Robinhood startet 200 Token für europäische Kunden. Diese ermöglichen den Handel mit 200 US-Aktien und ETFs rund um die Uhr, fünf Tage die Woche.
Die Neuerung stellte das Unternehmen auf seiner Veranstaltung „Robinhood Presents: To Catch a Token“ in Cannes vor. Zunächst nutzt Robinhood die Arbitrum Layer-2-Blockchain. Bald sollen eigene Layer-2-Lösungen folgen. Diese sollen den Handel rund um die Uhr und Self-Custody ermöglichen.
Robinhood erhebt für die Token keine Provisionen und keinen zusätzlichen Spread. Anleger erhalten Dividenden direkt in die App.
Zum Start ist der weltweit größte ETF, der Vanguard S&P 500 ETF (VOO) mit 677,9 Milliarden Dollar, mit dabei.
Auch Token für beliebte Aktien wie Nvidia, Apple und Microsoft sind verfügbar. Zukünftig will Robinhood Token für Privatunternehmen auflegen. Dazu zählen Sam Altmans OpenAI und Elon Musks SpaceX.
„Tokenisierung wird eine massive Revolution im Handel auslösen“, sagt Robinhood-Chef Vladimir Tenev.
„Unsere neuen Angebote legen den Grundstein dafür, dass Krypto zum Rückgrat des globalen Finanzsystems wird.“
Robinhood ist nach der Krypto-Börse Kraken die zweite Plattform, die Nicht-US-Investoren aktienbasierte Token anbietet. Kraken startete sein Angebot im Vormonat.
Ende 2022 prognostizierte BlackRock-Chef Larry Fink die Tokenisierung als „nächste Generation für Wertpapiere“. Weniger als drei Monate später startete der Schweizer Spezialist für strukturierte Produkte, Backed Finance, den Backed CSPX Core S&P 500 (bCSPX) Token. Dieser ermöglicht erstmals 24-Stunden-Zugang zu BlackRocks größtem UCITS-ETF über die Ethereum-Blockchain.
Bis vor Kurzem gab es hierzulande wenig Bewegung. Doch die Tokenisierung rückt nun als potenzieller Störfaktor für die ETF-Branche in den Fokus.
Beim Fund Forum in Monaco sagte Branchenveteran Jim Wiandt, ein Freund von Branchengrößen wie Nate Most und Jack Bogle von Vanguard, tokenisierte ETFs würden zunehmen.
„Es ist nur eine Frage der Zeit. Alle Emittenten arbeiten an tokenisierten Fonds. Dies ist derzeit ein sehr aktives Feld“, so Wiandt.
Branchenteilnehmer sehen die Tokenisierung derzeit nicht als Bedrohung, sondern als Ergänzung für ETFs. Beide Formate könnten nebeneinander existieren.
Ciarán Fitzpatrick, Global Head of ETF Product bei JP Morgan Securities Services, sagte gegenüber ETF Stream: „Langfristig wird die Tokenisierung für ETFs von Vorteil sein. Sie erleichtert den Austausch und die Verwahrung von ETF-Anteilen oder -Token im selben Wallet wie andere digitale Assets.“
Er merkt jedoch an, dass erste Modelle, bei denen ETF-Anteile tokenisiert werden, die ETF-Kette verlängern. Die Anteile werden weiterhin traditionell erstellt und dann von den Token erfasst.
Das „wahre Endstadium“ der Tokenisierung von ETFs sieht er in einem digitalen Transferagenten, der traditionelle Agenten ersetzt. Token könnten weitere Funktionen im ETF-Ökosystem über die Blockchain herausfordern.
„ETFs sind im aktuellen Format einfach zugänglich, handelbar und abwickelbar. Langfristig passen sie jedoch hervorragend zur Tokenisierung. Standardisierte regulatorische Rahmenbedingungen und die Entstehung traditioneller Fondsstrukturen in Token-Formaten werden entscheidend sein, um die Verbreitung zu beschleunigen“, so Fitzpatrick.
Kenneth Lamont, Principal bei Morningstar, schrieb auf LinkedIn: „Tokenisierte Fonds kommen – und sie werden voraussichtlich erhebliche operative Effizienzen bringen, insbesondere bei der Abwicklungsgeschwindigkeit.
„Ich sehe sie jedoch noch nicht kurzfristig als Ersatz für ETFs. Die Vorteile sind bedeutsam, aber noch nicht transformativ genug für einen vollständigen Wandel.“




