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Hat Krypto einen fundamentalen Investmentfall?

Die Bewertung von Bitcoin und seine Rolle in Portfolios spalten die Meinungen von Experten.

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Am 10. Januar genehmigte die US-Börsenaufsicht SEC nach über einem Jahrzehnt der Ablehnungen elf Anträge für Spot-Bitcoin-ETFs.

Erste Anträge lagen den Regulierungsbehörden 2013 vor. Damals kostete ein Bitcoin 100 Dollar. Während der Pandemie stieg der Bitcoin-Kurs stark an. Die Akzeptanz durch Privatanleger explodierte. Investoren suchten verstärkt nach einem Inflationsschutz.

Die Erwartung einer Spot-Bitcoin-ETF-Genehmigung trieb den Kurs zuletzt nahe an die Höchststände während der Corona-Pandemie. Der digitale Vermögenswert notiert aktuell bei 57.000 Dollar.

Krypto-Befürworter sehen in den Spot-Bitcoin-ETF-Zulassungen einen Wendepunkt für den digitalen Vermögenswert. Sie festigen seinen Platz als Anlageklasse. Institutionelle Investoren könnten nun folgen.

Anderthalb Monate später wirft die Zulassung weiterhin Fragen auf. Sie betreffen Bitcoins Rolle im Portfolio eines Anlegers und seinen inneren Wert.

Hat Bitcoin einen Platz im Portfolio?

Anleger suchen vermehrt nach alternativen, nicht-korrelierten Anlagen zur Diversifikation. Krypto-Assets können hier eine Rolle spielen. Sie ergänzen ein diversifiziertes Multi-Asset-Portfolio.

Alberto García, Head of Asset Allocation bei ACCI Capital Investments, sieht darin Potenzial. Seine Firma investierte in den 21Shares Bitcoin ETP (ABTC). Bitcoin-Exposure kann Alpha generieren. Dieses Alpha ist unkorreliert zu traditionellen Anlagen.

„Wir nutzen Long- und Short-Optionen. So können wir die Effekte von Bitcoin-Investitionen abmildern“, sagte García gegenüber ETF Stream.

„Das Risikoprofil ist höher. Daher werden wir nie eine große Gewichtung in Portfolios vornehmen“, fügte García hinzu.

Aus Sicht der Portfolio-Konstruktion muss das Risikoprofil gemessen werden. Dies vermeidet Abstürze. „Ein Stresstest-Szenario ist nützlich, wenn Bitcoin in ein Portfolio investiert wird.“

Manche Fondsselektoren sehen darin eine zusätzliche Stärke für ihre Portfolios. Andere Anleger sind weniger überzeugt von den Vorteilen.

Mark Northway, Investment Manager bei Sparrows Capital, erklärt gegenüber ETF Stream: Anleger investieren nur in Krypto, weil der Preis steigt. Nicht, weil digitale Assets günstig sind.

„Kryptowährungen sind die ultimative Verkörperung der Mentalität: Der Preis spielt keine Rolle“, so Northway.

„Eine Herausforderung, die ich Anlegern stelle, die Bitcoin kaufen: Was ist Ihr Plan? Viele verfolgen ein langfristiges Spiel. Fragt man nach Gründen für weiter steigende Preise auf lange Sicht, gibt es keine Antwort.“

Ein klarerer Fall am Horizont?

Anhaltende Skepsis und Zurückhaltung bei Investitionen basieren oft auf der Annahme: Bitcoin und Kryptowährungen sind keine einkommensgenerierenden Vermögenswerte.

„Reine Coins sind aus Investitionssicht problematisch“, so Northway.

„Sie sind das ultimative Handelsinstrument. Der Preis ergibt sich aus Kauf- und Verkaufsnachfrage. Es gibt keinen langfristigen Nutzen des gehandelten Gutes.“

„Das macht sie zu einem extrem gefährlichen Investment. Logischerweise nähern sich Preis und Wert bei Vermögenswerten im Laufe der Zeit an. Hier kann die Annäherung nur auf Null erfolgen.“

Janel Jackson, Global Head of ETF Capital Markets and Broker and Index Relations bei Vanguard, erweitert diese Sicht: „Bei Aktien besitzen Sie einen Anteil an einem Unternehmen. Dieses produziert Waren oder Dienstleistungen. Viele zahlen auch Dividenden.“

„Bei Anleihen erhalten Sie Zinszahlungen. Rohstoffe – außer Gold – sind Sachwerte. Sie decken Verbrauchsbedarf, bieten Inflationsschutz und spielen in Portfolios eine Rolle.“

Da weder Bitcoin noch Gold einkommensgenerierende Vermögenswerte sind, leitet sich ihr Wert aus einer ähnlichen Hypothese ab.

Thomas Schuessler, Global Co-Head of Equities bei DWS, erklärt: „Ein Kunstwerk ist so viel wert, wie andere bereit sind zu zahlen. Dasselbe gilt für Gold, da es keine Erträge erwirtschaftet. Bitcoin fällt für mich in dieselbe Kategorie.“

„Man kann es nicht anhand von Erträgen bewerten. Aber relativ zu anderen Anlageklassen oder anhand seiner eigenen Historie.“

Gold und Bitcoin werden oft verglichen. Dieser Vergleich kann helfen, die historischen Wertmerkmale von Gold auf Bitcoin zu übertragen.

Beide sind ein Schutz gegen Inflation, da es von beiden nur eine feste Menge gibt. Zudem korrelieren sie meist schwach mit Aktien und Anleihen.

Vor allem aber dienen sie als Wertspeicher außerhalb traditioneller Systeme wie Regierungen oder Zentralbanken.

James Butterfill, Head of Research bei CoinShares, sagt, Gold habe „einen zusätzlichen Wert durch seine wahrgenommene Funktion als Wertspeicher.“

„Bitcoin passt ebenfalls in diese Kategorie. Der Investmentfall ist dieser aufkommende Wertspeicher“, fügt er hinzu.

Das Potenzial, dass Bitcoin Gold als Wertspeicher ablöst, könnte einen klaren Investmentfall begründen. Ein entscheidender Unterschied ist jedoch die Zeitspanne ihrer Existenz.

Schuessler meint, die Bewertung von Bitcoin sei deutlich schwieriger als die von Gold. Bitcoin existiert erst seit einem Jahrzehnt, Gold hat eine lange Geschichte.

Neben den historischen Unterschieden, die den Vergleich als Wertspeicher erschweren, fügt Northway hinzu: Gold wird von traditionellen Finanzsystemen bewertet. Bitcoins Wert wird nicht von denselben Institutionen akzeptiert. Das erschwert den Vergleich weiter.

„Letztendlich wird Gold als wertvoll anerkannt, weil die Zentralbanker weltweit dem zugestimmt haben.“

Das letzte Wort

„Bitcoin wird immer an der Frage nach dem inneren Wert scheitern“, sagt Butterfield. Er weist breiter darauf hin, dass das Argument für inneren Wert „extrem subjektiv“ sei.

Kryptowährungen sind eine neue Anlageklasse. Fondsselektoren sind sich uneinig, ob Bitcoin in ein diversifiziertes Portfolio passt. Aus ihrer Sicht ist Bitcoin entweder ein nützliches Mittel zur Alpha-Generierung oder eine sinnlose Investition.

Northway schließt: „Es ist kein grundlegender Investmentfall für die lange Frist. Es ist ein Handelsinstrument ohne inneren Wert. Als Investmentallokation: Finger weg.“

Dieser Artikel erschien zuerst in ETF Insider, dem monatlichen ETF-Magazin von ETF Stream für professionelle Anleger in Europa. Die vollständige Ausgabe lesen Siehier.

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