Die IFRS Foundation kündigt auf dem Klimagipfel COP26 die Gründung einer neuen Standardisierungsbehörde an. Diese soll Greenwashing bei Finanzprodukten bekämpfen.
Das neue Gremium heißt International Sustainability Standards Board (ISSB). Es reagiert auf die wachsende Nachfrage nach qualitativ hochwertigen und global einheitlichen Offenlegungen zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG). Dies schließt einekürzliche Konsultationmit dem Markt ein, die von der International Organization of Securities Commissions (IOSCO) initiiert wurde. Ziel ist eine transparentere und konsistentere Berichterstattung.
Die IFRS Foundation erklärte dazu:Das ISSB soll eine umfassende globale Basis für Nachhaltigkeitsberichte schaffen. Investoren und Kapitalmarktteilnehmer erhalten damit Informationen über Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen von Unternehmen. Dies erleichtert fundierte Anlageentscheidungen.
Das ISSB hat seinen Hauptsitz in Frankfurt. Weitere Büros entstehen in London, Montreal und San Francisco. Das Gremium wird eng mit dem International Accounting Standards Board (IASB) zusammenarbeiten. Ziel ist die Kompatibilität zwischen IFRS-Rechnungslegungsstandards und IFRS-Nachhaltigkeitsberichtsstandards.
Basierend auf dem Feedback aus ersten Marktkonsultationen wird das ISSB bestehende Initiativen weiterentwickeln. Technische Standards und Frameworks des Climate Disclosure Standards Board (CDSB), der Value Reporting Foundation (VRP), der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) und des Forum Stakeholder Capitalism Metrics (FSCM) bilden die Grundlage für die Arbeit.
Zur Beschleunigung der Arbeit hat die IFRS Foundation die Technical Readiness Working Group (TRWG) ins Leben gerufen. Diese umfasst Vertreter des World Economic Forum (WEF), CDSB, TCFD, IASB, VRF und FSCM. Unterstützt wird die Gruppe von IOSCO. Zwei Prototyp-Dokumente sind entstanden: eines zu klimabezogenen Offenlegungen, das andere zu Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
Bei seiner Arbeit erhält das ISSB technische Beratung zu Nachhaltigkeitsthemen von einem neuen Sustainability Consultive Committee. Mitglieder sind unter anderem der Internationale Währungsfonds (IWF), die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die Vereinten Nationen (UN) und die Weltbank.
Erkki Liikanen, Vorsitzender der IFRS Foundation Trustees, kommentierte die Gründung des ISSB: „Nachhaltigkeit und insbesondere der Klimawandel sind die bestimmenden Themen unserer Zeit. Um Chancen und Risiken angemessen zu bewerten, benötigen Investoren qualitativ hochwertige, transparente und global vergleichbare Nachhaltigkeitsberichte, die mit den Finanzberichten kompatibel sind.
„Die Einrichtung des ISSB und der Aufbau auf der Innovation und Expertise von CDSB, der Value Reporting Foundation und anderen werden die Grundlage zur Erreichung dieses Ziels bilden.“
Erik Thedéen, Leiter der schwedischen Finanzaufsichtsbehörde und Vorsitzender der von IOSCO eingerichteten ISSB-Taskforce, fügte hinzu: „Der Klimawandel ist global und erfordert globales Handeln. Eine globale Basis für Unternehmensberichte ist entscheidend für den notwendigen Übergang.
„Eine globale Basis für Nachhaltigkeitsberichte ist eine Voraussetzung, damit Investoren Risiken und Chancen bei Anlagen weltweit korrekt einschätzen können. Dies ermöglicht dem Finanzsektor, Kapital besser in nachhaltige Anlagen zu lenken. Wir wollen die zukünftigen Risiken und Chancen des Übergangs zu einer CO2-neutralen Welt bereits heute in die Preisgestaltung von Anlagen einfließen lassen.“
Die IFRS Foundation hofft, die Arbeit des ISSB Anfang 2022 aufnehmen zu können. Es wird die Einrichtung von Büros in Peking und Tokio geprüft, um eine Präsenz in Asien und Ozeanien zu schaffen.
Die Standardisierungsorganisation teilte mit, dass die Ernennung eines Vorsitzenden und eines stellvertretenden Vorsitzenden für das ISSB in „fortgeschrittenen Stadien“ sei. Danach sollen insgesamt 14 weitere Positionen besetzt werden.



