Investoren setzen weiterhin stark auf den Technologiesektor. Die Auswahl des passenden Produkts ist jedoch eine Herausforderung. Das Angebot reicht von reinen Sektor-ETFs bis zu thematischen Fonds wie dem HAN-GINS Innovative Technologies UCITS ETF (ITEK).
Trotz des Ausverkaufs im vierten Quartal flossen im vergangenen Jahr kräftig Gelder in Tech-ETFs. Laut Morningstar verzeichneten europäische Tech-ETFs 2018 Nettozuflüsse von 1,1 Milliarden Euro, gegenüber 939 Millionen Euro im Vorjahr. Das verwaltete Vermögen belief sich auf 4,2 Milliarden Euro. Bis zum 10. April dieses Jahres betrugen die Nettozuflüsse 42 Millionen Euro.
Investoren wurden für ihr Vertrauen in Tech-Aktien belohnt. Bei den FAANG-Werten setzte sich der Trend fort: Facebook stieg um 41%, Apple um 29%, Amazon um 27%, Netflix um 40% und Google (Alphabet) um 21%.
ETF Stream sprach mit fünf Fondsmanagern. Diese verrieten ihre liebsten Tech-ETFs, die in Europa gelistet sind, wie sie ihr Engagement aufbauen und warum sie sich für diese spezifischen ETFs entschieden haben.
Ben Seager-Scott, Chef-Anlagestratege bei Tilney
Es gibt in Europa zwei etablierte ETFs für Investitionen in Robotik und Automatisierung: den iShares Automation & Robotics UCITS ETF und den L&G Robo Global Robotics and Automation GO UCITS ETF (ROBO). Beide wiesen eine recht ähnliche Performance auf.
Trotz des Kostenunterschieds (0,40% gegenüber 0,80% – nicht gerade günstig für einen ETF!) bevorzuge ich die Methodik des L&G-Produkts. Dieses nutzt ironischerweise, sowohl für ein passives Produkt als auch für eines mit Fokus auf Automatisierung, einen Expertenbeirat, um sicherzustellen, dass der Index die Wertschöpfungskette möglichst umfassend abbildet.
Der Vorteil dieses Ansatzes liegt in einer breiteren Diversifizierung innerhalb des Themas (obwohl es immer noch eine eher enge Anlageentscheidung ist). Diese neuartigen thematischen Indizes bilden das Konzept der Automatisierung besser ab als plumpe Branchenklassifizierungen wie „Technologie“.
Christopher Peel, CIO bei Tavistock Wealth
Wir setzen auf den iShares S&P 500 Information Technology Sector UCITS ETF (IUIT). Wir analysieren die Indexbestandteile genau und suchten ein Engagement in kleinen, mittleren und großen Technologieunternehmen, die Innovationen vorantreiben. Dies sind Unternehmen, die hohe Bewertungen aufweisen, da sie unserer Meinung nach wie „Pandoras Büchse“ wirken und branchenübergreifend Einfluss nehmen.
Früher investierten wir über den Nasdaq in Tech-Werte, doch die Zusammensetzung ist nicht so klar definiert. Dieser Index ist ein reiner Sektor-ETF und gleichgewichtet. Wir bevorzugen den iShares-ETF, da er der größte ist. Liquidität ist beim ETF-Handel entscheidend, da wir enge Geld-Brief-Spannen wünschen. Wir bevorzugen Anbieter mit dem höchsten Streubesitz und den geringsten durchschnittlichen Handelsspannen, und das ist hier der iShares-ETF.
Darüber hinaus ist das Produkt rein auf die USA ausgerichtet und bietet eine gleichmäßige Gewichtung von vier verschiedenen Tech-Bereichen. Das ermöglicht uns eine bessere Risikodiversifizierung im Sektor. Der ETF notiert derzeit am oberen Ende seiner Bewertungsspanne der letzten zwei Jahre, aber wir erwarten weitere Kursgewinne.
James McManus, Leiter ETF-Forschung bei Nutmeg
Der Nasdaq 100 Index bietet ein diversifiziertes Engagement in etwas mehr als 100 Aktien mit starkem Technologiebezug – Internet-, Software- und Halbleiterunternehmen machen derzeit rund 57% des Index aus.
