Edward Guinness
Interview

Guinness AM: „Wer unsere Strategie kopieren will, ist willkommen“

Guinness AM wird seinen 843-Millionen-Dollar-Fonds für nachhaltige Energien abbilden

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Edward Guinness, CEO von Guinness Asset Management, zeigt sich unbesorgt über die täglichen Transparenzvorschriften für ETFs in Europa. Dies gelte auch nach dem Markteintritt seines Hauses.

Guinness AM stieg im Juni mit der Übernahme des iClima Sustainable Energy ETF von HANetf in den europäischen ETF-Markt ein. Der ETF wurde von passiv auf aktiv umgestellt.

Aktive ETFs treiben 2024 das Marktwachstum an. Der Einstieg von Guinness AM ist eine spannende Ergänzung für einen bisher wenig entwickelten Bereich: den jungen europäischen Markt für konzentrierte aktive ETFs.

Dieser Sektor des aktiven ETF-Marktes ist relativ neu. Bisher gab es in Europa kaum konzentrierte ETFs.Dies lag an den Transparenzanforderungen der UCITS-Struktur.

Der CLMA spiegelt die Investmentphilosophie, Strategie und das Portfolio des 843 Millionen Dollar schweren Guinness Sustainable Energy Fonds wider. Dieser ist seit seiner Auflage 2007 für europäische Anleger verfügbar.

Der aktiv gemanagte Guinness Sustainable Energy UCITS ETF (CLMA) enthält 33 gleich gewichtete Aktien. Er ist der erste aktiv gemanagte ETF für nachhaltige Energien in Europa.

Guinness AM bietet in den USA bereits Produkte unter dem Namen SmartETFs an. Dazu gehört der ebenfalls aktiv gemanagte Sustainable Energy II ETF (SOLR). Ziel ist es, Unternehmen zu identifizieren, die vom Wandel zur nachhaltigen Energie profitieren.

Erster aktiver ETF für nachhaltige Energien in Europa

Der Markteintritt von Guinness AM in Europa markiert die Einführung des ersten aktiven ETFs für nachhaltige Energien. Alle 22 bisher verfügbaren Strategien in Europa sind passiv gemanagt. Der iShares Global Clean Energy UCITS ETF (INRG) verwaltet mit 2,2 Milliarden Dollar die größten Vermögenswerte.

Im Gespräch mitETF Streamkritisierte Guinness (im Bild) den Indexansatz bei ETFs für nachhaltige Energien. Er monierte, dass die Indexkonstruktion zwar anfangs funktionieren könne, aber mit der Zeit veraltet.

„Es ist schwieriger, sich zu entwickeln und auf Branchenveränderungen oder globale Entwicklungen zu reagieren.“

Neben dem aktiven Management setzt Guinness AM auf eine Gleichgewichtung der Aktien. Dies soll emotionale Bindungen von Fondsmanagern an einzelne Positionen über die Zeit verhindern.

Guinness ergänzte: „Eine Gleichgewichtung ist gerade jetzt besonders attraktiv. Man hat gesehen, dass die Performance sich auf wenige Aktien konzentriert hat. Risikostreuung ist aus Anlegersicht sehr vorteilhaft.“

„Ein vorsichtiges Herantasten“

Guinness AM hat in den USA bereits mehrere ETFs aufgelegt. Nun tastet sich das Unternehmen jedoch erst einmal an den europäischen ETF-Markt heran und startet mit einer Strategie.

Dies liegt laut Guinness daran, dass es schwierig ist, sofort zu bestimmen, welche Anlegertypen den ETF kaufen werden.

„Die erste [neue Herausforderung] besteht darin, die Schlüsselinvestoren zu identifizieren. Auf dem ETF-Markt hat man nicht die gleiche Möglichkeit, die eigenen Anteilseigner zu sehen. Wir werden uns also viel mehr anstrengen müssen, um zu erkennen, wer sich mit unseren Fonds beschäftigt.“

„Das erklärt, warum wir uns erst einmal vorsichtig herantasten, anstatt gleich mit zehn Fonds an den Start zu gehen.“

Er fügte hinzu, dass strukturelle Treiber ein sicherer Weg seien, um das ETF-Wachstum zu beschleunigen. Echtzeitpreise und die „sofortige Interaktion“ trügen dazu bei, das Wachstum von ETFs gegenüber anderen Fondsstrukturen voranzutreiben.

„Es besteht die Chance, dass ETFs im Laufe der Zeit zur dominierenden Anlagetechnologie werden.“

Transparenzanforderungen

Die tägliche Offenlegung der Bestände eines konzentrierten aktiven ETFs ist für Guinness kein Problem.

„Wer unsere Schritte kopieren will, ist herzlich willkommen. Aktive ETFs legen ihre Bestände täglich offen, das ist mittlerweile eine akzeptierte Branchennorm. Unsere bestehenden Fonds legen ihre Bestände mit einem Monat Verzug monatlich offen und investieren in liquide Aktien, was Portfolioanpassungen relativ einfach macht."

„Wenn ein Anleger unsere Portfolios kopieren wollte, könnte er das technisch tun, aber mit Verzögerung. Das wäre höchst unethisch, und wir stellen fest, dass dies in den USA kein Merkmal der Branche geworden ist.“

Weitere Produkte in Planung?

Guinness erwartet in den kommenden Jahren die Auflage weiterer ETFs. Er fügte jedoch hinzu: „Wir haben nichts unmittelbar in der Pipeline.“

Guinness AM bietet derzeit 23 Investmentfonds an, die sich auf Aktienerträge, nachhaltige Anlagen, Wachstum, Multi-Asset und festverzinsliche Wertpapiere erstrecken. Die Umwandlung des Fonds für nachhaltige Energien in einen ETF könnte auch für andere Produkte der Palette erfolgen.

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