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Analysen

Rüstungs-ETFs ziehen Anleger an: Europa rüstet sich gegen Russland

Europäische Regierungen planen massive Erhöhungen der Verteidigungsausgaben zur Abschreckung russischer Aggression

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Rüstungs-ETFs ziehen verstärkt das Interesse von Investoren auf sich. Hintergrund sind Erwartungen, dass europäische Regierungen ihre Militärausgaben massiv erhöhen müssen. Ziel ist es, einer möglichen russischen Aggression entgegenzuwirken.

Politiker in ganz Europa befürchten, dass weitere Nachbarländer Russlands einem Angriff zum Opfer fallen könnten. Dies, falls US-Präsident Donald Trump seine Pläne umsetzt. Er will den wichtigen Beitrag des US-Militärs zur Sicherheit des Kontinents reduzieren.

Europäische Regierungen bemühen sich nun, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Sie stehen unter starkem Druck von Trump. Der US-Präsident drängt auf eine Annäherung an Putin. Dies könnte den Krieg Russlands in der Ukraine frühzeitig beenden.

Die heftige Auseinandersetzung zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus am Freitag verstärkte den Druck auf die europäischen Staatschefs zu sofortigem Handeln.

Am Sonntag trafen sich 19 Staats- und Regierungschefs in London. Premierminister Sir Keir Starmer und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schlugen eine „Koalition der Willigen“ vor. Ziel ist die Sicherung von Frieden und Sicherheit in der Ukraine.

Starmer kündigte an, das Vereinigte Königreich werde Exportfinanzierungsgarantien in Höhe von 1,6 Milliarden Pfund bereitstellen. Damit soll die Ukraine mehr als 5.000 Flugabwehrraketen kaufen können. Diese Raketen werden von Thales in Belfast gefertigt.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte eine Steigerung der Verteidigungsausgaben der EU-Mitgliedstaaten. Sie nannte die Sicherheitsherausforderungen durch Russland.

„Es ist jetzt von größter Bedeutung, die Verteidigungsinvestitionen für eine lange Zeit zu erhöhen. Das dient der Sicherheit der Europäischen Union“, sagte von der Leyen am Ende der Londoner Konferenz. Die Kommissionspräsidentin wird auf einem Sondergipfel der EU in Brüssel am 6. März einen „umfassenden Plan zur Wiederbewaffnung Europas“ vorstellen.

Mario Draghis Bericht zur europäischen Wettbewerbsfähigkeit von September 2024 prognostizierte, dass die EU im kommenden Jahrzehnt zusätzlich 500 Milliarden Euro für Verteidigung ausgeben müsse. Dies könnte konservativ geschätzt sein. Trumps Entschlossenheit, Europa mehr Verantwortung für seine Verteidigung zu übertragen, könnte mehr NATO-Mitgliedstaaten dazu bewegen, ihre Militärausgaben von aktuell 2 % auf 3 % des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Dies soll auf der nächsten Bündniskonferenz in Den Haag im Juni geschehen.

Offen bleibt, wie diese Ausgabensteigerung finanziert werden soll. Eine Lockerung der EU-Regeln für Staatsverschuldung ist eine Option. Sie wird im Weißbuch der Europäischen Kommission zur Zukunft der europäischen Verteidigung im März diskutiert.

Es ist unklar, wie eine Erhöhung der zukünftigen Verteidigungsausgaben auf mehr Personal oder Ausrüstung verteilt wird.

Morgan Stanley erwartet, dass die Ausgaben der europäischen NATO-Mitglieder für militärische Ausrüstung – derzeit etwa ein Drittel des Verteidigungsbudgets – von rund 46 Milliarden Euro im Vorjahr auf 110 Milliarden Euro bis 2030 steigen könnten. Länder streben die 3 %-Marke an.

Investoren fragen sich, ob die erwarteten Änderungen bei den Verteidigungsausgaben bereits in den Aktienkursen eingepreist sind. Der europäische Verteidigungssektor wird derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 17x auf Basis der Gewinne der nächsten 12 Monate gehandelt. Das liegt deutlich über seinem langfristigen Durchschnitt. Zudem weist der Sektor eine deutliche Bewertungsprämie gegenüber dem breiteren europäischen Markt auf. Historisch gesehen wurde er mit einem niedrigeren Forward-KGV als der MSCI Europe bewertet.

Dennoch könnten die Bewertungen im europäischen Verteidigungssektor laut Morgan Stanley noch erheblich steigen. Dies, sobald Investoren die Stärke zukünftiger Erträge erkennen. Die Konsensprognosen von Analysten deuten auf ein Wachstum von 17,6 % in diesem Jahr und 18,3 % im Jahr 2026 hin.

„Eine häufige Frage von Investoren ist, ob die EU-Verteidigung angesichts der deutlichen Rallye im Jahr 2024 und bisher in diesem Jahr weiterhin überdurchschnittlich abschneiden kann. Unsere Antwort lautet ja“, sagt Ross Law, Analyst bei Morgan Stanley in London.

Die Stimmung der Investoren gegenüber dem Verteidigungssektor ändert sich, insbesondere in Deutschland. Ein Drittel der deutschen Privatanleger gab an, dass sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in einen Verteidigungsfonds investieren würden. Dies angesichts der geopolitischen Veränderungen der letzten fünf Jahre, so eine Umfrage von Morgan Stanley.

An der Börse notierte Defence-ETFs in Europa spiegeln die veränderte Einstellung der Anleger wider.

Der VanEck Defense UCITS ETF (DFNG) verzeichnete im Januar Nettozuflüsse von 375 Millionen US-Dollar. Damit überstieg sein verwaltetes Vermögen die Marke von 2 Milliarden US-Dollar, so der Datenanbieter ETFGI.

BlackRocks iShares Global Aerospace & Defence UCITS ETF (DFND) sammelte in diesem Jahr bisher Nettozuflüsse von 127 Millionen US-Dollar. Dies half seinem Vermögen auf 281 Millionen US-Dollar zu steigen.

Tom Bailey, Leiter Research bei HANetf, sagte, das Investoreninteresse an Verteidigungs-ETFs habe zugenommen. Der HANetf Future of Defence ETF (NATO) zog allein in den letzten zwei Wochen Zuflüsse von rund 400 Millionen US-Dollar an. Sein Vermögen stieg damit auf 1,2 Milliarden US-Dollar.

Das Interesse institutioneller Investoren an europäischen Rüstungsaktien hat ebenfalls noch Potenzial. Zwischen 60 % und 75 % der globalen und europäischen Long-only-Fonds hatten im September 2024 keine Beteiligung an europäischen Rüstungsaktien, so die Positionsdaten von Morgan Stanley. Dies wird sich in diesem Jahr mit ziemlicher Sicherheit geändert haben.

Die Attraktivität einiger thematischer ETFs ließ nach dem Start schnell nach. Verteidigungs-ETFs dürften sich jedoch zu einer Strategie entwickeln, die für viele weitere Anleger von Interesse ist. Europa steht vor der Möglichkeit, seine Grenzen gegen Russland in einem neuen Kalten Krieg zu sichern, der Jahrzehnte andauern könnte.

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