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GSAM UK Gilts ETF: Aktive Entscheidungen im passiven Gewand?

„Eine aktive Strategie in die Indexkonstruktion integriert“

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Der ETF auf britische Staatsanleihen (Gilts) von Goldman Sachs Asset Management (GSAM) integriert eine „aktive Strategie“ in seine Indexkonstruktion. Dies unterstreicht die anhaltende Debatte über die Abgrenzung von aktivem und passivem Investieren.

Der Goldman Sachs Access UK Gilts 1-10 Years UCITS ETF (GBPG) wurde 2021 aufgelegt. Er bildet den FTSE Goldman Sachs UK Gilts 1-10 Years Index ab. Dieser Index entstand in Zusammenarbeit von FTSE und dem aktiven Fixed-Income-Team von GSAM. Er bietet Exposure gegenüber britischen Staatsanleihen mit festem Zins und einer Duration von 4,59 Jahren.

Aktives Management kann Marktineffizienzen nutzen. Oder es generiert Alpha durch Carry, besonders in effizienten Märkten wie dem für Gilts.

Daraus ergibt sich die Frage: Warum entschied sich GSAM gegen eine rein aktive Strategie? Stattdessen verpackt eine „aktive“ Strategie in einen systematischen Index. Denn das aktive Fixed-Income-Team von GSAM trifft eigenständige Entscheidungen über die Indexaufnahme von Anleihen.

Was sind die Motive?

Dan Caps, Portfolio Manager bei Evelyn Partners, erklärt die Gründe. GSAM zielt auf maximale Rollrenditen ab. Dies ist eine gängige Strategie. Gleichzeitig soll die neutrale Benchmark-Duration erreicht werden.

„Die größte Steilheit der Zinskurve liegt derzeit zwischen sieben und zehn Jahren. Um die Duration neutral zur Benchmark zu halten, übergewichtet der Fonds Anleihen am kurzen Ende der Kurve, zwischen ein und drei Jahren.“

„Das lange Ende ist strategisch gewünscht. Das kurze Ende sorgt für die Balance der Gesamtduration“, so Caps.

Caps kennt diesen Ansatz aus dem Fondsmarkt. Allerdings vermarkten vergleichbare Strategien sich selbst als aktiv.

Beispielsweise nutzt der Dimensional Global Short-Dated Bond Fund – eine aktive Strategie – eine Zinskurvenstrategie. Er erreicht damit die gleiche neutrale Benchmark-Duration wie GBPG. Gleichzeitig zielt er auf den steilsten Teil der Zinskurve ab. „Die beiden Fonds verfolgen einen ähnlichen Ansatz“, sagt Caps.

„Einer konstruiert einen Index, den er dann abbildet. Der andere legt sein Portfolio nach denselben Prinzipien an.“

Warum ist das keine aktive Strategie?

Aufgrund von Altlasten und des damals noch kleinen europäischen ETF-Markts für aktive Fonds ist GBPG eher eine teilweise aktive Strategie. Eine vollaktive Ausrichtung fehlt.

Generell ist erwähnenswert: JP Morgan Asset Management (JPMAM) wandelte im August 2023 den JP Morgan Global High Yield Corporate Bond Multi-Factor ETF (JGHY) von einer passiven Strategie (Strategic Beta) in eine aktive Strategie um. Dies zeigt ein gewisses Marktinteresse an Strategiewechseln zugunsten aktiver Vorteile.

Der Markt für Gilts unterscheidet sich jedoch stark von High-Yield-Anleihen. Er ist deutlich einfacher gestrickt.

Wegen dieser Einfachheit ist eine Umwandlung von GBPG in einen vollständig offenen, aktiven ETF möglicherweise nicht zwingend notwendig.

Wo Aktives auf Passives trifft

Caps fasst zusammen: „Eine Kernfrage ist, ob man Regeln für einen Index erstellt und einen Fonds abbildet, oder ob man Regeln festlegt und einen Fonds verwaltet. Dieser Fonds wäre zwar kein Index-Tracker, aber systematisch und regelbasiert. Damit würde er einem Indexfonds ähneln.“

Letztlich folgt die Strategie zwar einer aktiven Entscheidung innerhalb einer passiven Hülle. Sie basiert aber weiterhin auf einem Satz von Regeln, die klar definierte Kriterien erfüllen.

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