Häufige Indexanpassungen schmälern die Performance passiver Fonds. Grund sind Transaktionskosten durch sogenannte Adverse Selection. Dies zeigt eine neue Studie.
In der Studie zeigen die Akademiker Marco Sammon und John J Shim: Würden die zugrundeliegenden Indizes nur jährlich statt vierteljährlich angepasst, könnten passive Anleger jährlich 0,32 Prozentpunkte (bps) eingespart. Dies entspräche verlorener Rendite.
Diese Erkenntnisse stehen im Gegensatz zur Entscheidung von FTSE Russell. Der Indexanbieter kündigte kürzlich an, seine US-Russell-Indizes ab 2026 halbjährlich statt jährlich anzupassen. Grund seien sich wandelnde Marktdynamiken und erhöhte Volatilität.
Warum Anpassungen Kosten verursachen
Die Autoren definieren einen Indexfonds als passives Anlageinstrument. Es bildet die Wertentwicklung eines Marktkapitalisierungsgewichteten Index ab. Über dieses Thema hat ETF Stream bereits berichtet. Sie führen das Konzept der „Eigentümerquote“ ein. Dies ist der Anteil eines Unternehmens, den der Fonds hält.
Bei Indexfonds ist die Eigentümerquote für jede Aktie gleich. Sie spiegelt das Gewicht im Index wider. Anteile in aktiven Fonds hingegen haben unterschiedliche Quoten. Sie können über- oder untergewichtet sein oder ganz fehlen.
Um die gleiche Eigentümerquote zu halten, müssen Indexfonds auf Indexänderungen reagieren. Das betrifft sowohl neue Titel (IPOs, Delistings) als auch geänderte Stückzahlen (Aktienemissionen, Rückkäufe).
Steigt beispielsweise die Anzahl der Aktien eines Unternehmens durch Mitarbeiterbeteiligungen, sinkt die Eigentümerquote mechanisch. Der Index gerät aus dem Gleichgewicht. Der Fonds muss neue Aktien kaufen und gleichzeitig Anteile anderer Werte verkaufen. Erst dann sind die Quoten wieder ausgeglichen.
Das Verfahren funktioniert umgekehrt genauso. Das Problem, so die Autoren: Anpassungen führen zum „Kauf von Wachstumsaktien und Titeln mit schwacher Profitabilität, während gleichzeitig Substanzwerte und Titel mit starker Profitabilität verkauft werden“.
Das ist nachvollziehbar. Unternehmen kaufen eigene Aktien oft zurück, wenn sie liquide sind und ihre Aktien als unterbewertet gelten. Aktienbasierte Vergütung ist sinnvoll, wenn die Cash-Generierung niedrig und die Bewertung hoch ist.
Wie dies die Performance beeinträchtigt
Die Autoren analysieren die Performance-Auswirkungen. Sie konstruierten ein Long/Short-Portfolio. Dieses bildet die Käufe und Verkäufe ab, die zur Aufrechterhaltung einer stabilen Eigentümerquote nötig sind. Demnach erzielte das Portfolio im Zeitraum 1981 bis 2023 eine durchschnittliche Jahresrendite von -4,0%.
Das ist signifikant genug, um sich in den Gesamtrenditen bemerkbar zu machen. Indexfonds müssen rund 10% ihres verwalteten Vermögens jährlich handeln, um eine stabile Eigentümerquote zu wahren.
Tatsächlich schlagen die Autoren vor: Ein Wechsel von vierteljährlicher zu jährlicher Anpassung könnte Anleger im Schnitt 0,32 Prozentpunkte (bps) jährliche Renditeverluste ersparen. Dies hätte die Renditen in jedem Studienjahr gesteigert – mit einem Zuwachs zwischen 7 und 68 bps.
Ein möglicher Einwand: Bei selteneren Anpassungen könnte das Portfolio eines Anlegers stark vom Markt abweichen, dessen Abbildung er bezahlt. Das war ein Schlüsselfaktor für die Entscheidung von FTSE Russell.
„Eine halbjährliche Anpassungsfrequenz stellt sicher, dass die US-Russell-Indizes den Markt weiterhin abbilden und dabei ihren Zweck als praktischer Benchmark erfüllen“, sagt Fiona Bassett, CEO von FTSE Russell.



