1. Cathie Wood: „Das große Interview“
Der Markteintritt von ARK in Europa ist seit dem vergangenen Jahr ein Top-Thema in der ETF-Branche. Nach der Auflage von drei thematischen UCITS-ETFs im April sprach ARK-CEO Cathie Wood im „Großen Interview“ über Nvidia. Sie nannte Gründe für den Ausstieg im Januar und die Notwendigkeit einer „deutlichen Kurskorrektur“ für ein erneutes Investment.
Wood erklärte, Nvidia sei eine zyklische Aktie. Ein erneutes Investment erfordere eine erhebliche Kurskorrektur. Das Kapital, das einst in Nvidia investiert war, sei stattdessen in andere Softwareunternehmen wie Coinbase geflossen. Diese seien nun in den verschiedenen ARK-ETFs vertreten.
2. BNPPWM CIO Shing: „Meine Kristallkugel ist kaputt“
Investoren kämpfen weiterhin mit der Vorhersage, wann die US-Notenbank Fed die Zinsen im Rest des Jahres 2024 und 2025 senken könnte. Edmund Shing, CIO bei BNP Paribas Wealth Management, rät, die Marktunsicherheit zu managen. Eine Vorhersage der Zinssenkungen sei zweitrangig.
„Ihr könnt genauso gut raten wie ich, meine Kristallkugel ist kaputt“, sagte Shing. Angesichts dieser Unvorhersehbarkeit empfahl Dan Scott, Head of Multi-Asset bei Vontobel Asset Management, eine Diversifizierung in andere Anlageklassen wie Rohstoffe.

3. Aktive ETFs im Aufwind
Aktive ETFs standen beim ETF Ecosystem Unwrapped 2024 erneut im Mittelpunkt. Bereits im Vorjahr wurde ihr Aufstieg thematisiert. Robyn Laidlaw, Head of Distribution Europe bei Vanguard, deutete an, dass der passive Gigant angesichts einer „neuen Ära des Anleiheninvestments“ über die Auflage aktiver ETFs nachdenken könnte.
Travis Spence, Head of EMEA ETF Distribution bei JP Morgan Asset Management (JPMAM), hob ebenfalls das Innovationspotenzial im Bereich der aktiven Anleihen hervor. Der geringe Anteil aktiver Anleihen-ETFs zeige die große Chance für Emittenten.
„Ich glaube, von 450 Anleihen-ETFs sind nur 33 aktiv“, sagte Spence. Zudem sei er „ermutigt“ durch die Zahl der Asset Manager, die in den Markt für aktive ETFs eintreten wollen. „Mehr Auswahl ist großartig für Investoren und sie brauchen das“, fügte er hinzu.
4. Harmonisierung bei ETF-Anteilsklassen erforderlich
Ein weiteres heißes Thema war die Notwendigkeit einer einheitlichen Namensgebung für ETF-Anteilsklassen in Irland und Luxemburg. Ciaran Fitzpatrick, Head of ETF Solutions Europe bei State Street, wünschte sich „die Streichung der Namenskonvention“.
Fitzpatrick fügte hinzu, die Namenskonvention sei nicht geschaffen worden, um Vermögensverwalter an der Auflage von ETF-Anteilsklassen von Publikumsfonds zu hindern. Sie sei vielmehr eine Folge veralteter Regulierung.

