Ein Soft Closing ist für aktive Manager ein wichtiges Werkzeug. Sie wollen ihren Investmentprozess nicht kompromittieren.
Wird ein Fonds zu groß, zwingt dies den Manager oft zu Investitionen in liquidere Werte. Diese passen möglicherweise nicht zur Anlagestrategie.
Das führt zu einem Style Drift. Fondsselektoren fürchten das. Sie recherchieren Monate nach der passenden Strategie für ihre Portfolios.
„Fondsgesellschaften ergreifen diese Maßnahmen, weil sie glauben, dass eine weitere Vergrößerung den Investmentprozess beeinträchtigt und die Performance leidet. Diese Schritte schützen bestehende Investoren“, erklärt die Fondsforschungsgesellschaft Chelsea Financial Services.
Die ETF-Struktur bietet viele Vorteile. Ein Nachteil für aktive Manager ist jedoch: Sie können eine Strategie nicht wie bei traditionellen Fonds einem Soft oder Hard Closing unterziehen.
ETFs notieren an Börsen wie Aktien. Sie werden im Primär- und Sekundärmarkt gehandelt.
Publikumsfonds hingegen operieren nur im Primärmarkt. Investment Trusts handeln im Sekundärmarkt.
Würde ein aktiver ETF die Primärmarktemissionen wegen Kapazitätsproblemen aussetzen, würde er wie ein Investment Trust gehandelt. Prämien und Abschläge zum Nettoinventarwert (NAV) wären möglich.
„Die Strategiekapazität ist bei ETFs entscheidend. ETFs mit liquiden Wertpapieren und diversifizierten Portfolios begrenzen das Kapazitätsrisiko“, sagt Monika Calay, Direktorin für Manager Research bei Morningstar.
Warum sollte ein aktiver Manager einen ETF auflegen, den er schließen und wie einen Investment Trust behandeln will? Das ergibt wenig Sinn und schadet dem Ruf des ETF-Mantels bei Fondsselektoren.
„Jeder aktive Manager, der ETFs erwägt, muss davon ausgehen, eine Kernkompetenz zu verlieren: die Fähigkeit, neuen Investoren abzusagen“, ergänzt Calay. „Die ETF-Struktur erlaubt – zumindest noch nicht – keine Soft- oder gar Hard Closures für neue Investoren.“
„Offene Fonds können Gebühren für Zeichnungen erheben, um Mittelzuflüsse zu steuern. ETFs können nur Transaktionskosten im Primärmarkt berechnen. Sie können keine Eintrittsbarrieren im Sekundärmarkt schaffen, wo der Großteil des Handels stattfindet.“
Das ist ein Grund, warum aktive Manager mit konzentrierten Portfolios bisher zögerten, ETFs in Europa aufzulegen. Stattdessen setzen ETF-Anbieter auf „Index-Plus“-Strategien. Diese investieren in breitere Körbe und erzielen inkrementelle Outperformance.
Europas größter aktiver ETF, der JPM US Research Enhanced Index Equity (ESG) UCITS ETF (JREU) mit 7,8 Mrd. US-Dollar, investiert derzeit in 249 Aktien. Diese Größe dürfte keine Liquiditätsengpässe verursachen, insbesondere bei Fokus auf Large Caps.
Calay schließt: „Das Potenzial für Kapazitätsprobleme ist klar, besonders bei konzentrierten Strategien. Einige Asset Manager werden Strategien weniger aggressiv vermarkten, wenn sie sich der Kapazitätsgrenze nähern. Sie haben jedoch keine praktische, direkte Möglichkeit, ein zu starkes Wachstum zu verhindern.“
Dieser Artikel erschien zuerst in ETF Insider, dem monatlichen Magazin von ETF Stream für professionelle Investoren in Europa. Die vollständige Ausgabe finden Sie hier.hier.



