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Analysen

Blick hinter die Kulissen der ESG-Ratings

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Der Aufstieg von ESG ist unaufhaltsam. Investoren verlangen zunehmend, dass ihr Geld Gutes bewirkt.

Das gilt insbesonderefür passive Investments.Doch die wachsende Beliebtheit von ESG rückt nun die Arbeitsweise der Ratingagenturen in den Fokus.

Dies ist die zentrale These einer neuen Studie von Research Affiliates. Sie legt nahe, dass Indexanbieter eigene, subjektive Ansichten in ihre Ratings einfließen lassen. Dies führt zu sehr unterschiedlichen Portfolienergebnissen.

Die Vielzahl an ESG-Ratings ist das Kernproblem. Laut Research Affiliates, vertreten durch Feifei Li und Ari Polychronopoulos, gibt es rund 70 Anbieter in diesem Bereich. Darunter finden sich auch sogenannte „Rate the Raters“-Dienste.

Um dieses dynamische Ökosystem zu gliedern, entwickelten die Autoren eine dreistufige Struktur. Sie umfasst fundamentale Anbieter (nutzen öffentlich zugängliche Daten), umfassende Anbieter (kombinieren objektive und subjektive Daten) und spezialisierte Anbieter (fokussieren sich auf spezifische ESG-Themen).

„Unsere Untersuchung der aktuellen ESG-Ratinganbieter zeigt, dass die Mehrheit in die Kategorie der umfassenden Anbieter fällt. Einige dieser Anbieter, wie MSCI, Sustainalytics und Vigeo Eiris, bewerten Unternehmen weltweit. Andere konzentrieren sich auf umfassende ESG-Ratings für ein bestimmtes Land oder eine Region“, erläutern sie.

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Letztlich können die Bewertungssysteme verschiedener Datenanbieter stark voneinander abweichen. Dies führt zu divergenten Ergebnissen für dasselbe Unternehmen. Infolgedessen beeinflusst dies die Anlageergebnisse für Investoren.

Zur Veranschaulichung vergleichen die Experten von Research Affiliates zwei Portfolios von populären Anbietern umfassender Daten mit einem von ihnen selbst konstruierten, marktkapitalisierungsgewichteten Portfolio.

Die Daten für den Zeitraum Juli 2010 bis Juni 2018 zeigen: Die beiden Anbieterportfolios wiesen eine Performance-Streuung von jährlich 70 Basispunkten in Europa und 130 Basispunkten in den USA auf. Dies entspricht kumulativen Performance-Differenzen von über 10 % bzw. 24 %. (Siehe Chart 1)

Chart 1: Performance einfacher ESG-Portfolios mit unterschiedlichen Ratinganbietern, Juli 2010 - Juni 2018

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Quelle: Research Affiliates

Analyse der Unterschiede

Die grundlegende Frage ist: Warum gibt es diese Performance-Unterschiede? Oder wie es das Team von Research Affiliates formuliert: Warum erzielen Portfolios, die auf scheinbar ähnlichen Kriterien basieren, derart wenig korrelierte oder uneinheitliche Anlageergebnisse?

Li und Polychronopoulos weisen darauf hin, dass die Details der einzelnen Kennzahlen für die Auswahl der Aktien entscheidend sind. „Die individuellen ESG-Bewertungen einzelner Unternehmen durch zwei verschiedene Anbieter unterscheiden sich erheblich“, schreiben sie.

„ESG-Ratings berücksichtigen Hunderte von Kennzahlen, von denen viele qualitativer Natur sind. Da einige Kennzahlen von einem Anbieter berücksichtigt werden, von einem anderen jedoch nicht, hängt die Umwandlung einer qualitativen Kennzahl in eine quantitative Größe stark vom Algorithmus des Anbieters ab.“

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Ein weiterer wichtiger Punkt sind die unterschiedlichen Gewichtungen, die Anbieter einzelnen Kennzahlen beimessen. Ein Beispiel, das Li und Polychronopoulos anführen, ist Facebook. Je nachdem, wie Anbieter die Umweltbewertung des Social-Media-Giganten berechnen, kann das Unternehmen entweder im obersten Dezil des Universums der Aktien oder in der unteren Hälfte landen.

Die folgende Grafik zeigt, wie die beiden Anbieter bei Facebook vorgehen und wie sich dies auf die jeweilige Bewertung des Unternehmens auswirkt. (Siehe Chart 2)

Chart 2: Facebook – Aufschlüsselung der Umweltbewertung nach Anbieter (Stand 31. Dezember 2017)

graphical user interface, table

Quelle: Research Affiliates

„Fakt ist: Die beiden Datenanbieter verwenden deutlich unterschiedliche Kennzahlen zur Bewertung der Umwelteigenschaften von Facebook. Sie weisen ähnlichen Kennzahlen unterschiedliche Gewichte und Bewertungen zu. Dies führt dazu, dass Facebook von einem Anbieter als Top-Unternehmen und vom anderen als unterdurchschnittliches Unternehmen eingestuft wird“, stellen sie fest.

Tatsächlich verfolgt jeder Ratinganbieter einen einzigartigen Ansatz – dies mag ein Verkaufsargument sein. Die Ansätze unterscheiden sich sowohl bei den einzelnen Kennzahlen als auch bei deren Kategorisierung.

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„Bei der Bewertung eines Ratinganbieters müssen Investoren über die Grundlagen der Abdeckung und Historie hinausgehen. Sie sollten die Methodik des Anbieters für seinen Bewertungsprozess prüfen und berücksichtigen, ob diese Methodik mit den eigenen ESG-Präferenzen des Investors übereinstimmt“, schließen Li und Polychronopoulos.

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