ETFs auf Schwellenländer (EM) geraten unter Druck. Emittenten bewerten ihre russischen Wertpapiere mit Null. Grund ist die Entscheidung von MSCI, diese aus seinen Schwellenländerindizes zu entfernen.
Dies zwingt ETF-Emittenten zum Handeln. Sie können ihre russischen Bestände aus EM-ETFs nicht veräußern. Dennoch wollen sie den Tracking Error minimieren, der durch Abweichungen vom Index entsteht.
Anfang des Monats gab der weltgrößte Indexanbieter bekannt, dass errussische Aktien aus seinen Schwellenländerindizes entfernen werde. Dies geschah nach Marktschluss am 9. März. Zuvor hatte MSCI den Markt als „nicht investierbar“ eingestuft und Rücksprache mit Marktteilnehmern gehalten.
Die Gewichtung Russlands in den MSCI Emerging Markets Indizes war vor der Streichung mit rund 3,2 Prozent nicht sehr hoch. Dennoch ist es ein bedeutender Verlust für Emittenten. Sie müssen Millionen Dollar an Investitionen abschreiben.
Ein Verbot des Verkaufs russischer Aktien für ausländische Investoren hindert Emittenten an der Veräußerung. Regulatorische Fragen bleiben offen, wie die Wertpapiere mit „fairem Wert“ zu bewerten sind.
Monika Dutt, Director of Passive Strategies Research for Europe bei Morningstar, sieht regulatorische Bedenken bei einer Nullbewertung. Dies entspreche nicht dem fairen Wert der Wertpapiere. Diese sind weiterhin nicht handelbar, da die Moskauer Börse geschlossen ist.
Sie erklärt: „MSCI wird einen Preis nahe Null ansetzen. Das ist interessant. Aber ist das der Wert der russischen Wertpapiere? Wenn ein Vermögensverwalter diese Papiere hält, möchte er wahrscheinlich nicht von einem Totalverlust ausgehen.“
„Aus regulatorischer Sicht müssen sie meines Erachtens eine Indikation des fairen Werts für diese spezifischen Wertpapiere geben.“
DWS hatte Ende Januar eine russische Beteiligung von 3,1 Prozent in seinem 5,9 Milliarden Euro schweren Xtrackers MSCI Emerging Markets UCITS ETF (XMME). Nach der Bewertung durch den Indexanbieter und internen Preisfindungsprozessen beträgt die Gewichtung nun 0 Prozent.
Ähnlich hat der 4,6 Milliarden Euro schwere iShares MSCI EM UCITS ETF (IEEM) seine russischen Bestände auf 0 Prozent gesetzt. Die Wertpapiere verbleiben jedoch im Portfolio.
Dutt ergänzt: Für Emittenten sei es nun eine Herausforderung, diese Wertpapiere aus den Portfolios zu entfernen.
„Eine Schwierigkeit besteht darin, wie man die Wertpapiere unter den gegebenen Bedingungen verkauft“, sagt sie.
Volatilität bei den Nettoinventarwerten (NAVs)
Die Entscheidung von MSCI folgte auf eine Phase der Preisunsicherheit für EM-ETFs. Market Maker hatten Schwierigkeiten bei der Bewertung russischer Aktien.
Dies führte zu starken Schwankungen der Nettoinventarwerte (NAVs) der ETFs. Einige wurden mit Abschlag (Discount) gehandelt, andere mit Aufschlag (Premium). Market Maker mussten den Wert russischer Aktien nach der Schließung der Moskauer Börse schätzen.

Quelle: Bloomberg Intelligence
Europas größter ETF auf Schwellenländer, der iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF (EMIM) im Wert von 16 Milliarden Euro, verzeichnete zwischen Ende Februar und Anfang März eine NAV-Schwankung von über 3 Prozent (siehe Grafik).
Darüber hinaus wurde der IEEM am 9. März mit einem Aufschlag von 1,2 Prozent gehandelt. Am Tag darauf lag er bereits mit 1,2 Prozent im Discount.
Trotzdem scheint sich die Volatilität der Nettoinventarwerte von ETFs, die MSCI-Schwellenländerindizes abbilden, in den letzten Tagen beruhigt zu haben. Viele notieren mit einem Abschlag von 1,6 bis 2 Prozent.
Viele EM-ETFs zeigen bereits die Einmaleffekte aus der Nullbewertung russischer Aktien. Für viele dieser Produkte ist dies jedoch Neuland. Fragen dürften aufkommen, wenn der russische Aktienmarkt wieder öffnet.
Dutt fügt hinzu: „Selbst wenn man die zugrunde liegenden Vermögenswerte, seien es Aktien oder Anleihen, verkaufen möchte, ist dies möglicherweise nicht möglich. Vermögensverwalter erwägen nun ihre nächsten Schritte.“
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