Neue aktiv gemanagte ETFs entstehen. Ein Bericht von Morningstar zeigt: Aktive ETFs erreichen fast 10% Marktanteil.
Parala nutzt meist passive ETFs für Anlageklassen-, Markt-, Faktor- und Sektorexposures. Unsere Anlagetechnologie identifiziert aber auch Managerfähigkeiten. Sie erstellt zukunftsgerichtete Rankings für aktive Fonds. So erkennen wir „Allwetter“-Fähigkeiten und zeitvariierende Managerstärke, die zum Konjunkturzyklus passt.
Ein ausgefeiltes Modell wie das von Parala ist wertvoll. Es unterstützt Anlageentscheidungen. Anleger verstehen so ETF-Merkmale, Risikofaktoren, Konjunkturabhängigkeiten und Werttreiber besser. Das ist das Ziel dieses Artikels.
Die ETF-Struktur allein steigert nicht die Alpha-Generierung. Aber es gibt Vorteile. Erstens: Neu aufgelegte aktive ETFs sind oft günstiger als traditionelle Publikumsfonds. Zweitens: Große Anbieter setzen systematische Strategien zu niedrigen Kosten um. Das bietet Anlegern Vorteile durch tiefgehende Aktien- oder Faktorenauswahl. Drittens: Aktive ETFs erlauben Fondsmanagern qualitative Urteile und ESG-Kriterien bei der Titelauswahl.
Die folgenden aktiven ETFs beleuchten unterschiedliche US-Aktienstrategien. Sie verfügen über ausreichende Historie für die Analyse. Sie zeigen die „Features with Benefits“. Zwei ETFs haben Gebühren, die denen von aktiven Publikumsfonds ähneln. Vier der fünf ETFs integrieren ESG-Kriterien. Der MSCI USA ESG Leaders Index dient als passiver Vergleich, um ESG-bedingte Performanceunterschiede zu analysieren.
Tabelle 1: Gemanagte US-Aktien-UCITS-ETFs in unserer Analyse
Ticker | Name | AUM (Mio. $) | TER | ESG-Kriterien | Auflegungsdatum |
|---|---|---|---|---|---|
FUSR | 351 | 0,20 % | Ja | Jun-20 | |
UINC | 302 | 0,65 % | Nein | Apr-16 | |
JREU | 9.530 | 0,20 % | Ja | Okt-18 | |
5HED | Ossiam ESG Low Carbon Shiller Barclays CAPE US Sector UCITS ETF | 76 | 0,75 % | Ja | Jun-18 |
OUFU | 35 | 0,45 % | Ja | Jun-19 |
Quelle: Bloomberg, Stand 12. August 2024
Anlagestrategien mit unterschiedlichen aktiven Risiken
Diese fünf ETFs verfolgen drei Strategietypen:
Aktive Titelauswahl zur Wertschöpfung. Die Sektorallokation bleibt nah am Index. Dazu gehören der Fidelity Sustainable Research Enhanced US Equity UCITS ETF und der JPM US Research Enhanced Index Equity (ESG) UCITS ETF. Beide ETFs tragen „Enhanced“ im Namen – das verspricht mehr.
Faktorbasierte Forschung und Portfolioaufbau zur Wertschöpfung bei niedriger CO2-Belastung. Die Sektorallokation kann stark vom S&P 500 abweichen, um eine geringere CO2-Intensität als der Markt zu erzielen. Beispiele sind der Ossiam ESG Low Carbon Shiller Barclays CAPE US Sector UCITS ETF und der Ossiam US ESG Low Carbon Equity Factors UCITS ETF.
Hohes Ertragsziel zur Wertschöpfung. Die Ausrichtung auf ertragsstarke Titel ohne enge Sektorkontrolle führt zu deutlichen Abweichungen vom S&P 500. Der First Trust US Equity Income UCITS ETF spiegelt diese Strategie wider.
