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Gruselig, aber profitabel: Investieren in den günstigsten Märkten der Welt

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Index-Investing basiert auf der Annahme, dass es extrem schwierig oder gar unmöglich ist, den Markt durch reine Fähigkeit konstant zu schlagen. Daher ist es am besten, den Markt so günstig wie möglich abzubilden. Dies geschieht über Indexzertifikate oder ETFs. So vermeiden Sie nicht nur das Risiko starker Underperformance gegenüber dem zugrunde liegenden Markt. Sie erhalten auch gleich ein diversifiziertes Portfolio. Das bedeutet, Sie vermeiden das Risiko einzelner Unternehmen.

Ein Indexzertifikat minimiert zwar das Risiko, hinter einem Markt zurückzubleiben. Doch die Frage der Asset Allocation bleibt. Legen Sie beispielsweise die Hälfte Ihres Geldes in den US-Aktienmarkt an? Er ist der größte und wichtigste der Welt. Mit dem richtigen Zertifikat erhalten Sie die Rendite des S&P 500 abzüglich der Kosten.

Doch was, wenn die USA eine Schwächephase durchlaufen? Was, wenn ein anderer Markt, etwa Japan, besser abschneidet? Ein globales Indexportfolio löst dieses Problem. Es nutzt einen breit gestreuten globalen Aktienindex (z.B. MSCI All Country World Index mit Aktien aus Industrie- und Schwellenländern). Diesen gleichen Sie mit einem globalen Anleihenindex-Tracker aus. Damit besitzen Sie eine repräsentative Auswahl wichtiger globaler Vermögenswerte. Das ist ein wirklich diversifiziertes Portfolio, das einen globalen Benchmark abbildet.

Für risikofreudigere Anleger gibt es jedoch die Option, Länderindizes zu nutzen. Ziel ist es, den breiteren Markt zu schlagen. Wir wissen, dass Märkte zwar weitgehend effizient sind. Es gibt aber auch verschiedene „Anomalien“ oder Faktoren. Diese übertreffen den Markt nachweislich über lange Zeiträume (zumindest in der aufgezeichneten Marktgeschichte). Diese Historie ist vielleicht nicht groß genug, aber sie ist die einzige, die wir haben.

Ein solcher Faktor ist „Value“. Das heißt, wenn Sie günstige Werte kaufen und ihnen genügend Zeit geben, sollten sie steigen und teure Werte übertreffen. Wie funktioniert das bei globalen Aktienmärkten?

Eine nützliche Kennzahl zur Bewertung von Aktienmärkten ist das Cape-Ratio. Es steht für „Cyclically Adjusted Price to Earnings“. Manchmal ist es auch als Shiller-Cape bekannt, nach Professor Robert Shiller, der es populär machte. Ähnlich wie beim klassischen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) wird der Kurs durch die Gewinne geteilt. Der Unterschied: Statt der Gewinne eines einzelnen Jahres wird ein Durchschnitt über einen Zeitraum von üblicherweise zehn Jahren verwendet. Dies glättet den Geschäftszyklus. Sie vermeiden so das Risiko einer Bewertung auf Basis eines ungewöhnlich profitablen oder verlustreichen Jahres, wie etwa 2008.

Shiller stellte fest – ebenso wie viele andere, darunter Mebane Faber von Cambria Investments. Wenn Sie Märkte kaufen, wenn sie günstig bewertet sind (gemessen am Cape-Ratio), sind Ihre zukünftigen Renditen deutlich höher. Kaufen Sie hingegen bei hohem Cape-Ratio, sind die Renditen niedriger. Beispiel: Das Cape-Ratio des US-Aktienmarktes fiel Anfang der 1980er Jahre unter 10. Das leitet einen starken Bullenmarkt ein, der etwa 1982 begann und bis ins Jahr 2000 andauerte. Auf dem Höchststand der Tech-Blase erreichte das Cape-Ratio desselben Marktes satte 44. Dies ging fast einem Jahrzehnt unterdurchschnittlicher Renditen voraus.

