Anleger investierten im Vormonat stark in das WisdomTree Brent Crude Oil Exchange-Traded Commodity (ETC). Grund waren Angebots- und Nachfrageseitige Effekte durch die OPEC sowie die Lockerung von COVID-19-Lockdowns in China.
Laut WisdomTree verzeichnete das WisdomTree Brent Crude Oil ETC (BRNT) im Dezember Zuflüsse von 1 Milliarde US-Dollar. Dies ist der höchste monatliche Mittelzufluss seit der Auflage der Strategie im Februar 2012. Anleger sehen offenbar eine Untergrenze für die Preise erreicht.
Die Ölpreise stiegen 2022 zeitweise auf bis zu 139 US-Dollar pro Barrel. Dies war der höchste Stand seit 2008. Auslöser waren die Lockerung globaler Lockdown-Beschränkungen und Russlands Einmarsch in die Ukraine.
Im vergangenen Monat fielen die Preise jedoch erstmals seit Januar 2022 unter 80 US-Dollar pro Barrel. Ursache waren aggressive Zinserhöhungen durch Zentralbanken und Rezessionsängste an den Märkten.
Investoren erwarten nun eine erneute Preissteigerung bei Öl. Grund dafür ist die steigende Nachfrage aus China nach Ende der Lockdowns. Gleichzeitig reduziert die OPEC und ihre Verbündeten das Angebot.
Laut der Energy Information Administration (EIA) hat die globale Ölförderung ihren Höchststand vom November 2018 mit 84,6 Millionen Barrel pro Tag (bpd) noch nicht wieder erreicht. Die OPEC kontrolliert dabei rund 45% des Marktes.
Warren Patterson, Head of Commodities Strategy bei ING, erklärt: „Es gibt weiterhin erhebliche Unsicherheiten bezüglich des russischen Ölangebots. Dies liegt am EU-Embargo gegen russisches Rohöl und veredelte Produkte.“
„Wir gehen jedoch davon aus, dass das russische Angebot Anfang dieses Jahres deutlich sinken wird – im ersten Quartal um etwa 1,8 Millionen bpd im Jahresvergleich. Dieser Angebotsverlust in Verbindung mit anhaltenden Förderkürzungen der OPEC+ lässt erwarten, dass sich der Ölmarkt im Jahr 2023 verknappt.“
Die Lockerung der Lockdown-Beschränkungen in China hat unterdessen zu einem Anstieg der COVID-19-Fälle geführt. Dies wirkt sich negativ auf die Ölpreise aus.
Nitesh Shah, Head of Commodities and Macroeconomic Research, Europe, bei WisdomTree, erwartet jedoch eine „deutliche Zunahme“ des Energieverbrauchs, sobald die COVID-19-Fälle zurückgehen.
„Viele Investoren in BRNT möchten am China-Reopening-Trade partizipieren. Sie blicken über die kurzfristigen Turbulenzen durch die stark gestiegenen COVID-19-Fälle hinweg“, so Shah weiter. „Das war überraschend gegen Ende letzten Jahres, da kaum jemand mit der schnellen Lockerung der COVID-19-Beschränkungen gerechnet hatte.“
Insgesamt bleibt der Ausblick für die Ölpreise relativ volatil, so Peter Nagle, Senior Economist bei der Weltbank. Verschiedene Faktoren könnten Angebot und Nachfrage beeinflussen. Dazu zählen die Fördermenge der OPEC+, die Aussichten für US-Öl, eine drohende globale Rezession und die Nachfrage Chinas.
Shah fügt hinzu, dass dieses Gegengewicht zwischen Chinas Nachfrage und der Fähigkeit des OPEC-Kartells, das Angebot zu kontrollieren, die Ölpreise 2023 über 90 US-Dollar pro Barrel treiben wird.
In seiner Prognose für 2023 erwartet die US-Bank Wells Fargo ein weiteres positives Jahr für Ölpreise. Grund seien Produktionsprobleme in den USA.
„Die USA beispielsweise haben ihr Produktionswachstum verlangsamt. Gleichzeitig hat sich die US-Politik stärker in Richtung erneuerbarer Energien verschoben“, heißt es.
„Angesichts dieser politischen Verschiebung in den USA hat die OPEC+ strategisch wichtige Schritte unternommen, um die Lieferungen zu minimieren und die Preise zu maximieren. Ein begrenztes globales Produktionswachstum wird die Preise in den nächsten Jahren wahrscheinlich weiter steigen lassen.“
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