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Interview

Das große Interview: BlackRocks EMEA ETF-Chef über Wettbewerb, „unermüdliche“ Innovation und Hürden für ETF-Wachstum in Europa

„Wir sind führend, der niemals stillsteht“

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Jane Sloan, Leiterin iShares für die EMEA-Region bei BlackRock, nennt nachhaltiges Investieren und das Wachstum von Privatanlegern als wichtigste Prioritäten. Insbesondere in Deutschland sieht sie hier großes Potenzial.

Im Gespräch mit ETF Stream nach ihrer Ernennung im April 2021 betonte Sloan(im Bild) die Bedeutung „unermüdlicher“ Innovation. Nur so bleibe man im Wettbewerb vorn und erfülle die Anlegernachfrage.

BlackRock ist seit der Übernahme von Barclays Global Investors und dessen iShares-Geschäft im Jahr 2009 eine dominante Kraft auf dem europäischen ETF-Markt. Der Deal galt damals als „Deal des Jahrzehnts".

Der weltgrößte Vermögensverwalter wuchs seitdem rasant. Mittlerweile verwaltet er 615 Milliarden Euro Assets under Management (AUM) über seine europäische ETF-Palette. Das entspricht einem Marktanteil von 43,5 Prozent – ein deutlicher Vorsprung vor den engsten Verfolgern, so Daten von Morningstar.

Sloan ist sich der Verantwortung als Europas größter ETF-Emittent bewusst. Der Markt entwickelt sich auf dem alten Kontinent stetig weiter.

„Wir sehen uns als führend, der niemals stillsteht", betont sie. „Es ist enorm spannend, Teil einer so dynamischen Branche zu sein.“

Diese Dynamik zeigte sich im vergangenen April. Amundi kündigte die geplante Übernahme von Lyxor von Société Générale für 825 Millionen Euro an. Damit entstand ein ETF-Emittent mit 190 Milliarden Euro AUM und 13,5 Prozent Marktanteil.Die Nachricht kam übrigens fünf Tage, bevor

ETF Stream enthüllte, dass Sloan die Leitung von BlackRocks europäischem ETF-Geschäft übernimmt. Sie folgt auf Stephen Cohen, der zum Leiter der EMEA-Region für das gesamte Unternehmen aufstieg.

Trotz der Bedrohung durch einen neuen Giganten, der Marktanteile gewinnen will, ist sie dem Wettbewerb gegenüber gelassen eingestellt.

„Wir begrüßen den Wettbewerb, da er die Marktqualität positiv beeinflusst“, so Sloan. „Die europäische ETF-Industrie ist ein breiter Markt. Wir sehen Produktinnovationen über alle Anlageklassen hinweg. Das hält uns auf Trab.“

Sloan betont die Fortführung der Arbeit ihrer Vorgänger Cohen und Rachel Lord, die nun BlackRocks Asien-Geschäft in Hongkong leitet. Sie hebt zwei Entwicklungen im ETF-Markt hervor, auf die sich BlackRock seit ihrer Ernennung stark konzentriert.

Erstens: der unaufhaltsame Aufstieg des ESG-Investierens. In einem Rekordjahr für ETFs in Europa entfielen auf ESG-ETFs 51 Prozent der Gesamtabflüsse. 2020 waren es 40 Prozent, 2019 nur 10 Prozent – laut Daten von Morningstar.

Dieses Marktsegment steht jedoch nicht still. Angesichts von Regulierungen wie der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) und verbesserten Daten entwickelt sich die Nachfrage nach ESG-ETFs ständig weiter. Sloan ist sich dessen bewusst.

„Die Intensität unserer ESG-Arbeit hat in den letzten zwölf Monaten massiv zugenommen“, sagt sie. „Dieser Bereich wird sich kontinuierlich weiterentwickeln, da der Markt die Verfügbarkeit von ESG-Daten verbessert.

