssen: Keine Anleihenklassifikation schaffte es in die Top 10 der meistverkauften Lipper-Klassifikationen im Q1 2025.

Der globale Anleihenfonds in USD (Bond Global USD, +2,0 Mrd. €) belegte den zwölften Platz im Quartal. Bei Anleihen gab es gemischte Trends hinsichtlich Duration, Bonität oder Emittenten. Das deutlichste Beispiel hierfür sind Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating.

Während globale Unternehmensanleihen in USD (Bond Global Corporates USD, +1,2 Mrd. €), in EUR (Bond Global Corporates EUR, +0,3 Mrd. €) und in lokalen Währungen (Bond Global Corporates in Local Currencies, +0,3 Mrd. €) Zuflüsse verzeichneten, gab es bei britischen Unternehmensanleihen (Bond GBP Corporates, -0,005 Mrd. €), Euro-Unternehmensanleihen (Bond EUR Corporates, -1,1 Mrd. €) und US-Unternehmensanleihen (Bond USD Corporates, -1,1 Mrd. €) Abflüsse. Das sind zwar geringe Beträge, doch Trends beginnen oft mit kleinen Veränderungen.

Darüber hinaus scheint sich der Trend zu Geldmarktprodukten etabliert zu haben. Im Quartal gab es Nettozuflüsse in Geldmarkt-ETFs (+5,5 Mrd. €), angeführt von Geldmarkt-ETFs in EUR (Money Market EUR, +5,1 Mrd. €). Angesichts der geringen Anzahl verfügbarer Währungen für Geldmarkt-ETFs ist es keine Überraschung, dass die geschätzten Nettozuflüsse konzentrierter sind als im Segment der Publikumsfonds.

Man sollte jedoch bedenken, dass die Zuflüsse in Geldmarktprodukte auf die weiterhin leicht inversen Zinskurven zurückzuführen sein könnten. Investoren wollten möglicherweise höhere Zinsen bei geringerem Duration-Risiko als im Anleihensegment realisieren. Daher könnten Geldmarkt-ETFs in Zukunft ein sicherer Hafen für ETF-Investoren werden, die ihr Gesamtrisiko im Anleihensegment reduzieren wollen.

Detlef Glow ist Head of Lipper EMEA Research bei Refinitiv.

Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar.

Die geäußerten Ansichten spiegeln die Meinung des Autors wider und nicht notwendigerweise die von LSEG Lipper oder LSEG.

In diesem Artikel vorgestellt

ETFs

Keine ETFs verfügbar.

THEMEN

Keine THEMEN verfügbar.

VERWANDTE ARTIKEL