Zwei neue CEOs traten an zwei aufeinanderfolgenden Tagen bei zwei der wichtigsten europäischen ETF-Market-Maker an. Ein glücklicher Zufall, der in den Büros vonETF Streamnicht unbemerkt blieb.
Bei der Besetzung der neuen Chefs von Virtu Financial und Flow Traders scheinen unterschiedliche Ansätze verfolgt worden zu sein.
Der Nasdaq-gelistete Virtu setzte auf einen langjährigen Insider: Aaron Simons. Er folgt auf Douglas Cifu, der dem Unternehmen nach seinem Rücktritt als CEO als Berater erhalten bleibt.
Der Amsterdamer Handelsplatz Flow Traders holte dagegen einen externen Manager. Thomas Spitz, ehemals Leiter der globalen Handelssparte der Crédit Agricole, ersetzt den scheidenden Mike Kuehnel.
Beide Unternehmen betonten, die neuen CEOs stünden für eine "kontinuierliche Fortführung" der bestehenden Geschäftsstrategien. Dies ist die übliche, wenig aussagekräftige öffentliche Positionierung, die die meisten Unternehmen bei solchen Personalwechseln wählen.
Die Absicht scheint stets, keine Äußerungen zu tätigen, die Investoren verschrecken könnten, obwohl Aktionäre naturgemäß neugierig auf einen neuen Chef und dessen Beiträge sind.
Auch Analysten lieferten in ihren aktuellen Quartalsberichten keine Einblicke oder Meinungen zu den neuen CEOs. Solch bedeutende personelle Veränderungen lassen sich kaum in Finanzmodelle integrieren. Die fehlenden Kommentare deuten jedoch darauf hin, dass ein CEO-Wechsel für die Aussichten eines Unternehmens fast irrelevant sei.
Dabei sind gerade diese Wechsel an der Spitze zu wichtig, um sie zu ignorieren.
Cifu zieht sich bei Virtu zurück, dessen Aktienkurs auf Allzeithochs notiert. Er gründete das Unternehmen 2008 mit und trieb dessen Expansion vom Start-up zum Wall-Street-Powerhouse voran. Meilensteine waren die Fusion mit dem Market Maker Madison Tyler 2011, der Börsengang 2015 und die Übernahmen von Knight Capital Group (KCG) sowie Investment Technology Group (ITG) 2017 und 2018.
Aaron Simons, derzeit Chief Technology Officer von Virtu, tritt also in große Fußstapfen. Er kam 2008 zu Virtu. Ein Gespräch über Stringtheorie im Vorstellungsgespräch beeindruckte Cifu. Cifu, der laut Geschäftsbericht 2023 9,1 Mio. US-Dollar verdiente, lobte Simons überschwänglich als den "klügsten Kopf" im Unternehmen. Er kenne den "Geist, die Kultur und den Zeitgeist" von Virtu und habe die Unternehmensführung beraten, so Cifu.
Bei Flow Traders fiel die Begrüßung für den neuen CEO formeller aus. Spitz bringe einen "vielfältigen Hintergrund aus Handel, Vertrieb und Forschung in einem sehr internationalen Umfeld" mit. Er habe "im Laufe seiner Karriere den Willen gezeigt, Chancen zur Innovation zu erkennen", so der scheidende Kuehnel, dessen Gesamtvergütung 2024 bei 1,9 Mio. Euro lag.
Der Aktienkurs von Flow Traders stieg seit Kuehnels Amtsantritt Anfang Februar 2023 um etwa 12%. Die Dividendenzahlungen wurden letztes Jahr ausgesetzt, um einen neuen "Trading Capital Expansion Plan" zu finanzieren, der im Juli 2024 angekündigt wurde.
Spitz soll diesen Plan fortführen und "konkrete Möglichkeiten zur Beschleunigung" für Flow Traders identifizieren.
ETF Stream und alle unsere Leser würden sich über mehr Einblicke von beiden neuen CEOs freuen. Virtu und Flow profitieren vom rasanten Wachstum des ETF-Ökosystems. Beide Unternehmen wollen eine Brücke zwischen traditioneller Finanzwelt und den Möglichkeiten digitaler Vermögenswerte und Kryptowährungen schlagen.
Ein letzter Gedanke: Kommt bald ein dritter neuer CEO bei einem weiteren wichtigen ETF-Market-Maker?
Jane Street ist derzeit in einen Streit mit Indiens Finanzaufsichtsbehörde verwickelt. Diese wirft dem Unternehmen vor, 550 Mio. US-Dollar "illegale Gewinne" erzielt zu haben, indem es Millionen Kleinanlegern geschröpft habe. Jane Street weist die Vorwürfe zurück. Das Unternehmen hat weder einen CEO noch einen Aufsichtsratsvorsitzenden, sondern wird von einer Gruppe von rund 40 Equity-Partnern geführt. Wird ein neuer Chef eingestellt oder intern befördert, um das Unternehmen durch diese Image-schädigende Krise zu steuern, die weltweit die Aufmerksamkeit von Finanzaufsichtsbehörden auf sich ziehen wird?in einen Streit with India’s financial regulator which has accused the company of making $550m of “illegal gains” by fleecing millions of ordinary investors. Jane Street, which denies any wrongdoing in India, is highly unusual in that it has no CEO or chair and instead is run by a group of equity partners, thought to number around 40. Will a new chief be brought in or promoted from within to steer the company through this reputationally damaging crisis which will draw the attention of financial regulators worldwide?
Sowohl Simons bei Virtu als auch Spitz bei Flow sind vermutlich erleichtert, diese Rolle nicht übernehmen zu müssen.



