ETF-basierte Portfolios liefern für kleinere Private-Banking-Kunden „wirklich erfreuliche“ Ergebnisse, sagt Rochat. Die Schweizer Privatbank hat im vergangenen Jahr diskretionäre Strategien eingeführt, die ausschließlich ETFs nutzen, um Kosten zu senken und den Portfolioumschlag zu reduzieren.
„Das funktioniert sehr gut“, so Rochat. „Die Gesamtkostenquote sinkt und der Turnover ist etwas geringer als in einem klassischen Portfolio mit Einzeltiteln, wo häufiger gehandelt wird.“
Banque Heritage wurde 1985 als Family Office einer bekannten Schweizer Rohstoffhändlerfamilie gegründet und ist heute eine voll-lizenzierte Privatbank mit rund 4,5 Mrd. US-Dollar Assets under Management (AuM).
Rochat betont gegenüber ETF Stream, dass ETFs mittlerweile einen bedeutenden Anteil der Kundenportfolios ausmachen. „Wir kamen von null und liegen heute bei etwa 20–25% – das ist für eine Privatbank bereits beachtlich.“
ETFs als taktisches Instrument
In einem typischen ausgewogenen Portfolio setzt Banque Heritage ETFs vor allem taktisch im Aktiensegment ein – dort, wo es besonders schwer ist, dauerhaft Alpha zu erzielen.
„Auf taktischer Ebene nutzen wir ETFs häufiger als aktiv gemanagte Fonds“, erklärt Rochat. „Vor allem in Regionen, in denen es schwierig ist, Manager zu finden, die regelmäßig den Markt schlagen – etwa bei US-Large-Caps.“
Den US-Markt bildet die Bank daher meist über ETFs ab. „Wenn wir in einem bestimmten Sektor übergewichten wollen, tun wir das über Sektor-ETFs“, sagt Rochat. Eine aktive Meinung zum US-Markt behalte die Bank aber dennoch bei.
Auch in Europa verfolgt Banque Heritage einen hybriden Ansatz: Die Kernallokation erfolgt über aktiv gemanagte Fonds, während taktische Positionen – etwa Sektorübergewichte oder Small-Cap-Neigungen – über ETFs umgesetzt werden.
Die Balanced-Portfolios der Bank bestehen derzeit aus rund 50% Aktien, der Rest verteilt sich auf Anleihen und Rohstoffe.
ETFs spielen bei Anleihen eine Nebenrolle
Im Anleihenbereich nutzt Banque Heritage ETFs bislang nur in geringem Umfang. Meist werden Einzeltitel direkt gekauft, um die gewünschte Duration präzise steuern zu können.
„Im Fixed-Income-Bereich machen ETFs wahrscheinlich nur 5–10% der Gesamtallokation aus“, so Rochat. „Wenn wir die Mitte der Zinskurve in den USA spielen wollen, kaufen wir direkt Treasuries – das ist am einfachsten umzusetzen. Im Kreditsegment hingegen setzen wir auf aktiv gemanagte Produkte, aber keine ETFs.“
ETF-Anteil dürfte weiter steigen
Noch vor fünf Jahren spielten ETFs bei Banque Heritage praktisch keine Rolle. Doch Rochat rechnet damit, dass ihr Anteil weiter wachsen wird, da aktive Manager zunehmend unter Druck stehen und Kostenbewusstsein in der Branche steigt.
„Der Wettbewerb in der Fondsindustrie ist enorm“, sagt er. „Die Anleger achten immer stärker auf die Kosten.“ Hinzu komme die Marktkonzentration auf wenige US-Technologiewerte, was es aktiven Managern erschwere, ihre Benchmarks zu übertreffen.
„Am Ende bin ich überzeugt, dass Anleger ETFs zunehmend in ihre Asset-Allokation integrieren werden“, so Rochat. „Wenn ich mit Kollegen in Genf spreche, denken sie genau dasselbe.“