„Letztendlich wird die ESG-Integration alle Portfolio-Segmente umfassen. Das Klima wird wichtiger und die Produktinnovation schreitet voran.“

Zweitens: das Wachstum des Privatanlegergeschäfts, insbesondere in Deutschland. Um diesen Trend zu nutzen, hebt Sloan die Bedeutung von Partnerschaften und Aufklärung hervor. Immer mehr Sparer werden zu Anlegern. In Deutschland prognostiziert BlackRock bis 2026,dass 20 Millionen monatlich in ETF-Sparpläne einzahlen könnten. Aktuell sind es 4,9 Millionen, Ende 2019 nur 1,9 Millionen.

Deutschland macht inzwischen rund 27 Prozent des europäischen ETF-Marktes aus, so Daten von Blackwater Search & Advisory. Damit liegt es vor Großbritannien mit 25 Prozent Marktanteil. Daher ist Deutschland für BlackRock der wichtigste ETF-Markt, gefolgt von Großbritannien und der Schweiz, so Sloan.

„Wir arbeiten mit innovativen Vertriebspartnern zusammen, um Investitionen für Millionen zugänglich zu machen“, fügt sie hinzu. „Deutschland ist ein großartiges Beispiel für unser starkes Wachstum. Faktoren wie niedrige Zinsen, Lockdowns, einfache digitale Zugänge und gebührenfreier Handel haben das ETF-Wachstum beschleunigt.

„Ein wichtiger Fokus für mich ist die Ausrichtung des Geschäfts auf diese beiden Kernbereiche ESG und den Anstieg der Privatanleger", so Sloan. „Es ist äußerst spannend, an diesem Wachstumspunkt die Branche mitzugestalten.“

Ein Bereich des europäischen ETP-Marktes (Exchange Traded Products), der in den letzten zwölf Monaten rasant gewachsen ist, sind Kryptowährungen. BlackRock ist hier noch nicht aktiv. Laut Bloomberg Intelligence gibt es jedoch über 70 Krypto-ETPs in Europa mit rund 7 Milliarden Euro AUM.

Obwohl die Kryptowelt auf dem Schirm des Unternehmens ist, hat Sloan keine „unmittelbaren Pläne“, ein Krypto-ETP in Europa zu lancieren. „Wir haben den Bereich im Blick“, fügt sie hinzu.

Harmonisierung in Europa

Der europäische ETF-Markt ist nach Zuflüssen von 42,7 Milliarden Euro im ersten Quartal und einem AUM von 1,4 Billionen Euro in guter Verfassung. Dennoch gibt es laut Sloan noch strukturelle Probleme, darunter Marktfragmentierung, Retrozessionsmodelle und das Fehlen eines „consolidated tape“.

Europa ist stark fragmentiert: Über 80 Emittenten agieren an 30 Börsen in 25 Ländern und 13 Währungen, so Blackwater Search & Advisory. Sloan begrüßt daher alles, was zur Harmonisierung des Marktes beiträgt. Dies betrifft Unterschiede zwischen Börsen bei Listing-Prozessen, Market-Making-Anreizen, Auktionsmechanismen, Mindestkursen und Spreads sowie Circuit Breakern.

„Wir setzen uns nachdrücklich für sinnvolle Harmonisierung ein und befürworten ein „consolidated tape“ in Europa.“

Abschließend hebt sie die Bedeutung von Vorbildern für Frauen in der Finanzbranche hervor. Sloan selbst wurde 2016 von Rachel Lord für BlackRock gewonnen. Das Unternehmen achtet sehr auf Diversität auf allen Ebenen, von der Rekrutierung bis zur Führungsebene.

„Es gibt keinen typischen Weg zur Leitung eines ETF-Geschäfts. Vorbilder sind für Frauen in Finanzunternehmen sehr wichtig, und daran arbeiten meine Vorgänger und ich intensiv.“

Dieser Artikel erschien zuerst in ETF Insider, dem monatlichen ETF-Magazin von ETF Stream für professionelle Anleger in Europa. Um die vollständige Ausgabe zu lesen, klicken Sie hier

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