Tabelle 2: Aktive Sektorallokation im Vergleich zum S&P 500 Index
Sektor | Fidelity Sustainable Research Enhanced US Equity | First Trust US Equity Income | JPMorgan US Research Enhanced Index Equity (ESG) | Ossiam ESG Low Carbon Shiller Barclays CAPE US | Ossiam US ESG Low Carbon Equity Factors |
|---|---|---|---|---|---|
Kommunikationsdienste | -0,3 | -5,9 | -0,4 | 16,3 | 1,8 |
Zyklische Konsumgüter | -0,6 | -5,3 | 1,3 | 13,9 | 3,9 |
Defensive Konsumgüter | -0,4 | 1,2 | -0,8 | 18,4 | -0,4 |
Energie | 0,1 | 16,4 | 0,0 | -3,7 | -2,9 |
Finanzwerte | 1,0 | 29,6 | -0,1 | 13,6 | 17,0 |
Gesundheitswesen | 1,1 | -6,4 | 0,1 | -12,3 | -7,5 |
Industriewerte | -1,1 | -6,5 | -0,6 | -8,5 | -1,1 |
Informationstechnologie | -0,6 | -26,9 | 0,5 | -30,6 | -17,2 |
Basiskonsumgüter | 0,4 | 2,4 | -0,2 | -2,2 | -0,7 |
Immobilien | 0,4 | 1,2 | -0,1 | -2,3 | 2,7 |
Versorger | -0,4 | 0,3 | 0,0 | -2,5 | 4,4 |
Nicht klassifiziert | 0,3 | 0,0 | 0,3 | 0,0 | 0,0 |
Quelle: Bloomberg, Stand 8. August 2024
Die ETFs mit der geringsten Tracking-Differenz zum S&P 500 sind die von Fidelity und JPMorgan. Beide setzen auf Titelauswahl und halten Sektorallokationen nah am Index. ETFs mit höheren Tracking-Differenzen sind die Ossiam-Produkte. Sie übergewichten Finanztitel und untergewichten Gesundheitswesen und IT.
Es gibt weitere ETFs, die CO2-Emissionen reduzieren und gleichzeitig aktive Sektorrisiken steuern. Dies ist jedoch kein Merkmal der beiden Ossiam-ETFs. Mit einer annualisierten Tracking-Differenz von über 13% zum S&P 500 ist der First Trust Equity Income ETF klarer Kategorieführer. Sein Anlageziel ist Ertrag, er übergewichtet Finanztitel und Energie und untergewichtet fünf Sektoren, allen voran IT. Die ESG-Kriterien führen zu einer zusätzlichen Tracking-Differenz von rund 2,5%, wie der MSCI USA ESG Leaders Index zeigt.
Tabelle 3: Rollierende dreijährige annualisierte Tracking-Differenz zum S&P 500 Index

Quelle: Parala Capital LLP, ETF-Performance-Daten von Bloomberg
Beta misst das systematische Risiko einer Anlagestrategie im Verhältnis zu einem Index wie dem S&P 500. Die Grafik zeigt die Markt-Betas der fünf ETFs über rollierende Dreijahresperioden. Eine Strategie mit Beta eins hat ein systematisches Risiko gleich dem S&P 500. Dies gilt auch für den MSCI USA ESG Leaders Index. Die fünf ETFs weisen alle ein niedrigeres Marktrisiko als der S&P 500 auf.
Das bedeutet, diese ETFs haben andere Risikofaktoren, die der Index nicht erfasst. Wir untersuchen diese Risikofaktoren genauer. Bemerkenswert ist auch, dass das Marktrisiko des First Trust US Equity Income ETFs in späteren Dreijahresperioden sinkt.
