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Haben ETF-Investoren genug Werkzeuge, um Japan zu nutzen?

Lücken im Produktangebot, hohe Gebührenunterschiede und die 80%ige BoJ-Beteiligung prägen Japan-ETFs.

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Der Leitindex Nikkei 225 erreicht den höchsten Stand seit 30 Jahren. Anleger richten ihren Fokus auf die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. Dennoch gibt es Lücken im aktuellen Angebot an Japan-ETFs in Europa.

Der größte Japan-ETF des Kontinents, der iShares Core MSCI Japan IMI UCITS ETF (SJPA) mit 4 Mrd. Dollar, stieg bis zum 15. Juni um 15,2%. Dies veranlasste globale Investoren, allein im Mai über 1,9 Mrd. Dollar in Japan-ETFs zu investieren.

Japanische Aktien haben einen besonderen Status erlangt. Bankensektor-Schocks und eine konzentrierte Tech-Rally in den USA treiben Multi-Asset-Investoren zu mehr Engagements im Aktienland. Das erklärt Hal Cook, Senior Investment Analyst bei Hargreaves Lansdown.

„Starke Wirtschaftsdaten, wie das für Q1 auf 0,7% angehobene BIP-Wachstum, hartnäckige Inflation und eine weiterhin ultralockere Geldpolitik kommen zusammen. Dazu kommt die Unternehmensführung-Reform. Das macht Japan für Investoren attraktiv“, so Cook.

Starinvestor Warren Buffett reiste im April nach Japan. Er bestätigte, seine Positionen in japanischen Unternehmen aufgestockt zu haben. Japan-Aktienmanager berichten von steigenden Nettozuflüssen und Anfragen. Das spricht gegen eine kurzfristige Rally.

Japan ETF-Angebot

Unabhängig davon, ob die jüngste Rally von Dauer ist, argumentieren Fondsselektoren. Wayne Nutland, Fondsmanager bei Premier Miton, sieht das ETF-Angebot als nicht ausreichend entwickelt an.

Er bemängelt vor allem das Fehlen von Faktor- und systematischen ETFs für japanische Aktien.

„Japan weist im Vergleich zur Welt ungewöhnliche Merkmale auf. Viele Unternehmen haben niedrige Bewertungen, geringe Verschuldung und Verbesserungspotenzial bei Margen und Eigenkapitalrenditen (ROE)“, sagt Nutland.

„Der Markt böte Raum für Faktor- oder systematische Strategien. Diese sind jedoch noch nicht in UCITS-Form verfügbar.“

Für US-Aktien gibt es neun Europa-gelistete Value-Factor-ETFs. Für japanische Aktien existiert keiner.

Nutland sieht auch bei Währungsbewegungen Potenzial. Der Yen bietet zwar Diversifikation in Risikophasen. Japanische Aktien steigen aber oft bei Yen-Schwäche. Währungsgesicherte Japan-ETFs schnitten in Aufwärtsphasen besser ab.

Japan-ETFs mit Absicherung gegen zyklische Währungen wie das Britische Pfund zeigten in diesem Jahr deutliche Outperformance. Der WisdomTree Japan Equity UCITS ETF – GBP Hedged (DXJP) mit 223 Mio. Dollar erwirtschaftete 37,2%. Dies ist die beste Performance 2023.

Allerdings kostet DXJP mit 0,45% Gebühr das Neunfache des günstigsten Japan-ETFs. Der Amundi Prime Japan UCITS ETF (PR1J) verlangt nur 0,05%.

„Wahrscheinlich wegen des geringen globalen Anlegerinteresses ist die UCITS-ETF-Landschaft für japanische Aktien weniger entwickelt. Es gibt weniger Produkte, kleinere verwaltete Vermögen (AUM) und höhere Gebühren, besonders bei währungsgesicherten Produkten“, so Nutland.

Aktienmarkt-Horizont

ETFs spielen bereits eine wichtige Rolle. Die Bank of Japan (BoJ) hält seit 2010 japanische Aktien-ETFs im Wert von 379,5 Mrd. Dollar. Dies ist Teil ihrer geldpolitischen Strategie.

Bis 2021 machte die Zentralbank 80% aller in Japan-Aktien-ETFs gehaltenen Vermögen aus. Das entsprach 7% des japanischen Aktienmarktes von damals 6 Billionen Dollar.

Die BoJ kündigte an, künftig nur noch TOPIX-ETFs zu kaufen. Nikkei-Tracking-ETFs stellt sie ein. Der Nikkei 225 fiel daraufhin um 6,1%, ohne dass die BoJ tatsächlich handelte.

Es ist daher nicht überraschend, dass Beobachter einen Vorschlag von Japans Finanzminister Shunichi Suzuki aufmerksam verfolgen. Er schlug bei einem G7-Treffen im Mai vor, den ETF-Bestand der BoJ zu verkaufen. Ziel sei die „Sicherung von Einnahmequellen“.

Suzuki schlug vor, die ETFs zum Buchwert zu kaufen. Dies entspräche einer Reduzierung um 114 Mrd. Dollar gegenüber dem aktuellen Marktpreis. Ziel ist die Umverteilung von Vermögen an junge Japaner. Dies soll dem Alters-Vermögens-Gefälle entgegenwirken.

Ob die ETFs zur Erzielung von Einnahmen oder zur direkten Weitergabe an Bürger verkauft werden – es ist zu bedenken, welche Auswirkungen potenzielle Verkäufe im Wert von Hunderten von Milliarden Dollar auf die zugrundeliegenden Märkte haben könnten.

„Japan ist günstig, die USA sind teuer. Das ist aber schon länger so“, sagt Peter Sleep, Senior Investment Manager bei 7IM. „Der Überhang der Staatsaktien ist ein negativer Faktor.“

Er hebt hervor, wie günstig japanische Aktien im Vergleich zum Höchststand des Nikkei 225 im Jahr 1989 sind. Damals machten japanische Aktien 50% der globalen Marktkapitalisierung aus, heute sind es weniger als 7%.

„Das deutet auf eine Erholungsmöglichkeit hin“, so Sleep. „Allerdings macht Japan nur 4% des globalen BIP aus, und die Argumente für eine Erholung sind nicht eindeutig.“

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