Investoren setzten im zweiten Quartal 2023 auf risikoreichere Anlagen. Treiber waren die Aussicht auf globales Wachstum und eine Pause bei den Zinserhöhungen der US-Notenbank.
Die Signale aus Anleihen- und Aktienmärkten blieben gemischt. Die US-Zinskurve erreichte mit die tiefste Inversion seit 1981. Aktienbewertungen und Unternehmensanleihe-Spreads zeigten sich jedoch resilient.
Dennoch erzielte der MSCI All Countries World Index in diesem Jahr eine Rendite von 11,2%. Investoren sprangen schnell auf positive Prognosen für die Weltwirtschaft an.
Sebastian Raedler, Anlagestratege bei der Bank of America (BofA), sagte: „Viele Investoren äußern ihr Erstaunen über die anhaltende Stärke des Aktienmarktes.
„Die Widerstandsfähigkeit des Marktes erklären wir uns durch eine starke globale Wachstumsbelebung. Der globale Einkaufsmanagerindex (PMI) stieg seit dem vierten Quartal um sechs Punkte. Haupttreiber war eine Erholung im US-Raum um acht Punkte. Das Wachstumstempo in der Eurozone und China hat sich dagegen verlangsamt.“
Der Volatilitätsindex VIX fiel Ende Juni auf das Niveau vor der Corona-Pandemie zurück. Dies gilt für die zweite Jahreshälfte als nicht nachhaltig.
Die Zinspause der Fed und die sinkende Inflation im Juni beruhigten die Anleger. Sorgen vor weiteren Zinserhöhungen nahmen ab. Dennoch deutete die Zentralbank weitere Erhöhungen im zweiten Halbjahr an.
Wie investierten europäische ETF-Anleger im zweiten Quartal?
Risikobereitschaft?
Der iShares Core MSCI World UCITS ETF (IWDA) führte erneut die Liste an. Er verzeichnete im zweiten Quartal Nettozuflüsse von 4,1 Milliarden US-Dollar. Damit stiegen die gesamten Nettozuflüsse in diesem Jahr auf 6,2 Milliarden US-Dollar, so Daten von ETFbook.
Den zweiten Rang belegten der Xtrackers MSCI AC World ESG Screened UCITS ETF (XMAW) und der iShares MSCI ACWI UCITS ETF (SSAC). Beide verzeichneten Nettozuflüsse von jeweils 1,4 Milliarden US-Dollar.
Globale Aktien waren in diesem Jahr die beliebteste Anlageklasse. Sie zogen in den ersten fünf Monaten 2023 13 Milliarden US-Dollar an neuem Vermögen an.
Es gab auch Anzeichen für risikofreudige Anleger im festverzinslichen Bereich. Geringere Inflationsraten ermutigten Anleger, ihr Engagement im Anleihenmarkt auszuweiten.
Der iShares Core € Corp Bond UCITS ETF (IEAC) gewann im Quartal 4,1 Milliarden US-Dollar an Zuflüssen. Investoren steckten zudem 1,1 Milliarden US-Dollar in den Xtrackers EUR Corporate Bond UCITS ETF (XBLC).
Der iShares J.P. Morgan EM Local Govt Bond UCITS ETF (SEML) und der BNP Paribas Easy JPM ESG EMU Government Bond IG 1-3Y UCITS ETF (BNJPGTC) verzeichneten Zuflüsse von 1,2 Milliarden und 1,1 Milliarden US-Dollar. Anleger setzen auf Zinssenkungen vor den Industrieländern.
Außerhalb der breiten Zinsmärkte setzte der Lyxor US Curve Steepening 2-10 UCITS ETF (STPU) seine positive Entwicklung fort. Er nahm 1,5 Milliarden US-Dollar im Quartal ein. Dies ist der dritthöchste Wert in Europa. Anleger erwarten ein Ende der restriktiven US-Zinspolitik.
Auch Schwellenländer-ETFs erfreuten sich im zweiten Quartal großer Beliebtheit. Der iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF (EIMI) verzeichnete Zuflüsse von 1,3 Milliarden US-Dollar. Der iShares MSCI China A UCITS ETF (CNYA) sah trotz verschlechterter Stimmung Zuflüsse von 856 Millionen US-Dollar.
Kurzläufer gemieden
ETFs auf kurzlaufende Anleihen verzeichneten im Quartal deutliche Abflüsse. Die sinkende Inflation nährte die Debatte über eine mögliche Verlangsamung der Zinserhöhungen.
Der Invesco US Treasury Bond UCITS ETF (TRGB) verzeichnete mit 1,2 Milliarden US-Dollar die höchsten Abflüsse im Quartal. Anleger wandten sich Unternehmen zu.
Der iShares € Ultrashort Bond UCITS ETF (ERNE) und der iShares $ Treasury Bond 0-1yr UCITS ETF (IB01) verzeichneten Abflüsse von 736 Millionen und 730 Millionen US-Dollar.
Die Inflationserwartungen für den Rest des Jahres spiegelten sich in den 641 Millionen US-Dollar wider, die aus dem Lyxor EUR 2-10Y Inflation Expectations UCITS ETF (INFL) abgezogen wurden.
Im Aktienbereich zeigten Investoren ihre Risikobereitschaft. Value- und Low-Volatility-Faktor-ETFs verzeichneten Abflüsse.
Angeführt wurden sie vom iShares Edge MSCI USA Value Factor UCITS ETF (IUVL), dem iShares Edge MSCI World Value Factor UCITS ETF (IWVL) und dem iShares Edge MSCI World Minimum Volatility UCITS ETF (MVOL). Diese verzeichneten Abflüsse von 691 Millionen, 567 Millionen und 566 Millionen US-Dollar.
Der Ausblick für die nächsten sechs Monate könnte sich ändern. Die Volatilität dürfte in der zweiten Jahreshälfte aufgrund weiterer Zinserhöhungen wieder zunehmen. Dies könnte Anleger zu kurzlaufenden Anleihen und Low-Volatility-ETFs zurückführen.








