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ETFs halten mehr Silber als Londons Tresore

Die Zuflüsse im Jahr 2025 sind bereits fünfmal so hoch wie im gesamten Vorjahr.

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Silber hat erstmals seit Jahren die Marke von 50 US-Dollar je Unze überschritten. Treibende Kräfte sind das wachsende Anlegerinteresse und der Sog des Goldpreises, der ebenfalls Rekorde markierte.

Silber, oft als „Gold auf Steroiden“ bezeichnet, gilt als besonders volatiler Rohstoff. Seit Jahresbeginn legte der Preis um 82 % zu. Analysten und Investoren diskutieren intensiv, ob die Rally anhalten wird oder sich eine Korrektur abzeichnet.

Die Volatilität wird durch eine ungewöhnlich große Spanne zwischen dem Kassapreis in London – dem Zentrum des physischen Handels – und den Futures-Preisen in New York verstärkt.

Die Silberbestände in den Tresoren Londons sind gesunken. Befürchtungen vor US-Zöllen auf Gold- und Silberimporte führten bereits zu Jahresbeginn zu einer Verlagerung großer Mengen von Großbritannien in die USA. Präsident Trump könnte weiterhin Zölle auf Silber erheben. Im April ordnete er eine Untersuchung zu Risiken für die nationale Sicherheit durch Importe kritischer Mineralien an, die bislang noch nicht abgeschlossen ist.

Der Preisanstieg geht einher mit einem deutlichen Anstieg des Anlegerinteresses. Zuflüsse in silberbesicherte börsengehandelte Produkte (ETPs) erreichten 2025 bislang 4,8 Milliarden US-Dollar – nach lediglich 0,9 Milliarden US-Dollar im gesamten Vorjahr, wie die französische Investmentbank Société Générale berichtet.

Die Metallbestände in Silber-ETPs stiegen in diesem Jahr um rund 13,6 %, Gold-ETP-Bestände legten um 16 % zu. Silber-ETPs halten mittlerweile mehr Metall als die offiziellen Tresore in London, was dem Markt Liquidität entzieht und sich in der Preisbildung widerspiegelt.

Laut James Steel, Edelmetallexperte bei HSBC, spielen Investitionsströme derzeit eine größere Rolle bei der Preisgestaltung als klassische Fundamentalfaktoren wie Minenproduktion oder Nachfrage aus Schmuck- und Industriesektoren wie Elektronik und Solarenergie.

„Die hohe Investorennachfrage nach sicheren Sachwerten in Verbindung mit dem starken Sog der Rekord-Goldpreise wird Silber voraussichtlich bis 2026 gut unterstützen“, sagt Steel. Er erwartet für nächstes Jahr eine Preisspanne zwischen 40 und 55 US-Dollar je Unze. In der zweiten Jahreshälfte 2026 könnte der Preis jedoch unter Druck geraten – Gründe sind steigendes physisches Angebot, wachsende Lagerbestände und eine mögliche Abkühlung am Goldmarkt.

Während Zentralbanken in den vergangenen drei Jahren Goldkäufe massiv vorantrieben, bleibt die Nachfrage nach Silber überschaubar. Der kleinere und weniger liquide Markt ist daher stärker auf private Investitionsströme angewiesen, so Goldman Sachs. Weitere Preisgewinne seien der „wahrscheinlichste mittelfristige Weg“. Zinssenkungen der US-Notenbank könnten zusätzliche Investitionen stimulieren, Risiken für Volatilität oder Korrekturen bleiben jedoch bestehen.

„Ohne Unterstützung durch Zentralbankkäufe könnten selbst kurzfristige Rückgänge der Investitionsströme eine überproportionale Korrektur auslösen“, warnt Lina Thomas, Rohstoffstrategin bei Goldman Sachs.

Trotz bestehender Korrekturrisiken erwartet Michael Widmer, Rohstoffstratege bei der Bank of America, für 2026 weitere Preissteigerungen. Ein sechstes jährliches Angebotsdefizit in Folge wird prognostiziert.

Ein zentraler Faktor für die Defizite ist die steigende Nachfrage von Solarpanelherstellern, die zu wichtigen Silberabnehmern geworden sind. Zwar reduzieren technologische Fortschritte den Silberverbrauch pro Panel, doch die massiven Zuwächse bei der Solarenergieproduktion, insbesondere in China, aber auch in den USA, der EU, Südafrika und Pakistan, gleichen dies aus.

„Fortgesetzte Zuwächse bei der Solarenergiekapazität dürften Silber langfristig stützen“, sagt Widmer. Er hält 65 US-Dollar je Unze im Jahr 2026 für möglich. Der prognostizierte Durchschnittspreis für 2026 liegt bei 56,25 US-Dollar, nach einer früheren Schätzung von 43,75 US-Dollar.

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