Read this article in English?

It looks like your preferred language is English.
This article is available in English.

chart
Branchen-Updates

Brüssel plant steuerliche Anreize für Millionen von Sparern in der EU

Ein ehrgeiziger Entwurf für neue Savings and Investment Accounts verspricht ein enormes Geschäftsvolumen für Vermögensverwalter in ganz Europa.

Verfasst von:

Veröffentlichungsdatum

Lesezeit

3 mins

Artikel teilen

Die EU-Kommission hat ehrgeizige Pläne für ein neues System steuerbegünstigter Anlagekonten vorgestellt. Ziel: Europäische Bürger sollen verstärkt in Aktien, Anleihen und Investmentfonds investieren, statt überschüssiges Geld auf Sparkonten liegen zu lassen.

Allein auf Bankkonten halten Haushalte in der EU rund 10 Billionen Euro. Dieses Kapital könnte nicht nur höhere Renditen erzielen, sondern auch das Wirtschaftswachstum ankurbeln.

Politiker wollen das Investieren für alle einfacher und zugänglicher machen. Diese Woche wurde der lang erwartete Entwurf für sogenannte „Savings and Investment Accounts“ (SIAs) veröffentlicht. Begleitend plant die Kommission ein Paket zur Verbesserung der Finanzbildung.

„Mit SIAs könnten Europäer höhere Renditen auf ihre Ersparnisse erzielen. Gleichzeitig würde dies die Finanzierung von EU-Unternehmen, das Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen unterstützen“, sagte Maria Luís Albuquerque, EU-Kommissarin für Finanzdienstleistungen und die Union der Spar- und Investmentfonds.

SIAs existieren bereits in 13 EU-Ländern, unterscheiden sich jedoch stark in Vermögenswerten, Steuervorteilen, Einzahlungslimits, Mindesthaltedauern und geografischen Beschränkungen. Brüssel setzt auf bewährte Praktiken, um die Akzeptanz zu maximieren und Privatanleger stärker an die Kapitalmärkte zu binden.

Die Politik möchte, dass die neuen SIAs auf bewährten Praktiken aufbauen. Dies soll die Akzeptanz der Konten maximieren und die Beteiligung von Privatanlegern an den Kapitalmärkten erhöhen.

Ein Blick nach Japan zeigt, welches Potenzial darin steckt: Dort reformierte die Regierung 2024 die Nippon Individual Savings Accounts (NISAs). Die Konten wurden flexibler und attraktiver – die steuerfreie Haltedauer unbegrenzt, das jährliche Investitionslimit angehoben. Das Ergebnis: Innerhalb eines Jahres stiegen die Vermögenswerte in NISA-Konten um 92 Milliarden Euro auf rund 212 Milliarden Euro Ende 2024.

Für Investmentmanager in der EU könnten die neuen SIAs ein enormes Geschäftsvolumen generieren – vorausgesetzt, die Konten finden bei Sparern Anklang. Modellrechnungen der Kommission zeigen: Werden Gelder von Bankkonten in SIAs investiert, könnte dies über die nächsten zehn Jahre rund 330 Milliarden Euro in risikoreiche Anlagen spülen. Davon würden 198 Milliarden Euro in EU-Anlagen fließen. EU-Haushalte könnten so 232 Milliarden Euro zusätzliche Erträge erzielen.

Eine ambitioniertere Prognose rechnet mit einem umfassenderen Verhaltenswandel: Dann könnten Gesamtinvestitionen in risikoreiche Anlagen um 1,94 Billionen Euro steigen, wovon 1,16 Billionen Euro in EU-Anlagen fließen würden. Das Einkommen der Haushalte könnte so über ein Jahrzehnt um rund 1,34 Billionen Euro wachsen.

Eine zentrale Empfehlung der Kommission: Privatanleger sollen keine zusätzliche Einkommensteuer zahlen müssen. Auch bestehende Steuervorteile sollen beim Wechsel zu einem neuen SIA-Anbieter erhalten bleiben – sowohl national als auch grenzüberschreitend innerhalb der EU.

„Indem die Kommission SIAs explizit an eine günstige steuerliche Behandlung koppelt und die Anlegererfahrung einfach und zugänglich gestaltet, liefert sie klare Leitlinien. Werden diese umgesetzt, wird Investieren tatsächlich attraktiver“, so Tanguy van de Werve, Generaldirektor bei EFAMA, dem Verband der europäischen Vermögensverwalter.

Debatten über die steuerlichen Details dürften dennoch unvermeidlich sein. Einige Mitgliedstaaten könnten zögern, Investitionsanreize zu erhöhen, aus Angst vor Steuerausfällen in angespannten Haushaltslagen. Die Kommission verweist auf geringe aggregierte fiskalische Auswirkungen auf EU-Ebene, warnt aber zugleich, dass eine differenzierte Analyse für einzelne Staaten aufgrund unterschiedlicher Steuersysteme und Datenbeschränkungen schwierig bleibt.

In diesem Artikel vorgestellt

Logo for EFAMA

ETFs

Keine ETFs verfügbar.

THEMENBEREICHE

VERWANDTE ARTIKEL