Die Konzentration im US-Aktienmarkt ist in den letzten Monaten ein Dauerthema – nicht zuletzt durch uns. Nun hat das CFA Institute eine besonders aufschlussreiche Studie veröffentlicht, die für eine Gleichgewichtung spricht.
In "Market Concentration and Lost Decades" stellen die Autoren – allesamt CFAs – fest, dass bei extremen Konzentrationsniveaus die gleich gewichteten, kleineren 490 Aktien des S&P 500 die Top-10-Aktien in 88 Prozent der rollierenden Fünfjahresperioden übertrafen.
Zwar machten die größten zehn Aktien in der Vergangenheit einen hohen Anteil am Index aus, doch seit 1964 überstieg ihr Gewicht ihre Gewinnbeiträge nie zuvor in diesem Ausmaß.
Grafik 1: Gewinnbeitrag der Top 10 vs. Indexgewicht, 1964-2024

Quelle: CFA Institute
Der Grund liegt in deutlich höheren Bewertungen der Top-10-Aktien im Vergleich zu den übrigen 490 Unternehmen. Diese Bewertungsdifferenz hat inzwischen das Niveau der Dotcom-Blase erreicht, wie die folgende Grafik zeigt.
Grafik 2: Kurs-Gewinn-Verhältnisse der Top 10 und Bottom 490 (gleich gewichtet), 1964-2024

Quelle: CFA Institute
Damit sich diese Lücke schließt, müssen die heutigen Marktführer entweder deutliche relative Gewinne bei der Profitabilität nachweisen – nicht unmöglich, aber schwierig – oder es kommt zu einer deutlichen relativen Kurs-Schwäche, die letztlich für Investoren entscheidend ist.
Die Studie zeigt, wie sich die Bottom 490 im Vergleich zu den Top 10 von verschiedenen Startpunkten entwickelten. Bei der heutigen Konzentration – die Top 10 machen derzeit 35,8 Prozent des Index aus – übertrafen die Bottom 490 in 88 Prozent der rollierenden Fünfjahresperioden die Top 10.
Grafik 3: Zukünftige Renditen von verschiedenen Startpunkten, 1964 bis heute

Quelle: CFA Institute
Interessanterweise erwiesen sich die Top 10 auch anfälliger für stärkere Drawdowns als die Bottom 490.
Grafik 4: Drawdowns der Top 10 und Bottom 490 (gleich gewichtet), 1964-2024

Quelle: CFA Institute
Equal-Weight-Strategien stehen oft in der Kritik. CFA-Lehrbücher bezeichnen sie als „naive Diversifikation“. Zugleich gibt es Fragen rund um die Veränderung von Exposures. Die Forschung zeigt jedoch, dass Gleichgewichtung bei diesen Konzentrationsniveaus eine sinnvolle Kernallokation darstellen kann.
Ein praktischer Einwand ist, dass die gleich gewichteten Bottom 490 des S&P 500 für europäische ETF-Investoren schwer handelbar sind. Für Anbieter ergibt das jedoch wenig Sinn: Die Top 10 machen nur zwei Prozent eines gleich gewichteten S&P 500 ETFs aus. Ihr Ausschluss würde die Renditen daher kaum beeinflussen.


