Die britische Finanzaufsicht FCA baut ihre Krypto-Expertise aus. Sie stellt 15 neue Mitarbeiter ein. Bisher suchte die Behörde Fakten, nun will sie den Handel mit digitalen Vermögenswerten regulieren.
Die Stellenausschreibungen laufen seit Ende Mai auf der FCA-Website. Gesucht werden Spezialisten für Politikfragen und Datenanalysten aller Karrierestufen, berichtet Financial News.
Zudem lud die Aufsichtsbehörde Teilnehmer aus der Krypto-Branche zu einem 'Krypto-Sprint' ein. Ziel ist die Schulung von Mitarbeitern über die Funktionsweise des Sektors. Eine dauerhafte Leitung für die Abteilung für digitale Vermögenswerte fehlt noch.
Diese Expertise-Offensive folgt auf die Abstimmung der Europäischen Kommission am 10. Oktober. Die Kommission verabschiedete die MiCA-Verordnung (Markets in Crypto Assets).
Arvin Abraham, Partner der Anwaltskanzlei McDermott Will & Emery, kommentiert: „MiCA ist die erste umfassende und harmonisierte Regulierung von Krypto-Assets durch eine breite Staatengruppe. Sie schafft notwendige Leitlinien zum Schutz der Verbraucher.“
Im Sommer finalisierte die EU zudem ihre Pilotregelung für Distributed Ledger Technology (DLT). Diese erlaubt qualifizierten Firmen den Betrieb von DLT-basierten Handelsplattformen oder Abwicklungssystemen in einem regulatorischen Sandkasten, so die Anwaltskanzlei Linklaters.
Auch in anderen Regionen ändern Regulierer ihre Haltung zur Einbindung von Krypto-Assets in börsengehandelte Strukturen. Die US-Börsenaufsicht SEC genehmigte im Oktober den ersten Bitcoin-ETF. Australien begrüßte im Mai die ersten Krypto-ETFs.
Dies steht im deutlichen Gegensatz zur Entscheidung der FCA, den Zugang für Privatanleger zu verbieten für Krypto-Exchange-Traded Notes (ETNs) ab Januar 2021. Damals hieß es: „Wenn Verbraucher in diese Produkte investieren, sollten sie darauf vorbereitet sein, ihr gesamtes Geld zu verlieren.“
Im Jahr 2019 erklärte Christopher Woolard, Executive Director für Strategie und Wettbewerb bei der FCA: „Die meisten Verbraucher können Derivate auf Basis unregulierter Krypto-Assets nicht zuverlässig bewerten. Die Kurse sind extrem volatil. Globale Erfahrungen zeigen, dass Finanzkriminalität auf Krypto-Märkten zu plötzlichen und unerwarteten Verlusten führen kann.
„Daher sind diese Derivate und Exchange-Traded Notes für Privatanleger ungeeignete Anlagen.“
Drei Jahre später könnte die Stellensuche der FCA ein Zeichen sein. Die Aufsichtsbehörde holt offenbar proaktivere Regulierer ein. Dies geschieht auch, da der designierte Premierminister Rishi Sunak im April Pläne vorlegte, Großbritannien zu einem „Krypto-Hub“ für Innovationen bei digitalen Vermögenswerten zu machen.
Bradley Duke, Mitgründer und CEO von ETC Group, warnte zuvor, dass die Haltung der FCA zu Krypto und Krypto-ETPs dazu führen könnte, dass „Hunderte, wenn nicht Tausende“ Arbeitsplätze nach Deutschland, die Schweiz, Schweden oder in die Niederlande wandern statt nach Großbritannien.
Dies zeigte sich bereits in den letzten zwei Jahren. Emittenten brachten ihre Produkte vermehrt in diesen Ländern auf den Markt. Luxemburg erlaubte Unternehmen die Verwaltung von Krypto-Fonds. Guernsey schuf die erste Bitcoin-„ETF“-Umgehungslösung.
Anleger, die auf eine Wandlung der FCA von Skepsis zu Akzeptanz hoffen, könnten jedoch enttäuscht werden.
Nach dem Absturz von TerraUSD im Mai erklärte der Internationale Währungsfonds (IWF), die Auswirkungen auf das breitere Finanzsystem seien bisher begrenzt. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnte jedoch bald vor „tieferen strukturellen Mängeln“ bei Krypto-Assets.
Ähnlich wie bei ESG hinkt Großbritannien bei der Regulierung neuer Anlageklassen der EU hinterher. Anleger müssen abwarten, bis die FCA ihre Krypto-Expertise ausgebaut hat. Erst dann wird sich zeigen, ob digitale Vermögenswerte unter ihre Regulierung fallen.
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