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„Bleiben auf Dauer“: Europas Markt für aktive ETFs unter der Lupe

Warum Fondsmanager aktive ETFs in ihre Portfolios aufnehmen

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Aktive ETFs sind seit 12 Monaten der Wachstumsmotor des europäischen Marktes. Fondsmanager erkennen zunehmend die Vorteile: Sie generieren zusätzliche Alpha-Renditen in Multi-Asset-Portfolios.

Das verwaltete Vermögen (AUM) europäischer aktiver ETFs beträgt 34 Milliarden US-Dollar. Das ist nur ein kleiner Teil des 1,9 Billionen US-Dollar schweren europäischen ETF-Marktes. Viele sehen jedoch noch erhebliches Wachstumspotenzial.

JP Morgan Asset Management (JPMAM), PIMCO und Fidelity sind die drei größten Anbieter in Europa. JPMAM dominiert mit einem Marktanteil von 44,2 %.

Fondsmanager nutzen aktive Strategien zur Renditesteigerung. Dennoch weisen europäische aktive ETFs meist einen geringeren Tracking Error auf als klassische Investmentfonds.

ARK Europe verfolgt einen anderen Ansatz. Die neu aufgelegten aktiven thematischen ETFs setzen auf konzentrierte Portfolios mit Fokus auf „disruptive“ Unternehmen. Dieses Konzept ist jedoch neu und kann mit den dominierenden, breit gefächerten aktiven Strategien in Europa noch nicht mithalten.

Systematische Strategien dominieren in Europa

Marktführer JPMAM verwaltet 25 ETFs mit einem AUM von 13,6 Milliarden US-Dollar. Den Schwerpunkt bilden systematische „research enhanced“ Aktienfonds.

Die Produkte folgen einem Bottom-up-Auswahlprozess für Einzeltitel. Laut Morningstar belegen sie sechs der zehn meistverkauften aktiven ETFs in Europa in diesem Jahr.

Der JPM US Research Enhanced Equity UCITS ETF (JREU) ist bei Anlegern besonders beliebt. Er verzeichnete 2024 Zuflüsse von 3,6 Milliarden US-Dollar. Dies ist mehr als doppelt so viel wie der zweitplatzierte ETF, so Bloomberg-Daten.

Yvan Roduit, Leiter Investment Advisory bei Raiffeisen, sieht die Attraktivität des US-ETF von JPMAM darin, dass er im Multi-Asset-Portfolio „seinen Job macht“. „JREU hat einen Tracking Error von unter 1 % und generiert ein Alpha von 80-100 Basispunkten (bps)“, so Roduit.

JPMAM erklärt: Der „enhanced“ Index-Ansatz baut ein Portfolio auf Basis des Leitindex der Region auf. Beim US-Produkt ist dies der S&P 500.

Portfolio Manager übergewichten gezielt Unternehmen mit dem höchsten Outperformance-Potenzial. Wertpapiere mit der höchsten Überbewertung werden untergewichtet.

Karin Wiederkehr, Mitgründerin und Geschäftsführerin von IMP, teilt diese Ansicht. Ihr Haus investiert in den JPM Active US Growth UCITS ETF (JGRO). Dieser konzentriert sich auf Technologieunternehmen mit hohem Wachstumspotenzial, setzt aber weiterhin auf eine systematische Titelauswahl.

JGRO verzeichnete bisher moderate Zuflüsse von 1,3 Millionen US-Dollar. Dies könnte auf die geringere Sektordiversifikation zurückzuführen sein, was europäische Anleger weniger anspricht.

Aktive Anleihen mit kurzer Laufzeit bleiben Favorit

Ernst Knacke, Leiter Research bei Shard Capital, sieht wenig Sinn in aktiven Aktien-ETFs. Er bevorzugt stattdessen aktive Anleihen-ETFs mit kurzer Laufzeit. Dazu zählen der JPM USD Ultra-Short Income UCITS ETF (JPST), der PIMCO USD Short Maturity UCITS ETF (MINT) und der PIMCO Sterling Short Maturity UCITS ETF (QUID).

