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Analysen

Vanguard und BlackRock planen Strategien zu wichtigen Jubiläen

Trends bei künstlicher Intelligenz, Demografie und steigender Staatsverschuldung analysiert von Vanguards Chefökonom Joe Davis

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Vanguard lud diese Woche seinen Vorstandsvorsitzenden Salim Ramji nach London ein. Dort traf er rund 400 Gäste. Es ist eine von mehreren Veranstaltungen zum 50. Jahrestag des von Jack Bogle gegründeten Unternehmens.

Ramji konnte den Medienempfang nach dem Kundentreffen in der Kunstgalerie Frameless nahe Marble Arch nicht besuchen. Mehrere andere Führungskräfte waren jedoch anwesend. Dazu zählten Jon Cleborne, Leiter Europa, und Joe Davis. Davis ist sowohl globaler Chefökonom als auch Leiter der Investmentstrategie-Gruppe.

Davis sprach lebhaft über künstliche Intelligenz und andere Megatrends. Demografischer Wandel, geopolitische Spannungen und steigende Staatsverschuldung würden Anlage- und Allokationsentscheidungen prägen. Dies ist das Thema seines neuen Buches „Coming into View“.

Er verriet zudem, dass Vanguard bereits über tausend KI-Anwendungen einsetzt. Dies gilt auch für Kernfunktionen im Investmentbereich.

Pressegelegenheiten mit Top-Führungskräften von Vanguard sind rar. Das ist bemerkenswert, da Ramji ein versierter Redner ist. Er verantwortet ein starkes Neugeschäftswachstum. Allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres verzeichneten die Vanguard ETFs weltweit Nettomittelzuflüsse von 147,7 Milliarden US-Dollar. Konkurrent BlackRock sammelte 114,7 Milliarden US-Dollar. Dies meldet der Datenanbieter ETFGI.

Vanguards Kernbotschaft „Märkte ändern sich, bleiben Sie auf Kurs“ hat sich wieder bewährt. Der S&P 500 stieg seit seinem Tiefpunkt seit Einführung der Trump-Handelstarife am „Liberation Day“ um mehr als 20%. Er befindet sich nun in einem neuen Bullenmarkt.

Vanguard pflegte historisch einen unauffälligen Geschäftsansatz. Zum 50. Jubiläum intensiviert das Unternehmen jedoch die Kundenansprache. Dazu gehören Werbekampagnen an US-Flughäfen und Bahnhöfen. Ferner erscheinen Anzeigen auf den Webseiten der New York Times und von Bloomberg. Bekannte Vanguard-Themen werden hervorgehoben. Dazu zählen die Bedeutung der Kostenkontrolle und „Wir helfen Anlegern, seit 1975 mehr von ihrer Rendite zu behalten“.

Der aggressive Gebührenwettbewerb, der die Kostenquoten in der US-Fondsbranche senkte – der „Vanguard-Effekt“ – wird in einer neuen Präsentation auf der Website thematisiert. Auch weitere Meilensteine werden hervorgehoben. Dazu zählt der Start des internationalen Geschäfts 1996 mit der Eröffnung eines Büros in Melbourne, Australien.

Vanguards größter Rivale BlackRock startete ebenfalls eine neue Werbekampagne. Sie wirbt unter dem Motto „The Market is Yours“ für das 25-jährige Bestehen der iShares ETF-Marke.

Ein Zyniker könnte fragen, ob die neue iShares-Werbung ein Ablenkungsmanöver für Vanguards Kampagne sein soll. Journalisten sind bekanntlich zynisch. Die Anzeigen zeigen jedoch einen Kontrast zwischen den Ansätzen beider Unternehmen. Vanguard wiederholt bekannte Kernbotschaften. Der inhaltsleere iShares-Film hingegen setzt auf „Vibes“, wie Kinder heute sagen. Regie führte Reynald Gresset, Schöpfer zahlreicher Werbespots.

Deutlich detaillierter war der jüngste BlackRock Investorentag. Dort stellte die gesamte Unternehmensführung ihre Ziele für 2030 vor. Sie wollen in aktiven ETFs, Krypto, KI, Modellportfolios und Private Markets wachsen. Die sorgfältig orchestrierte Veranstaltung dauerte fast fünf Stunden.

BlackRock will seine Einnahmen von 20 Milliarden US-Dollar im Vorjahr auf mindestens 35 Milliarden US-Dollar im Jahr 2030 steigern. Die Marktkapitalisierung soll sich von 140 auf 280 Milliarden US-Dollar verdoppeln – ohne Markteffekte.

Das phänomenale Wachstum der iShares ETF-Plattform seit der Übernahme von Barclays im Jahr 2009 verschaffte BlackRock die finanzielle Stärke für drei Akquisitionen. Dazu zählen Global Infrastructure Partners, der Kreditspezialist HPS Investment Partners und der Datenanbieter Preqin. Diese erweitern nun die Reichweite tief in die Private Markets. Dort zahlen Investoren höhere Gebühren.

BlackRocks Schwenk in Richtung Private Markets erhielt viel mediale Aufmerksamkeit. Das Unternehmen betonte jedoch auch seine aggressiven Ziele für zukünftiges ETF-Wachstum. Aktive ETFs wurden als strukturelles Wachstumsziel hervorgehoben. BlackRock will daraus eine Einnahmequelle von 500 Millionen US-Dollar entwickeln.

BlackRock bekräftigte zudem, dass der europäische ETF-Markt 2024 einen Wendepunkt erreicht habe. Er sei nun auf einem ähnlichen Wachstumspfad wie der US-Markt im vergangenen Jahrzehnt.

BlackRocks Prognosen deuten darauf hin, dass der europäische ETF-Markt bei anhaltendem Wachstum die Marke von 10 Billionen US-Dollar Assets bis Anfang der 2040er Jahre erreichen könnte. Diese Prognose ist stark umstritten. Die Fragmentierungsprobleme im europäischen ETF-Ökosystem bremsen das Wachstum und sind ungelöst. Frühere BlackRock-Prognosen für ETF-Wachstum erschienen damals unwahrscheinlich, erwiesen sich aber als korrekt.

Generell sind die Herausforderungen, die BlackRock an vielen Fronten stellt, für alle Rivalen klar erkennbar. Vanguard und alle Wettbewerber von BlackRock stehen vor einem enormen Kampf.

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