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Interview

Experten am Wort: Ben Seager-Scott von Tilney

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Experten am Wort ist eine neue Serie.

ETF Stream präsentiert diese Reihe. Alle zwei Wochen interviewen wir wichtige Persönlichkeiten aus Fondsselektion und Research zur ETF-Branche.

Die Fondsselektion spielt eine entscheidende Rolle im Portfolioaufbau. Nach der Asset-Allokation entscheiden diese Experten, wie sie investieren – über Investmentfonds, Investment Trusts oder ETFs.

ETFs werden immer wichtiger im Anlageuniversum. Diese Serie zeigt, wie führende Fondsselektoren ETFs einsetzen. Sie beleuchtet auch, was ETF-Anbieter tun können, um die Akzeptanz weiter zu fördern.

An der Reihe ist Ben Seager-Scott, Leiter Multi-Asset bei Tilney. Das Wealth-Management-Haus ist eine feste Größe in der Branche. Er kam 2011 von Whitechurch Securities zu Tilney. Dort hatte er verschiedene Positionen inne, darunter Senior Research Analyst, Director of Investment Strategy und Chief Investment Strategist.

Wie hoch ist der Anteil von ETFs/Indexfonds in Ihrem Portfolio?

Das hängt stark vom Portfolio und dessen Mandat ab. Ich verwalte eine Fondspalette, die aktive Asset-Allokation mit passiven Instrumenten nutzt. Diese besteht naturgemäß vollständig aus ETFs/Indexfonds/passiven Basiswerten (ohne hier die Komplexität der „passiven“ Definition aufgreifen zu wollen).

Bei meinen breiter aufgestellten Kernportfolios setze ich primär auf aktive Manager. Mein Analystenteam hat klare, belegbare Überzeugung, dass diese nach Kosten über den Marktzyklus hinweg Wert schaffen können. Ergänzt werden diese durch passive Instrumente, typischerweise ETFs. Dies ermöglicht mir taktische Handelsentscheidungen und die Feinabstimmung von Engagements. Diese machen in meinen Kernportfolios meist 10-20% aus.

Wann haben Sie begonnen, in ETFs zu investieren?

Ich nutze ETFs schon so lange, wie ich in der Branche tätig bin – etwas mehr als zwölf Jahre. Sie waren stets nützliche Werkzeuge, um Anlageideen umzusetzen.

Mit der Entwicklung der ETF-Branche stehen mehr Instrumente zur Verfügung. Diese ermöglichen eine immer präzisere Umsetzung von Anlagestrategien.

Welche Anlageklassen investieren Sie typischerweise über ETFs?

Ich halte die meisten etablierten Anlageklassen für eine ETF-Investition für geeignet, sofern sie unsere Due Diligence bestehen.

Am besten eignen sich eindeutig einfache und liquide Bereiche. Dazu zählen Large-Cap-Aktien aus dem Vereinigten Königreich und den USA, Staatsanleihen und über ETCs auch Edelmetalle wie physisches Gold.

Dennoch gibt es für die meisten wichtigen Aktien- und Rentenmärkte geeignete ETFs, sofern eine ausreichende Liquidität vorhanden ist.

Welche Bereiche meiden Sie?

Bereiche mit geringer Liquidität wie Immobilien oder Private Equity sind meiner Meinung nach ungeeignet. Ebenso würde ich bei undurchsichtigen oder sehr komplexen Produkten, wie Hedgefonds-Strategien, auf ein ETF-Format verzichten (obwohl Long-Short-Aktienfaktor-Strategien interessant sein könnten).

Wie wählen Sie ETFs aus?

Ich habe einen detaillierten Due-Diligence-Prozess. Dieser teilt sich grob auf in die Prüfung der Anlagestrategie und des Instruments selbst.

Bei der Anlagestrategie prüfe ich, ob es sinnvolle Unterschiede zwischen vergleichbaren Marktexposures gibt. Zudem stelle ich sicher, dass ich die Details des Investmentansatzes verstehe. Ziel ist die bestmögliche Abbildung.

Experten am Wort: Dan Kemp von Morningstar

Bei komplexeren Strategien ist es wichtig, die Methodik und deren Folgen unter verschiedenen Marktbedingungen genau zu verstehen. Man sollte die Methodik auf ihre Grenzen testen – was würde zu einem extremen Endergebnis führen?

Auf der Instrumentenseite ist intensive Analyse erforderlich. Wir prüfen die Struktur, Kontrahenten, Wertpapierleihe und Handelbarkeit von ETFs.

Diese Prüfung sollte unabhängig vom Anbieter erfolgen. Dazu gehört die Kostenanalyse – wir betrachten die laufende Tracking Difference statt der ausgewiesenen Gesamtkostenquote (OCF). Wir prüfen die Liquidität des ETFs und der Basiswerte. Zudem führen wir unabhängige Handelsanalysen durch, um die effizienteste Ausführung zu ermitteln.

Ziel ist die möglichst effiziente Umsetzung der Anlagestrategie. Dies basiert auf der echten Performance für den Kunden nach allen Kosten, explizit und implizit.

Welche ETF-Produkte würden Sie sich mehr wünschen?

Es gibt noch Verbesserungsbedarfbei den Anleiheangeboten.Wir wünschen uns präzisere Steuerungsmöglichkeiten für Engagements in Kredit- und Branchenrisiken. Auch die Machbarkeit von Long-Short-Aktienfaktor-Strategien wäre interessant.

Wo können ETF-Anbieter sich verbessern?

Einige Emittenten könnten ihre ETF-Vertriebsteams besser integrieren. Manchmal verweist selbst der Vertrieb für Indexprodukte an Spezialisten für ETFs. ETFs und ihre Vorteile sollten stärker einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, insbesondere über Plattformen und unabhängige Finanzberater (IFAs).

Experten am Wort ist eine neue Serie von ETF Stream. Alle zwei Wochen interviewen wir wichtige Persönlichkeiten aus den Bereichen Fondsselektion und Research zur ETF-Branche.

Die vorherige Ausgabe von Experten am Wort mitIrene Bauer von Twenty20 Investmentslesen Siehier.

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