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Europäische ETF-Zuflüsse: Ein Rekordjahr – doch nicht für Anleihen und Alternativen

US-Aktien-ETFs verzeichneten Zuflüsse von 85,2 Mrd. €

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Die europäische ETF-Branche verzeichnete 2024 Rekordzuflüsse von 256,4 Milliarden Euro. Dies übertraf die Mittelzuflüsse des bisherigen Rekordjahres 2021 deutlich, als ETFs Nettomittelzuflüsse von geschätzten 161,4 Milliarden Euro verzeichneten.

Aktien-ETFs zogen mit 198,5 Milliarden Euro die höchsten Summen an. Die Zuflüsse in Aktien-ETFs stehen im Kontrast zu Abflüssen von 62,2 Milliarden Euro aus aktiv gemanagten Publikumsfonds. Europäische Anleger bevorzugen demnach Aktienanlagen in ETFs gegenüber Publikumsfonds.

Anleihen waren mit 295,9 Milliarden Euro Zuflüssen die meistverkaufte Anlageklasse in der europäischen Fondsbranche. Die vergleichsweise geringen Zuflüsse von 37,7 Milliarden Euro in Anleihen-ETFs waren daher überraschend. Dieses Muster deutet darauf hin, dass Anleger im Anleihensegment aktiv gemanagten Publikumsfonds gegenüber ETFs den Vorzug geben.

Ein Grund dafür könnte die begrenzte Auswahl an Strategien sein. Anleger suchen möglicherweise aktivere oder weniger eingeschränkte Produkte statt reiner Indexprodukte. Dies könnte sich ändern, da wir in naher Zukunft verstärkte Promoter-Aktivitäten bei der Einführung aktiver Anleihen-ETFs erwarten.

Anleger benötigen für ihre Fondsauswahl jedoch oft eine längere Historie. Aktive Anleihen-ETFs werden daher voraussichtlich erst dann auf großes Interesse stoßen, wenn sie eine robustere Historie vorweisen können.

Zusätzlich überraschten die hohen Zuflüsse in Geldmarkt-ETFs im Jahr 2024. Geldmarktprodukte spielen in der europäischen ETF-Industrie normalerweise keine wichtige Rolle.

Die Zuflüsse in Geldmarktprodukte im Jahr 2024 scheinen jedoch durch inverse Zinskurven getrieben zu sein. Anleger wollen höhere Zinsen bei geringerem Zinsänderungsrisiko erzielen als im Anleihensegment.

Ein Blick auf die meistverkauften Lipper-Klassifikationen zeigt keine Überraschungen. ETFs der Klassifikation „Equity US“ verzeichneten die höchsten Nettomittelzuflüsse von 85,2 Milliarden Euro im Jahr 2024.

Darauf folgen „Equity Global“ mit 64,5 Milliarden Euro, „Money Market EUR“ mit 11,5 Milliarden Euro, „Money Market USD“ mit 10,6 Milliarden Euro und „Equity US Small & Mid Cap“ mit 9,6 Milliarden Euro.

Die Zuflüsse in „Equity US Small & Mid Cap“ könnten darauf hindeuten, dass europäische Anleger 2024 mit der Diversifizierung ihrer Portfolios begannen. Der Marktanteil führender US-Aktien stieg im Jahresverlauf weiter an.

Angesichts der vielschichtigen Renditetreiber im Anleihensegment – Basiswährung, Bonität, Emittent – war es keine Überraschung, dass nur Anleihenklassifikationen wie „Bond Global USD“ und „Bond EMU Government“ unter den Top 10 waren. Diese verzeichneten Zuflüsse von 6 Milliarden bzw. 4,8 Milliarden Euro.

Am unteren Ende der Rangliste zeigen sich Klassifikationen mit Nettomittelabflüssen, selbst in einem Rekordjahr. Da diese Abflüsse jedoch gering sind, lassen sie keine Trends erkennen.

„Bond Emerging Markets Global in Local Currencies“ war die Lipper-Klassifikation mit den höchsten Abflüssen im Jahr 2024 mit 2,4 Milliarden Euro. Darauf folgen „Bond USD Government“ mit -1,9 Milliarden Euro und „Equity Theme – Alternative Energy“ mit -1,2 Milliarden Euro.

Wenn man eine Annahme über die Lipper-Klassifikationen mit Abflüssen treffen müsste, wäre es fair zu sagen, dass europäische Anleger generell ihre Engagements in exotischeren oder Nischenmärkten reduziert haben.

Detlef Glow ist Head of Lipper EMEA Research bei Refinitiv.

Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar.

Die geäußerten Ansichten spiegeln die Meinung des Autors wider und nicht zwangsläufig die von LSEG Lipper oder LSEG.

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