5. Wachstum im Retail-Bereich
Auf die Frage, wie Privatanleger in Europa für ETFs gewonnen werden können, betonte JPMAMs Spence: „Es geht hauptsächlich um Bildung und Zugang.“
„Viele Leute investieren bereits in sie, insbesondere über deutsche Sparpläne, die in Europa immer beliebter werden. ETFs werden zu einem bevorzugten Anlageinstrument, und die Nachfrage nach mehr Optionen und Alternativen wächst“, ergänzte Spence.
Matthew Tagliani, Head of EMEA ETF Product and Sales Strategy bei Invesco, fügte hinzu, dass die Ansprache einer jüngeren Zielgruppe entscheidend für die Expansion sei. Kurze und prägnante Inhalte wie kurze Social-Media-Videos seien dafür ein gutes Werkzeug.
6. Ausblick für Anleihen
Michael Howell, Managing Director bei CrossBorder Capital, skizzierte einen düsteren Ausblick für Anleihen. Die Renditen US-amerikanischer Staatsanleihen liegen bei 5,5 %. Howell erwartet, dass die Fed und andere Zentralbanken die Geldpolitik weiter lockern werden. Dies schaffe ein günstigeres Umfeld für risikoreichere Anlagen. „Das ist der Sweetspot für die Märkte. Vergessen Sie Anleihen und schauen Sie auf Trades wie Long Gold oder Long/Short Bitcoin.“

7. Verbot von Zuwendungen gekippt
Die Europäische Kommission gab ein Update zur EU-Strategie für Privatanleger (Retail Investment Strategy, RIS). Das Europäische Parlament hatte kürzlich ein Verbot von Zuwendungen (Inducements) gestrichen.
Dies löst Bedenken hinsichtlich möglicher Interessenkonflikte und höherer Gebühren für ETF-Anleger aus. Helene Bussieres, stellvertretende Leiterin der Vermögensverwaltung bei der Europäischen Kommission, betonte die Rolle von Privatanlegern bei ETFs und die Absicht der RIS, diese Konflikte zu mildern.
„Wir wollen eine Situation vermeiden, in der Anleger Produkte empfohlen werden, die kein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten“, sagte Bussieres.
Das Ergebnis hängt nun von den bevorstehenden Verhandlungen zwischen dem Europäischen Parlament und dem Rat ab.
8. Investoren gespalten bei China
Die Ansichten der Investoren zu China divergierten weiter beim EEU. Manish Singh, Chief Investment Officer bei Crossbridge Capital, bleibt optimistisch für die Region und betont, dass die Bewertungen günstig sind.
John Redwood, Global Chief Strategist bei Charles Stanley, widersprach Singhs Ansicht. Er verwies auf „große Finanzierungsprobleme“ im Immobiliensektor der Region, der einst ein wichtiger Wachstumstreiber für China war.
Redwood warnte vor anhaltenden Herausforderungen bei den öffentlichen Finanzen der Kommunen. Diese umfassen erhebliche versteckte Verbindlichkeiten, die noch bewältigt werden müssen.
9. T+1-Probleme dauern an
Der Übergang der USA zu einem T+1-Settlementzyklus – der zu einer Fehlausrichtung in der Branche führt, da Europa beim T+2-Zyklus bleibt – war ein weiteres Top-Thema beim diesjährigen EEU.
Anna Kulik, Generalsekretärin der ECSDA, hob strukturelle Herausforderungen hervor. Dazu gehören ein Mangel an Wertpapieren im Markt und verzögerte Transaktionen, die für die Branche zentrale Anliegen darstellen.
Trotz der Herausforderungen stellte das Panel fest, dass China und Indien bereits auf einem T+1-Regime basieren, während US-Staatsanleihen ebenfalls auf demselben Zyklus laufen.

10. Ineffizienzen im Primärmarkt überwinden
Im Panel „European ETFs: Transforming The Primary Market“ wurde enthüllt, dass der europäische ETF-Markt mit der richtigen Technologie größer als die USA werden könnte.
Dafür müssten die Technologien für die Betreuung der Authorized Participants (APs) und die vorgelagerten Prozesse überdacht werden. Automatisierung wird dabei zu einer entscheidenden Komponente zur Steigerung der Effizienz im Primärmarkt.
Unternehmen arbeiten bereits an der Entwicklung von Automatisierungslösungen für Plattformen. Dies erhöht die Transparenz und lässt das gesamte ETF-Ökosystem reibungsloser laufen.
Dieser Artikel erschien zuerst in ETF Insider, dem monatlichen ETF-Magazin von ETF Stream für professionelle Investoren in Europa. Die vollständige Ausgabe lesen Sie hier.hier.