Tabelle 4: Rollierendes dreijähriges Marktrisiko im Verhältnis zum S&P 500 Index

Quelle: Parala Capital LLP, ETF-Performance-Daten von Bloomberg
Wir analysieren nun tiefer, welche Faktoren die ETF-Renditen am besten erklären. Alle ETFs weisen unterschiedliche Risikofaktoren auf. Die ETFs von Fidelity und JPMorgan haben ähnliche Risikofaktoren. Das ist nicht überraschend, da beide enge Sektorrisikobegrenzungen zum S&P 500 einhalten. Hauptunterschiede in der Performance ergeben sich aus „Allwetter“- und zeitvariierenden Alpha-Fähigkeiten, da sie auch die gleichen Verwaltungsgebühren haben.
Der First Trust US Equity Income zeigt die stärkste Exposition gegenüber dem Value-Faktor – dies passt zum Fokus auf Ertrag. Der Ossiam US ESG Low Carbon Equity Factors ETF folgt.
Interessanterweise hat sein Pendant, der Ossiam ESG Low Carbon Barclays Cape US ETF, eine geringere Value-Exposition. Dies erklärt sich durch eine höhere Gewichtung von Wachstumsaktien im NASDAQ-Stil, inklusive Übergewichtung im Kommunikationssektor (wie Google, Netflix, Meta). Gleichzeitig ist die Exposition gegenüber traditionellen Value-Sektoren geringer. Am interessantesten ist die negative Exposition aller ETFs gegenüber dem Qualitätsfaktor (Renditen von Qualitätsaktien minus Renditen von Nicht-Qualitätsaktien). Das überrascht, da Asset Manager im Finanzmedien oft Qualität betonen.
Das mag sein, aber die Renditen dieser ETFs korrelieren negativ mit dem Qualitätsfaktor. Die ETFs von Fidelity und JPMorgan weisen die geringste Small-Cap-Exposition auf. Der First Trust und die beiden Ossiam-ETFs zeigen eine beträchtliche Small-Cap-Exposition. Der First Trust und die Ossiam-ETFs untergewichten Informationstechnologie. Deren Marktkapitalisierung ist stark gestiegen. Das erklärt teilweise die höhere Small-Cap-Exposition.
Tabelle 5: Langfristige Risikofaktoren-Exposures der fünf aktiven US-Aktien-ETFs

Quelle: Parala Capital LLP
Wir messen Alpha über einen kurzen Zeitraum mit hoher Streuung. Der First Trust US Equity Income zeigt das höchste durchschnittliche rollierende Dreijahres-Alpha. Die Ossiam US ESG Low Carbon Equity Factors und Ossiam ESG Low Carbon Shiller Barclays CAPE US ETFs liegen am unteren Ende.
Vergleichen wir Fidelity und JPMorgan: Beide ETFs haben ähnliche Beta-Risikofaktoren, Sektor-Exposures und Verwaltungsgebühren. Dennoch unterscheiden sich ihre Alpha-Werte. Dies liegt wahrscheinlich an unterschiedlichen „Allwetter“- und zeitvariierenden Fähigkeiten (Alpha). Der JPMorgan ETF generiert insgesamt höhere rollierende Dreijahres-Alphas.
Wir untersuchen die Korrelation von Alpha-Fähigkeiten und Konjunkturzyklus im nächsten Abschnitt. Das erklärt, warum JPMorgan angesichts der Wirtschaftslage der letzten Jahre besser abgeschnitten haben könnte.
Tabelle 6: Rollierendes dreijähriges Alpha im Verhältnis zum S&P 500 Index

Quelle: Parala Capital LLP, ETF-Performance-Daten von Bloomberg
Paralas Modell erfasst das Risiko- und Renditeverhalten der aktiven UCITS-ETFs. Es berücksichtigt Risikofaktoren wie Markt-Beta, Small Cap, Value, Quality und Momentum-Prämien. Zudem berücksichtigt es, dass die Risikofaktoren selbst konjunkturabhängig sind.
Jeder ETF hat zudem eine Restkomponente in seiner Rendite. Diese ist unabhängig von den Risikofaktoren, korreliert aber mit dem Konjunkturzyklus. Wir nennen diese Komponente zeitvariierendes Alpha. Sie ändert sich im Laufe der Zeit und hängt von Konjunkturwechseln ab.