„Im Aktienbereich sehen wir keine aktiven Strategien, hinter denen wir langfristig mit ausreichender Überzeugung stehen, um unsere bestehenden Anlagen zu ersetzen“, sagt Knacke. Die drei kurzlaufenden Anleihen-ETFs bieten jedoch ein ähnliches Risiko-Rendite-Profil wie traditionelle, aktiv gemanagte Anleihenfonds mit kurzer Laufzeit. Hinzu kommen die Vorteile eines ETFs: Liquidität, Ausführung und Transparenz.

Aktive ETFs können Liquiditätsrisiken bei den zugrundeliegenden Anlagen besser steuern als passive Strategien.

Konzentrierte aktive Ansätze

Wiederkehr setzt hauptsächlich auf aktive thematische Aktien-ETFs, um Alpha im Portfolio zu generieren. „Wir sind derzeit im ARK Artificial Intelligence & Robotics UCITS ETF (ARKI) investiert und schätzen Cathie Woods Ansatz für thematische ETFs sehr“, sagt sie.

„Die Strategien ergänzen auch unsere Klienten. Diese haben oft bestehende Portfolios bei Großbanken und erhalten ihre Asset Allocation nach Marktkapitalisierung. Wir konzentrieren uns auf das BIP-Wachstum.“

„Wir wählen aktive ETFs, wenn wir glauben, dass sie mit Nischenstrategien oder ausgewählten Industrien Mehrwert bieten können.“

Die aktiven thematischen ETFs von ARK sind in Europa noch eine Ausnahme. Laut Morningstar enthielt der durchschnittliche europäische aktive Aktien-ETF Ende 2023 über 150 Einzeltitel. ARKI hat mit 42 Positionen weniger als ein Drittel davon.

Begrenztes Alpha-Potenzial

Roduit von Raiffeisen erklärt, der JREU von JPMAM nutze eine Indexstrategie, um „etwas Alpha zu generieren“. „Wir sehen aktive ETFs nicht als eigenständige Anlage, sondern als Werkzeug innerhalb eines breiteren Portfolios“, sagt er. „Aktive ETFs sind ein Game Changer und ein Disruptor. Aktive Manager, die kein Alpha generieren, stehen unter starkem Druck.“

Wiederkehr ergänzt, IMP nutze aktive Aktien-ETFs in Multi-Asset-Portfolios, um „Rendite hinzuzufügen“.

„Das Tolle an aktiven Ansätzen ist die Forschung und Expertise, die man zu relativ geringen Kosten erhält“, fügt Wiederkehr hinzu.

Aktive Aktien-ETFs können zwar Alpha generieren, Knacke merkt jedoch an, dass europäische aktive ETFs nur „ein geringes Alpha-Potenzial“ bieten. „Irgendwann wird der Markt wirklich aktiv gemanagte ETFs annehmen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Anbieter mit Portfolios von 40-50 aktiv gemanagten Aktien auf den Markt kommen.“

Konzentrierte aktive ETFs müssen nicht zwangsläufig thematisch sein, wie die bisherigen europäischen Beispiele zeigen. „Es könnte sich um britische Mid-Caps oder eine auf den FTSE 250 fokussierte Strategie handeln“, so Knacke.

Betrachtet man das breitere Wachstum aktiver ETFs in Europa, bleiben die Kosten eine erhebliche Hürde, insbesondere für neue Anbieter. Hinzu kommen tägliche Transparenzanforderungen und Kapazitätsengpässe, die das Wachstum auf dem Kontinent bremsen.

Trotz einiger Hindernisse ist Wiederkehr von IMP überzeugt: „Aktive Ansätze werden definitiv bleiben. Das ist keine Modeerscheinung, sondern hat großen Wert für Portfolios.“

This article first appeared in ETF Insider, ETF Stream's monthly ETF magazine for professional investors in Europe. To read the full edition, hier klicken.

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