Wir nutzen den Invesco EQQQ Nasdaq-100 UCITS ETF (EQGB) als Kerninvestment im Technologiebereich. Er bildet effizient Unternehmen ab, deren Geschäftsmodell auf Technologie basiert, schließt aber auch jene ein, die außerhalb des GICS-Sektors „Technologie“ liegen, seit den Änderungen vom September 2018. Dazu gehören beispielsweise FAANG-Werte wie Amazon, Alphabet, Facebook und Netflix.
Unsere Anlagephilosophie im Technologiesektor konzentriert sich auf die Disruption traditioneller Geschäftsmodelle. Daher wäre es töricht, die FAANG-Aktien zu ignorieren, die nun ein fehlendes Element des GICS-definierten Technologiesektors darstellen, insbesondere angesichts ihrer Größe und ihres Einflusses auf die Renditen. Dieser ETF sichert zudem USD/GBP-Währungsschwankungen ab, was wir zur Steuerung des Währungsrisikos und zur Umsetzung unserer Anlageideen nutzen.
Hoshang Daroga, Investment Manager bei Copia Capital Management
Im Technologiesektor haben wir in der Vergangenheit den iShares Automation & Robotics ETF (RBOT) und den Invesco NASDAQ-100 ETF für unser Wachstum/Tech-Exposure genutzt.
RBOT bietet, wie der Name schon sagt, ein diversifiziertes Engagement in Unternehmen, deren Umsätze hauptsächlich aus den Bereichen Automatisierung und Robotik stammen.
Da Automatisierung und Technologie weltweit in allen Branchen Einzug halten, bietet dieser ETF Anlegern eine Möglichkeit, vom langfristigen strukturellen Trend zu profitieren.
Weixu Yan, Portfoliomanager und Leiter ETF-Forschung bei Close Brothers Asset Management
Ich halte derzeit den iShares Nasdaq 100 UCITS ETF (CNX1) in unserem passiven Fondsangebot als Technologie-ETF-Proxy. Er ist am umfassendsten. Vor und nach der großen GICS-Neuklassifizierung im September 2018 gab es meiner Meinung nach Technologie-Elemente, die ich über verschiedene Sektoren hinweg halten wollte, wie Amazon im Sektor zyklischer Konsumgüter (CD), das aber im Bereich Cloud Computing, Spracherkennung (Alexa), maschinelles Lernen und andere „Tech“-Felder tätig ist.
Nach der GICS-Neuklassifizierung sind Alphabet und Facebook vom Sektor Informationstechnologie (IT) in den Bereich Kommunikationsdienste (CS) gewechselt. Um also Engagement in Facebook, Alphabet, Amazon und den Chipherstellern wie Intel und Nvidia, die die KI-Entwicklung und -Berechnung ermöglichen, zu erhalten, müsste ich in die Sektoren zyklischer Konsumgüter, Informationstechnologie und Kommunikationsdienste investieren und dabei ein großes Engagement in vielen anderen Nicht-Tech-Unternehmen eingehen.
Daher ist der Nasdaq 100 Index ideal, um ein Engagement in den FANGs zu erhalten, ergänzt um die wichtigsten Chiphersteller wie Nvidia, Intel und AMD, aber auch Xilinx und Micron. Ich bin mir bewusst, dass der Nasdaq 100 immer noch Anteile an Unternehmen enthält, die Investoren normalerweise nicht mit Technologie in Verbindung bringen, wie Basiskonsumgüter (Pepsico, Costco, Mondelez etc.), zyklische Konsumgüter (Starbucks, Marriott International etc.) und einige Biotech-Unternehmen.
Insgesamt ist das Engagement in diesen Nicht-Tech-Unternehmen im Nasdaq 100 Index jedoch geringer, als wenn man die drei Sektoren (CD, IT, CS) einzeln kaufen würde. Darüber hinaus bietet der Nasdaq 100 ein Engagement in Biotech-Unternehmen, das ich als Einzelinvestment unangenehm fände, aber in diesem diversifizierten Index ist es eine großartige zusätzliche Absicherung.
ETF Stream veranstaltet am 12. Juni die Veranstaltung "Big Call: Technology Funds", bei der wir die Zukunft der FAANGs, asiatische Technologie, die digitale Revolution und mehr diskutieren werden.