Dies kann an unterschiedlichen aktiven Sektorallokationen oder der Titelauswahl innerhalb der Sektoren liegen. Wir identifizieren diese Zusammenhänge mithilfe von Konjunkturindikatoren wie Ausfallspannen, Zinsstrukturkurven, kurzfristigen Zinsen und Rohstoffpreisen.
Fidelity und JPMorgan weisen ähnliche Beta-Risikofaktoren auf. Hauptunterschiede in ihrer Performance beruhen wohl auf unterschiedlichen Alpha-Fähigkeiten. Die Grafik zeigt die Sensitivität der Alpha-Fähigkeiten jedes Fonds gegenüber wichtigen Konjunkturvariablen. Fidelity Sustainable Research Enhanced US Equity und JPMorgan US Research Enhanced Index Equity (ESG) zeigen unterschiedliche Sensibilitäten. Das führt zu Abweichungen bei ihren zeitvariierenden Alphas.
Beispielsweise hat das Alpha von Fidelity Sustainable Research Enhanced US Equity eine stärkere negative Sensitivität gegenüber der Zinsstrukturkurve und kurzfristigen Zinsen als JPMorgan US Research Enhanced Index Equity (ESG). Die negative Sensitivität gegenüber der Dividendenrendite ist geringer. Die Dividendenrendite ist ein Indikator für Aktienbewertungen und spiegelt langsamere Konjunkturtrends wider.
Mit einem ausgefeilten Modell lassen sich diese Alpha-Sensitivitäten überwachen. Anleger können so Fonds bevorzugen, die voraussichtlich besser abschneiden, und solche meiden, die voraussichtlich schlechter abschneiden. Erwarten Sie steigende Ausfallspannen (Kreditrisiko)? Dann könnten First Trust US Equity Income und Ossiam ESG Low Carbon Shiller Barclays CAPE US besser performen als die anderen ETFs, da sie positiver auf Ausfallspannen reagieren.
Tabelle 7: Alpha-Sensitivitäten von US-Aktiven-ETFs gegenüber Konjunkturvariablen

Fazit
Im letzten Jahrzehnt bevorzugten Anleger Indizes, ETFs und passive Anlagen gegenüber aktivem Management. Aktive ETFs gewinnen jedoch im ETF-Markt an Bedeutung. Ist es Zeit für Anleger, ihre US-Investitionen aktiver zu gestalten?
Aktivität kann gut für die Gesundheit sein, erfordert aber mehr Zeit und Mühe. Aktive ETFs bieten verschiedene Strategien. Sie zielen auf Wertschöpfung durch Titelauswahl, Faktorkombination, ESG-Integration und qualitative Urteile ab.
Für Anleger, die die ETF-Struktur nutzen, erhöht die Vielfalt aktiver ETFs die Auswahl an Werkzeugen. Nicht alle ETFs bilden öffentliche Indizes ab, die Transparenz kann eingeschränkt sein. Es kann schwieriger sein, Anlageziele, Risikolimits, konstante und zeitvariierende Risikofaktoren, Konjunkturabhängigkeiten und Alpha-Quellen klar zu verstehen. Dies sind wichtige Überlegungen, um sicherzustellen, dass aktive ETFs zum Gesamtportfolio passen und Wert generieren.
Steve Goldin ist Managing Partner bei Parala Capital. Das Unternehmen berät institutionelle Investoren und Asset Owner bei der Vermögensallokation. Es nutzt fortschrittliche quantitative Technologie, basierend auf Forschung der Gründungsmitglieder.
Dieser Artikel erschien zuerst in ETF Insider, dem monatlichen Magazin für professionelle Investoren in Europa von ETF Stream. Lesen Sie die vollständige Ausgabe hierklicken Sie hier.



