Matteo Andreetto
Interview

Exklusive Einblicke in State Streets „ETF-as-a-Service“

Fideuram und Columbia Threadneedle nutzen das „Plug-and-Play“-Modell für ihren Einstieg in den europäischen ETF-Markt

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State Street Investment Management (SSIM) hat mit dem „ETF-as-a-Service“-Angebot eine Lösung geschaffen, die sich an Vermögensverwalter richtet, die eigene ETFs für ihre Kunden anbieten möchten; oder an Asset Manager, die eine „ETF-Infrastruktur zur Miete“ suchen. ETF Stream sprach mit Matteo Andreetto (Bild), Head of Intermediary Client Coverage – Europe, über das neue Konzept.

ETFs ohne eigene Fabrik

Der Startschuss für das „ETF-as-a-Service“-Angebot fiel im September 2024, als der italienische Vermögensverwalter Fideuram – Teil der Intesa Sanpaolo Private-Banking-Gruppe – seine inzwischen rund 6 Mrd. US-Dollar schwere D-X-ETF-Plattform auflegte. Das sechsteilige Kernportfolio dient als Basisbaustein für die Multi-Asset-Portfolios des Hauses.

Fideuram wollte ursprünglich mit Goldmans White-Label-Plattform ETF Accelerator zusammenarbeiten, entschied sich aber laut einem Mitarbeiter dagegen, weil die Lösung „zu teuer“ war. Da Fideuram bereits Depot- und weitere Dienstleistungen von State Street bezog, wandte sich das Haus an SSIM, um auch das ETF-Management und die Kapitalmarktsteuerung – also den entscheidenden Mechanismus für reibungsloses ETF-Trading – auszulagern.

„Als drittgrößter ETF-Anbieter weltweit verfügen wir über erhebliche Skaleneffekte – das zeigt sich in unserer Preisgestaltung, aber genauso wichtig ist die Robustheit unserer Plattform“, so Andreetto.

Wie ETF Stream im Februar berichtete, begann SSIM anschließend, das Konzept formal auszurollen. Andreetto beschreibt es als „Asset-Management-Infrastruktur zur Miete – damit Manager eigene ETFs auflegen können, ohne eine eigene ETF-Fabrik aufbauen zu müssen“.

Das Modell funktioniert nach einem Plug-and-Play-Prinzip: Kunden, vor allem Vermögensverwalter, können wählen, welche Bausteine sie an State Street auslagern und welche sie intern übernehmen.

Obwohl die Lösung auf Teilen der bestehenden ETF-Servicetechnologie der Bank basiert, wird sie innerhalb der Asset-Management-Sparte geführt, die Liquidität und Portfoliomanagement abdeckt. Recht und Compliance laufen über bestehende SSIM-Teams, während für ETF-as-a-Service eigene Spezialisten für Business Development und Relationship Management eingestellt wurden.

Die Initiative steht im Kontext des breiteren Ziels, mehr Privatanleger über digitale Kanäle zu erreichen. So erhielt State Street kürzlich die Genehmigung für einen gemeinsam mit comdirect aufgelegten ETF – die Commerzbank-Tochter gilt als einer der beliebtesten deutschen Neobroker. Weitere Kooperationen mit digitalen Investmentplattformen sind geplant.

„Die Anleger, die in den kommenden Jahren das größte Vermögen erben werden, stehen nicht mehr in der Bankschlange – sie bauen ihre Portfolios am Smartphone. Deshalb müssen wir Vertriebsmodelle schaffen, die sie direkt über digitale Plattformen und personalisierte Lösungen erreichen“, so Andreetto.

Columbia Threadneedle

State Streets zweiter ETF-as-a-Service-Kunde in Europa, Columbia Threadneedle, bringt ein ganz anderes Profil mit: Der 675 Mrd. US-Dollar schwere Asset Manager betreibt bereits seit neun Jahren eine ETF-Plattform in den USA und wollte seine aktiven Strategien nun zügig auch in Europa platzieren.

Speed-to-market war der entscheidende Grund, das Angebot von State Street zu nutzen“, sagte Christine Cantrell, Head of EMEA Active ETF and Investment Trust Distribution bei Columbia Threadneedle. „Obwohl wir viel Infrastruktur selbst aufgebaut haben, wollten wir so schnell und flexibel wie möglich unsere ETFs in Europa starten.“

Das Unternehmen prüfte zunächst vollumfängliche White-Label-Anbieter wie HANetf oder Waystone, entschied sich aber gegen sie, da diese Lösungen „zu viel Kontrolle aus der Hand geben“.

Kern der Kooperation ist das Kapitalmarkt-Support. „Viele neue aktive ETF-Anbieter haben Schwierigkeiten, Market Maker zu finden. State Streets Reputation hat uns bei autorisierten Teilnehmern (Authorised Participants, APs) die Türen geöffnet“, erklärte Cantrell.

„Die Auswahl geeigneter APs, die Steuerung von Creation- und Redemption-Prozessen, das Monitoring der Spreads – all das ist komplex. Hier State Street einzubinden, war eine klare Entscheidung.“

Auch DWS verhandelt laut Marktquellen darüber, ihre Kapitalmarkt-Expertise an neue aktive ETF-Emittenten zu vermieten.

Solche Outsourcing-Modelle sind allerdings nicht ohne Herausforderungen. „Wie viel von der Management Fee wird dafür abgezweigt? Und welchen zusätzlichen Ressourcenbedarf bringt das mit sich?“ fragte ein Kapitalmarkt-Insider.

Das Columbia-Threadneedle-Abkommen unterscheidet sich zudem von State Streets Strategie, Partnerschaften mit aktiven Managern einzugehen – etwa mit Blackstone. Die Kooperation mit Van Lanschot Kempen soll Elemente beider Modelle verbinden.

Fazit

Für neue ETF-Anbieter ist die Flexibilität von State Streets ETF-as-a-Service besonders attraktiv – vor allem, weil das Preisniveau als eines der wettbewerbsfähigsten am Markt gilt.

Andreetto zufolge befinden sich bereits mindestens drei weitere Kunden in der Pipeline – alle mit unterschiedlichem Profil. „Diese Vielfalt zeigt, dass es hier nicht um ein Produkt geht, sondern um ein ganzes Ökosystem“, so Andreetto abschließend.

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