Trotz Vorbereitungen der Europäischen Zentralbank (EZB) für Zinssenkungen fallen europäische Staatsanleihen weiter. Grund dafür ist ein Anstieg der Rohstoffpreise. Auslöser sind mögliche Eskalationen im Nahen Osten. Dies deutet auf anhaltende oder sogar steigende Inflation im zweiten Halbjahr hin.
Inflation spielt eine entscheidende Rolle für die Anleiheperformance. Bleibt sie hoch, sind die Chancen auf eine Anleihen-Rally gering. Zentralbanken können dann kaum aggressive Zinssenkungen umsetzen. Die Erwartungen für Zinssenkungen der US-Notenbank Fed im Jahr 2024 sanken von fast sechs auf weniger als zwei. In Europa fielen sie von fast sieben auf drei.
Die EZB wird voraussichtlichaggressiver bei Zinssenkungensein als die Federal Reserve. Diese Divergenz stoppt den Anstieg der Bundesanleihe-Renditen jedoch nicht. Langlaufende Bundesanleihen begannen das Jahr bei 2%. Jetzt erreichten sie fast 2,5%. Ein Aufwärtstrend ist erkennbar. Widerstand bei 2,5% könnte getestet werden. Bei einem Bruch sind 2,75% möglich.
Mehrere Faktoren könnten die Renditen von Bundesanleihen weiter steigen lassen:
Slower progress in disinflation: Die Kerninflation in der Eurozone verharrt bei rund 3%. Die reale Geldpolitik der EZB liegt bei etwa 100 Basispunkten (bps). Hält die Inflation dieses Niveau, kann die EZB die Zinsen nur begrenzt senken. Dies bremst die Stimulierung der länger laufenden Zinskurve.
Uncertainty surrounding the rate cut cycle: Die Politik signalisiert Zinssenkungen im Juni. Sie dämpft jedoch Erwartungen darüber hinaus. Dies soll verhindern, dass Märkte aggressive Senkungen einpreisen.
Concerns about a weak euro leading to a second wave of inflation: EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte kürzlich die Sorgen über die Auswirkungen von Währungsschwankungen auf die Inflation. Diese dürfen nicht ignoriert werden. Ein schwacher Euro ist gut für das europäische Wachstum. Wird er jedoch zu schwach, könnte er steigende Inflation auslösen. Das schränkt die Möglichkeiten der Politik zur Zinssenkung ein.
10-jährigeBundesanleihen bieten weiterhin ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis.
Bei einer Haltedauer von einem Jahr müssten die Renditen über 2,8% steigen, um Verluste zu erleiden. Angesichts möglicher hartnäckiger Inflation oder wirtschaftlicher Erholung ist das Aufwärtspotenzial bei Marktabschwüngen oder deflationären Trends nicht zu unterschätzen.
Fallen die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen beispielsweise von 2,46% auf 1,46%, ergibt sich ein Aufwärtspotenzial von 11%.
Grafik 1: Renditen 10-jähriger Bundesanleihen

Quelle: Bloomberg, Saxo Bank
Italienische Staatsanleihen bieten Anlegern eine überzeugende Gelegenheit.
Während 10-jährige Bundesanleihen seit Jahresbeginn etwa 2% verloren haben, blieben italienische BTPs stabil. