Stuart Kirk, globaler Leiter für verantwortungsvolle Investments bei HSBC Asset Management, äußert Bedenken. Private Kapitalgeber könnten demnach ESG-schwache Aktien von Unternehmen mit fossilem Brennstoffanteil aufkaufen, während Investoren unter zunehmendem Druck von Aktionären divestieren.
Im Gespräch mit ETF Stream vor dem Event Big Call: ESG Investors Forum 2021, warnte Kirk Privatanleger, Konsortien oder bestimmte Hedgefonds. Diese Gruppen achten möglicherweise weniger auf ESG-Kriterien und könnten die Finanzierungslücke füllen, die durch abwandernde institutionelle Investoren entsteht.
Er fügte hinzu, dass solche Unternehmen weniger geneigt sein könnten, mit Firmen aus dem fossilen Sektor zu kooperieren. Die Transparenz gegenüber der Welt würde dadurch sinken.
„Die Vereinten Nationen fordern uns auf, das Pariser Abkommen, die Principles for Responsible Investment (PRI) und Netto-Null-Ziele einzuhalten. Aber bei Wertpapieren im Sekundärmarkt können wir nicht alle gleichzeitig konform sein“, so Kirk.
„Wenn eine seriöse Finanzinstitution sich an das PAB-Reglement halten oder ihr Engagement bei ESG-schwachen Aktien reduzieren möchte, müssen andere diese Papiere kaufen. Das könnten Privatanleger oder Hedgefonds sein, die wenig Erfahrung oder Commitment bezüglich ESG-Zielen haben.
„Im schlimmsten Fall verkaufen Unternehmen ihre unbeliebten Geschäftsbereiche und verschwinden aus dem Blickfeld.“
Kirk merkt an, dass dies bei einigen Kohle-Assets bereits der Fall sei. Bestimmte Käufer seien „wesentlich weniger sorgfältig als es Rio Tinto oder BHP wären“.
Die Finanzierung fossiler Brennstoffe durch Private Equity hat die erneuerbarer Energien im letzten Jahrzehnt übertroffen. Das meldet Fitch Ratings. Es gibt jedoch Anzeichen für eine Änderung, bedingt durch wachsenden Druck von Kommanditisten (Limited Partners).
„Mainstream Private Equity muss hier eine führende Rolle spielen“, so Kirk.
Zwischen 2010 und 2020 flossen laut der Agentur mehr als 150 Milliarden US-Dollar in Anlagen für fossile Brennstoffe. Demgegenüber standen 40 Milliarden US-Dollar für Solar- und Windenergie.
Auf dem Global Horizon Summit, der parallel zur COP26 in Glasgow stattfand, betonte BlackRock-Chef Larry Fink, dass wir privates Kapital auf dem Weg zur Klimaneutralität einbeziehen müssen. Andernfalls drohe „die größte Kapitalarbitrage unseres Lebens“.
Betreiben Klimawandel-ETFs Greenwashing?
Kirk fordert zudem klarere Definitionen zwischen Handel und Investment sowie deren Wirkung auf die Weltveränderung.
„Investitionen können die Welt wirklich verändern. Insbesondere die tatsächliche Geldvergabe an ein Unternehmen oder das Zurückhalten von Kapital, beispielsweise bei einem Börsengang oder einer Kreditvergabe. Auch Direktkredite und Risikokapital.
„Aber der Kauf und Verkauf von Aktien ist Handel – das Kapital ist bereits beschafft und permanent. Hier muss das Engagement die Hauptarbeit leisten. Deshalb sind wir dem so verpflichtet und investieren stark in unser Team.“
Im August lancierte HSBC zwei Paris-konforme Klima-ETFs für US- und europäische Aktien. Zuvor brachte die Bank ihren ersten Klima-ETF, den HSBC MSCI World Climate Paris Aligned UCITS ETF (HPAW), auf den Markt.


