Der ETF Buyer Zürich im März war ETF Streams erste Veranstaltung außerhalb Großbritanniens. Sie brachte führende ETF-Einblicke für Schweizer Profi-Investoren, nur wenige Wochen nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS.
Vor dem Hintergrund einer unsicheren Geldpolitik bot die Veranstaltung praktische Einblicke in die ETF-Vermögensallokation inmitten der Volatilität. Zudem wurden aufstrebende Anlagechancen – ESG und aktives Management – genau beleuchtet.
Jim Masturzo, CIO Multi-Asset Strategies bei Research Affiliates, eröffnete die Diskussion. Er blickte auf das Ende von 40 Jahren moderater Inflation zurück. Seine Firma erwartet strukturell höhere Inflationsraten, Zinsen und damit Zinsvolatilität. Volatilität biete jedoch Chancen, so Masturzo.
Für Anlageklassen seien Abweichungen der CPI-Daten von den Erwartungen wichtiger als die hohe Inflation, so Masturzo.

Mit Einkaufsmanagerindizes im negativen Bereich und einer inversen US-Zinsstrukturkurve schlage sein "Verkaufsmodell Alarm". In diesem Umfeld reduziere seine Firma Risiken, erklärte Masturzo.

Antoine Denis, Head of Advisory bei Syz Group, setzte den Ton fort. Die schnellsten Zinserhöhungen seit 40 Jahren hätten "Risse" im Bankensystem offengelegt. Nun sei es für Investoren riskant, "mit Dynamit zu fischen" in regionalen Bankaktien, US-Gewerbeimmobilien und US-Kreditkarten, warnte Denis.
Denis fügte hinzu, seine Firma nutze ETFs für ihre Beta-Portfolios. Aktuell bevorzugt sie hochwertige Investment-Grade-Anleihen und kurzlaufende Staatsanleihen. Hochzinsanleihen seien jedoch im Verhältnis zu Aktien zu risikoreich (zu hohe Beta).
Roman Mayer, Global Head of Fund Advisory bei Union Bancaire Privée (UBP), warnte, die jüngste Unsicherheit im Bankensektor habe gezeigt, dass Anleger "Gedächtnisverlust" erleiden könnten.
Die Entwicklungen verliefen langsam, erste Anzeichen zeigten sich bereits im Vorjahr. Nun gebe es eine Lawine schlechter Nachrichten, wir bewegen uns auf dünnem Eis, so Mayer.
Mayer glaubt nicht, dass die Zentralbanken wie in den letzten 13 Jahren eingreifen werden. Er sieht die Geldpolitik als größtes Anlegerrisiko. Die US-Notenbank Fed wechselte von "Inflation ist vorübergehend" zu keiner Forward Guidance mehr und steht nun unter Beobachtung des US-Finanzministeriums.
Bezüglich der Vermögensallokation seien Aktien zu "selbstgefällig" mit zu hohen Eigenkapitalrenditen und Margen, so Mayer. Er bevorzuge stattdessen Anleihen mit variablen Zinsen (Floating Rate Notes). Das Endrisiko liege bei den terminalen Zinsen. Es gebe keine Belohnung dafür, die Laufzeitkurve weiter hinaufzugehen, sagte er.
Am Puls der Zeit: ESG
Anschließend gaben Referenten einen Überblick über ESG-Produkte jenseits von passiven und Ausschlussstrategien.
Ilia Chelomianksi, Portfolio Manager bei Fidelity International, erklärte die Bemühungen seines Hauses um aktive Anleihen-Exposure: "Es ist sehr schwierig, da sich das Ziel monatlich aufgrund regulatorischer Entwicklungen verschiebt."
Während die EU die Klassifizierungen ihrer Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) ständig neu definiert, entwickeln Großbritannien und die Schweiz eigene Rahmenwerke. Deutschland erlaubt Anlegern nicht, Anleihen von Staaten zu kaufen, die es nicht als "frei" einstuft.
Chelomianski schließt Emittenten aus, die nicht von MSCI bewertet werden oder in verbotenen Sektoren tätig sind. Als aktiver Asset Manager bevorzuge sein Haus jedoch das Engagement gegenüber dem Ausschluss, wo immer möglich.

Ivan Durdevic, Head of ETF Distribution für die Schweiz, Deutschland und Österreich bei JP Morgan Asset Management, sprach über den aktiven Ansatz bei ESG. Sein Haus engagierte sich 2022 bei 184 Unternehmen, was 71,2 % des Korbs des JP Morgan Global Emerging Markets Research Enhanced Index Equity ESG UCITS ETF (JREM) entspricht.
Investoren setzen zunehmend auf aktive Fondsstrukturen. Das verwaltete Vermögen in aktiven ETFs stieg von 9 Milliarden US-Dollar im Jahr 2018 auf 21 Milliarden US-Dollar Ende 2022, so Durdevic.

Gilles Boitel, Head of Xtrackers Sales Switzerland bei DWS, stellte neue Wege für Impact Investing über ETFs vor. Er schlug Aktienkörbe vor, die auf die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN (SDGs) abgestimmt sind. Deren 169 Unterziele erfordern bis 2030 jährliche Investitionen von mindestens 5 Billionen US-Dollar.
Boitel wies auf ETFs hin, die grüne Anleihen (Green Bonds) fokussieren. Diese finanzieren Projekte der Emittenten in den Bereichen Energieeffizienz, Emissionsreduktion und Wassermanagement. Er warnte jedoch, dass eine transparente Verwendung der Anleihegelder für die Produktintegrität unerlässlich sei.
Fokus Schweiz
Zum Abschluss wurde der ETF-Markt in der Schweiz beleuchtet. Pawel Janus, Mitgründer und Head of Analytics bei ETFbook, stellte fest, das ETF-Volumen des Landes im vergangenen Jahr wurde von einem einzigen MSCI All Country World Index-Produkt der UBS Asset Management dominiert.

André Buck, Global Head of Sales and Relationship Management bei der SIX Swiss Exchange, ergänzte: Seit der Erstlistung des ersten ETFs an seiner Börse im Jahr 2000 wurden über 1700 Produkte gelistet. Deren Handelsvolumen erreichte im letzten Jahr 94 Milliarden Schweizer Franken.
Über 1000 Pensionskassen in der Schweiz verwalten 1,4 Billionen US-Dollar in ETFs, einige davon zunehmend über ETFs. Derzeit sind rund 200 Milliarden US-Dollar ETF-Vermögen in der Schweiz angesiedelt.