Das Cape-Ratio ist kein perfektes Timing-Instrument. Die USA sind seit Beginn der Rally 2009 auf Cape-Basis fast durchgehend überbewertet. Sie brauchen Geduld. Fabers Forschung legt jedoch nahe: Kaufen Sie einen Markt bei einem Cape-Ratio unter 10 (sehr günstig), genießen Sie in der Regel starke Renditen. Eine Strategie: Investieren Sie in die 25% der globalen Märkte mit den niedrigsten Cape-Ratios. Rebalancen Sie einmal jährlich.

Günstige Märkte zu kaufen ist beängstigend.

Warum macht das also nicht jeder? Ganz einfach: Wenn Märkte günstig werden, hat das meist einen Grund. Investoren bevorzugen blauen Himmel und gute Laune, bevor sie investieren. Deshalb werden teure Märkte oft noch teurer und günstige immer günstiger. Aber genau hier entstehen Chancen auf Outperformance. Wer Nervenstärke zeigt, konträr investiert und geduldig ist, kann den Markt übertreffen.

Welche Märkte sind aktuell günstig? Das Team von StarCapital aktualisiert regelmäßig eine Liste der günstigsten Märkte der Welt auf seiner nützlichen Website.starcapital.de. Sie verwenden nicht nur das Cape-Ratio, sondern auch Kennzahlen wie Dividendenrendite und Buchwert. Eine hervorragende Website zum Stöbern.

Sie analysieren 40 globale Märkte. Als Basis nutzen sie MSCI-Indizes statt der ländereigenen Benchmark-Indizes. Stand 29. März wären die fünf günstigsten globalen Märkte für eine Investition: Russland, China, Italien, Ungarn und Singapur.

Das ist eine interessante Mischung. Singapur betrachten die meisten nicht als beängstigenden Markt. Es ist aber aktuell relativ günstig. Grund sind Ängste vor einer globalen Verlangsamung. Da Singapur stark von globalem Wachstum abhängt, trifft es eine Verlangsamung direkt. Ähnlich bei China: Sorgen um die Wirtschaftskraft (und die Verlässlichkeit der Bilanzierung) trafen China letztes Jahr hart. Eine Erholung scheint sich nun aber abzuzeichnen. Die anderen – Russland, Italien und Ungarn – leiden unter politischer Instabilität. Politische Umbrüche und die daraus resultierenden beängstigenden Schlagzeilen treiben oft die günstigen Bewertungen. Niemand investiert gerne in Länder mit Zusammenbruchs- oder Chaos-Gerede. Dennoch bietet dies oft eine gute Chance für wagemutige Investoren.

Natürlich gibt es Risiken. Investitionen in einen Index vermeiden das Risiko einzelner Unternehmen. Das ist gut. Doch es gibt Währungsrisiken. Die Währungen dieser Märkte sind oft stark abgewertet, können aber weiter fallen. Und es gibt politische Risiken. Jede Bedrohung von Eigentumsrechten (z.B. Verstaatlichung) oder Kapitalverkehrskontrollen (die Geldflüsse stoppen) sind Gift für Bewertungen. Deshalb investieren Sie nicht nur in einen dieser Märkte, sondern streuen Ihr Investment. Für die meisten dieser Märkte gibt es ETFs. Kleinere Märkte wie Ungarn sind schwieriger zu finden. Ein Osteuropa-ETF könnte Russland und Ungarn abdecken.

Und wenn das alles nicht zusagt: Investieren Sie doch einfach näher zu Hause. Die gute Nachricht: Angesichts unserer aktuellen politischen Turbulenzen ist Großbritannien immer noch einer der günstigeren Märkte. Wer die Angst vor Brexit und Jeremy Corbyn überwindet, kann ein Schnäppchen machen.

John Stepek ist Executive Editor bei MoneyWeek.

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