Die Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) fordert strengere Regeln, damit Market Maker bei ihren Geschäften mit Investoren „fair und ehrlich“ agieren. Die weltweite Vereinigung der Finanzaufsichtsbehörden will damit sicherstellen, dass diese zentralen Liquiditätsanbieter in modernen Märkten einer strengeren Aufsicht unterliegen.
Am Montag veröffentlichte die IOSCO eine Reihe von Empfehlungen, um zu verhindern, dass Market Maker aus vertraulichen Kundendaten Gewinne für sich selbst erzielen. Gleichzeitig verzichtet die Organisation auf den Vorschlag eines vollständigen Verbots des Pre-Hedging.
Beim Pre-Hedging teilt ein Investor einem Market Maker vertrauliche Details über eine mögliche Order mit. Der Market Maker kann diese Informationen nutzen, um vorab auf eigene Rechnung zu handeln, was anschließend den Preis der eigentlichen Kundenorder zu dessen Nachteil beeinflussen kann.
Da es keine einheitlichen internationalen Regeln für diese Praxis gibt, warnen Beobachter, das führe zu einer Grauzone zwischen Pre-Hedging und illegalem Front-Running.
Die IOSCO empfiehlt, dass Market Maker Pre-Hedging nur durchführen dürfen, wenn es im Interesse des Kunden liegt – und ausschließlich Risikomanagementzwecken dient. Außerdem sollen Händler ihre Pre-Hedging-Praktiken transparent offenlegen und alle relevanten Aufzeichnungen führen, um eine effektive Überwachung durch Aufsichtsbehörden zu ermöglichen.
Die IOSCO ist kein supranationaler Regulator, sondern setzt als Organisation lediglich Standards. Sie kann nationale Aufsichtsbehörden nicht zwingen, ihre Empfehlungen umzusetzen. Ziel der Organisation ist es vielmehr, Kooperation zwischen nationalen Regulierern zu fördern und globale Standards zum Anlegerschutz und zur Marktintegrität zu stärken.
Europäische Regeln lassen Interpretationsspielraum
In der EU ist Pre-Hedging erlaubt, wenn es „zumindest teilweise“ im Interesse des Kunden liegt – ein Spielraum, den Market Maker unterschiedlich interpretieren.
Der europäische Fondsverband EFAMA bezeichnete Pre-Hedging durch Market Maker in kompetitiven RFQ-Handelsprozessen (Request-for-Quote) zuletzt als „nicht akzeptabel“.
„Das Risiko, dass der Preis für den Kunden durch Pre-Hedging auf Basis der RFQ-Informationen negativ beeinflusst wird, ist real und sollte nicht erlaubt sein“, so EFAMA, der Dachverband der europäischen Asset-Management-Branche.
Besonders relevant ist das Thema im europäischen ETF-Markt, wo RFQ-Plattformen zunehmend genutzt werden, um vertrauliche An- und Verkaufsanfragen zu stellen und die Marktstimmung zu testen.
Schätzungen zufolge entfallen bis zu 70 % des ETF-Handels in Europa auf RFQ-Plattformen. Zugleich wächst die Sorge, dass Endanleger benachteiligt werden, während Market Maker und andere hochspezialisierte Liquiditätsanbieter Informationsvorteile ausnutzen – sowohl auf RFQ-Plattformen als auch auf den traditionellen Börsenplätzen.
Laut einer Umfrage der Beratung Acuiti, die im Auftrag des Market Makers Susquehanna durchgeführt wurde, kennen viele Senior Trader europäischer Asset Manager das Thema Pre-Hedging kaum. 29 % der befragten leitenden Händler von 34 Asset Managern gaben an, „gar nicht“ oder „nicht besonders vertraut“ mit dem Begriff zu sein.





