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Handelspolitik im Fokus: Anleger reagieren auf US-Chinakonflikt

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Die jüngsten Marktsignale der Analysten von Societe Generale boten interessante Einblicke für Anleger, die die Auswirkungen des Handelskonflikts auf ihre Investments befürchten.

„Angesichts eskalierender Zollspannungen zwischen den USA und China“, so das Team, „kehrten ETF-Investoren im Mai zu einer risikoscheuen Haltung zurück. Dies führte zu Abflüssen aus den meisten regionalen Aktien-, High-Yield-Unternehmens- und EM-Anleihen-ETFs.“

Das Konzept von „Risk-off“ (und seinem Gegenteil „Risk-on“) ist in der Finanzwelt bekannt. Die Marktschwankungen werden hierbei strategisch genutzt, je nachdem, welche Risiken Anleger in den globalen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen wahrnehmen.

In diesem Fall scheint klar: Die realistische Aussicht auf einen langanhaltenden Handelskonflikt zwischen den USA und China hat einige institutionelle Anleger verunsichert.

Andere sehen in der Konfrontation zwischen US-Präsident Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping hingegen eine Chance. In den USA, wo es für nahezu jede Marktnuance einen ETF gibt, hat ein ETF-Anbieter aus Charlottesville, Virginia, namens MCAM International, ein Angebot für diejenigen geschaffen, die sich diesem Konflikt entziehen wollen.

Der Anbieter plant die Auflage eines Fonds, der 120 Unternehmen abbildet. Laut SEC-Einreichung könnten diese Unternehmen von staatlicher Förderung profitieren, etwa durch staatliche Aufträge oder Subventionen, und somit im Handelskrieg eine Outperformance erzielen.

Auf den Zug aufspringen

Stellt sich die Frage: Sollten die Reaktionen auf die Trump-Xi-Konfrontation – sowohl der Verkauf von ETFs als auch der Kauf eines Fonds, der von Handelskonflikten profitieren soll – für den durchschnittlichen europäischen Anleger relevant sein?

In Europa gibt es zwar noch nicht die ausgeprägte ETF-Kultur wie in den USA, wo jeder Anlagetrend sofort von neuen ETFs begleitet wird. Dennoch können Anleger ihre Portfoliopositionierung angesichts aktueller Ereignisse prüfen.

„Makroökonomische Themen bestimmen maßgeblich die Finanzmärkte. Um Ihre Rendite zu maximieren oder Ihre Verlustrisiken zu minimieren, ist es entscheidend, zentrale Makro-Themen zu identifizieren und entsprechend zu handeln“, sagt Rebecca O’Keeffe, Head of Investment bei Interactive Investor.

Nicht nur Handelskonflikte sorgen für Unruhe. O’Keeffe weist darauf hin, dass Anleger derzeit eine Fülle von potenziellen Marktrisiken bedenken müssen. Für nervöse Gemüter hier ein kurzer Überblick: Handelskonflikte und Brexit sind offensichtlich, aber auch längerfristige Sorgen über den Klimawandel, demografische Veränderungen sowie die fortschreitende Verbreitung von Robotik und KI.

Eine solche Liste sollte jedoch keine Panik auslösen und die gesamte Asset-Allokationsstrategie über den Haufen werfen. Oliver Smith von IG Portfolios erklärt, dass professionelle Investoren zwei Filter nutzen. Erstens die strategische Asset-Allokation, die langfristig Renditen unabhängig vom Marktumfeld generieren soll.

Zweitens kurzfristigere taktische Asset-Allokationsgeschäfte (TAA). „Die Positionierung von Portfolios im Hinblick auf Handelskonflikte fällt unter die TAA-Denkweise. Sie könnte sich durch Untergewichtung von Aktien oder Erhöhung der Duration bei Anleihen ausdrücken, falls ein Handelskrieg zu einer Rezession führen könnte“, sagt er.

James McManus, Investment Manager und Head of ETF Research bei Nutmeg, betont, dass Anleger das globale Handelsumfeld zumindest in einem Teil ihres Portfolios berücksichtigen sollten.

„Die Gesundheit des globalen Handels ist eng mit der globalen Wirtschaft verbunden, insbesondere mit Schwellenländern, die stark von Exporten abhängen. Dies beeinflusst auch die Performance vieler wichtiger Anlageklassen“, erklärt er. „Wir analysieren eine Reihe von globalen Handelsindikatoren in unseren Prozessen.“

Er rät jedoch Anlegern und Beratern zur Vorsicht, um keine falschen kurzfristigen Portfolioentscheidungen zu treffen. „Die Volatilität von Ereignissen und Nachrichtenströmen bei Handelsstreitigkeiten erschwert es, solche Strategien optimal für verschiedene mittelfristige Ergebnisse zu nutzen“, fügt er hinzu.

Ähnliche Bedenken äußert O’Keeffe. Die Identifizierung von Themen sei eine Sache, die richtige Einschätzung ihrer Auswirkungen auf das Portfolio eine andere. Sie nennt Brexit als Beispiel.

„Ohne Zweifel wären Anleger besser gefahren, wenn sie in ausländische Vermögenswerte oder britische Unternehmen investiert hätten, die international tätig sind. Dennoch haben viele Anleger Aktien oder Fonds gekauft, die günstig erschienen, aber seitdem stark gefallen sind, während sich die Krise langsam entwickelte“, führt sie aus.

Als Beispiel – und erneut eine Warnung für Zartbesaitete – hebt sie hervor, wie selbst Anlage-Gurus in die Irre geführt werden können. „Woodfords Flaggschiff-Fonds setzte auf „günstige“ britische Aktien, die seitdem massiv unterperformt haben“, sagt sie. „Mit dem Wissen von heute ist es leicht, dies zu erkennen. Aber wie viele von uns kauften britische Vermögenswerte, die als werthaltig erschienen, nur um sie mit dem schwindenden Vermögen von Mr. Woodford dramatisch fallen zu sehen?“

Dieses Mal richtig machen

Dennoch sollte diese kleine Warnung aus dem Land der Anlage-Hybris nicht darüber hinwegtäuschen, dass ETF-Anleger heute zahlreiche Optionen haben, um ihre Anlagestrategien angesichts der Ereignisse zu verfeinern.

„Im letzten Jahrzehnt ist die Zahl der ETFs, die Investitionen in bestimmte Themen oder maßgeschneiderte Risiken ermöglichen, erheblich gestiegen“, sagt O’Keeffe.

„Sie müssen immer noch eigene Recherchen durchführen, um sicherzustellen, dass die zugrunde liegenden Werte dieser Strategien Ihren Zielen entsprechen. Außerdem sollten Sie darauf achten, nicht alle Eier in einen Korb zu legen. Dennoch ist die Einschätzung wichtiger Makro-Themen und die entsprechende Anlageentscheidung wahrscheinlich renditestark, wenn sie richtig getroffen wird.“

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