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Erneuerbare-Energien-ETFs geraten durch Kohlekraftwerke unter Druck

Der weltgrößte Betreiber von Offshore-Windparks verlängert die Laufzeit von drei Kraftwerken.

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ETFs auf saubere Energien mit einer Gewichtung des Energieversorgers Ørsted geraten bald unter fossilen Strom. Dänische Behörden „verfügen“ die Wiederinbetriebnahme stillgelegter Kraftwerke zur Bekämpfung der Energiekrise.

Der 5,5 Milliarden Euro schwere iShares Global Clean Energy UCITS ETF (INRG) und der 3,7 Millionen Euro teure Fidelity Clean Energy UCITS ETF (FRNW) sind von der Nachricht am stärksten betroffen. Sie halten jeweils 3,5% an Ørsted.

In geringerem Maße trifft es den 39 Millionen Euro starken iClima Global Decarbonisation Enablers UCITS ETF (CLMA) und den 56 Millionen Euro schweren Invesco Global Clean Energy UCITS ETF (GCLE). Ihre Anteile an Ørsted betragen 0,8% bzw. 0,7%.

DerSchritt der dänischen Behördenzwingt Ørsted zur Wiederinbetriebnahme von Einheiten im stillgelegten Kohlekraftwerk Strudstrup und im Ölkraftwerk Kyndby. Zudem wird der Kohleausstieg des Kraftwerks Esbjerg, geplant für März 2023, gestoppt.

Ørsted gilt seit 2019 als „nachhaltigstes Energieunternehmen der Welt“ im Corporate Knights Global 100 Index. Seit Januar 2022 ist es der größte Entwickler von Offshore-Windkapazitäten. Nun muss Ørsted die drei fossilen Kraftwerke bis Juni 2024 am Netz halten.

Mads Nipper, Group President und CEO von Ørsted, kommentiert: „Wir werden der Anordnung der dänischen Behörden selbstverständlich Folge leisten. Wir werden nun mit der Vorbereitung und Wartung der Einheiten beginnen und das nötige Personal für den Betrieb sichern."

„Wir glauben weiterhin, dass wir als Gesellschaft den Einsatz von Gas, Öl und Kohle so schnell wie möglich auslaufen lassen müssen. Aber wir befinden uns mitten in einer europäischen Energiekrise und werden selbstverständlich unseren Beitrag zur Gewährleistung der Stromversorgung leisten."

Bleibt die Frage, ob reine Energie-ETFs sich von einem Branchenschwergewicht trennen werden.

Fidelitys FRNW könnte gezwungen sein, Ørsted zu verkaufen. Der ETF schließt Unternehmen aus, die zu mehr als 5% im Kohleabbau oder in der Stromerzeugung tätig sind. Vor der behördlichen Anordnung stammten 10% der Stromerzeugung von Ørsted aus nicht-erneuerbaren Quellen.

Ein Unternehmenssprecher erklärt: „Dieser ETF wird passiv gemanagt und bildet einen von Fidelity Management and Research Company (FMR) entwickelten Index ab. Wir kommentieren keine einzelnen Wertpapiere."

Der Spezialist für Impact Investing, iClima Earth, beobachtet die Geschäftstätigkeit von Ørsted genau. Gleichzeitig zeigt man Verständnis für die Rolle des Unternehmens bei der Linderung von Energieversorgungsproblemen in Dänemark.

Gabriela Herculano, Mitgründerin und CEO von iClima Earth, sagt gegenüberETF Stream: „[Die Anordnung] kommt von der Regulierungsbehörde. Sie ist kein Zeichen für eine Strategieänderung oder mangelnde Fähigkeit, eine solide Pipeline erneuerbarer Projekte zu liefern. Es ist genau das Gegenteil.

„Diese Unternehmen beschleunigen die Energiewende, müssen aber kurzfristig ihre Kunden versorgen.

Herculano ergänzt, dass CLMA keine Aktien mit Kohle-Umsätzen von über 1% erfasst. Ørsted könnte jedoch neue erneuerbare Anlagen in Betrieb nehmen und damit die neuen fossilen Aktivitäten ausgleichen.

„Ørsted ist ein herausragendes Beispiel für ein Unternehmen, das früher ein nationaler Akteur im fossilen Sektor war und fast alle seine fossilen Vermögenswerte neu positioniert hat. Es ist ein Leuchtfeuer der Voraussicht und ein echter Klimavorreiter.

Herculano schließt damit, dass Ørsted auf operative Klimaneutralität bis 2025 abzielt. Sollten die Kohle-Umsätze jedoch 1% überschreiten, wird das Unternehmen aus dem Anlageuniversum von iClima Earth entfernt.

Andernorts ist ein Verkauf von Ørsted durch INRG oder GCLE unwahrscheinlich.

Der Referenzindex von GCLE, der Wilderhill New Energy Global Innovation Index, investiert bereits zu 10,3% in Unternehmen mit Aktivitäten gemäß Anhang I der EU-Verordnung Nr. 1893/2006, einschließlich Kohle- und Ölförderung sowie Herstellungsgüter.

INRG hingegen schloss nachzwei Indexanpassungenim letzten Jahr breitere Energieversorger ein. Unternehmen sind nun inkludiert, solange ihre Kohleverstromung 25% nicht übersteigt.

Außerhalb des Bereichs saubere Energien hält der neu aufgelegte HSBC World ESG Biodiversity Screened Equity UCITS ETF (HBDV) mit 7 Millionen Euro ein bescheidenes Engagement von 0,1% an Ørsted. Der ETF schließt Unternehmen aus, die mehr als 2,5% ihres Umsatzes mit kohlebefeuerter Stromerzeugung erzielen.

Die Situation bei Ørsted wirft spannende Fragen auf. Wird dieses Problem bei anderen Unternehmen auftreten, die sich an die Realitäten einer Energiekrise anpassen müssen?

Sollten regelbasierte Indizes diskretionärer vorgehen, wenn ein Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt wahrscheinlich wieder in einen Index aufgenommen wird? Ørsted wird ein wichtiger Akteur der Energiewende bleiben.

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