Europäische ETFs bieten nicht die steuerliche Effizienz, die US-gelistete ETFs zu einer 12-Billionen-Dollar-Industrie gemacht hat. Dennoch setzen spanische Investoren auf diese Produkte, obwohl das Land sie steuerlich ungünstig behandelt.
Das sogenannte Traspasos-Regime ist seit Jahren ein Dauerthema für ETF-Anbieter in Madrid. Auf jeder Veranstaltung in der Region begegnet man derselben resignierten Frage: Warum sollte ein Fondsselektor ein Produkt wählen, bei dem bei jedem Wechsel Kapitalertragssteuer fällig wird, wenn es Alternativen gibt, bei denen die Steuer erst beim Verkauf zu entrichten ist?
Juan Hernando, Direktor für Beratung und Portfoliomanagement bei MoraWealth, beobachtet, dass sich die Nutzung von ETFs in Spanien langsam von Institutionen und Dachfonds auf Private Banking und Privatanleger ausweitet. Traspasos bleibe jedoch eine spürbare Hürde. „In Spanien ist die steuerliche Situation für ETFs im Vergleich zu aktiv gemanagten Publikumsfonds nachteilig. Auch wenn Traspasos lediglich eine Steuerstundung auf Gewinne bedeutet, bevorzugen viele Endkunden und Private Banker Fonds, die als ‚traspasable‘ gelten. Manche akzeptieren ETPs nur, wenn es keine geeignete Alternative unter Publikumsfonds gibt.“
Dieses Problem berührt zwei Aspekte. Erstens die Verfügbarkeit von Indexfonds-Alternativen – oder vielmehr deren Mangel in Spanien.
Selbst bei Kernallokationen zeigt sich das Dilemma: Ein Fondsselektor erklärte gegenüber ETF Stream, dass Legal & General mit seinem Nasdaq-100-Indexfonds in Spanien nur das zweite Produkt anbiete, das sein Unternehmen nutzen könne. Andere Fonds erfüllten entweder nicht die erforderliche Aktionärszahl oder stammten von Wettbewerbern und fielen daher aus dem Betrachtungsrahmen.
Dieses Defizit an Basisfonds erklärt teilweise die Aufregung um die bevorstehende Eröffnung des Vanguard-Büros in Madrid in den kommenden zwei Wochen. Bei Satellitenallokationen ist das Problem noch gravierender.
Ricardo Alonso, Leiter des diskretionären Portfoliomanagements bei CA Indosuez Wealth Management, betont: „Für viele Investoren sind ETFs der effizienteste Weg, um bestimmte Faktoren – etwa Value oder Momentum – in Portfolios zu integrieren. Im Vergleich zu traditionellen Fonds bieten ETFs eine breitere Produktpalette, die den Zugang zu diesen Anlageklassen erheblich erleichtert. In solchen Fällen tritt die Hürde durch Traspasos zugunsten der Flexibilität in den Hintergrund.“
Jose Garcia-Zarate, Senior Principal für Manager Research bei Morningstar, stimmt zu. Das ETF-Angebot sei bei „traditionellen Indexfonds unübertroffen“, daher bleibe den meisten für passive Themen-, Sektor- oder spezifische Anleihenlaufzeit-Exposures „wenig andere Wahl, als zu ETFs zu greifen“.
Der zweite Punkt betrifft die tatsächliche praktische Wirkung der steuerlichen Unterschiede. Interessanterweise gilt Traspasos nicht für Dachfonds, juristische Personen – Unternehmen, die ETFs häufig als Liquiditätsinstrumente nutzen – oder spanische Nichtansässige. Es betrifft ausschließlich Investitionen von Endkunden in Spanien. Einzelpersonen im Kernbereich könnten daher aus steuerlichen Gründen auf ETFs verzichten.
TTraspasos stellt ein Hindernis dar, das ETF-Anleger unangemessen benachteiligt – ähnlich wie der Internal Revenue Code und der Investment Company Act von 1940 in den USA ETFs steuerliche Vorteile verschaffen.
„Die steuerliche Behandlung kann eine Hürde sein, aber ETFs werden weiter wachsen“, schließt Hernando.





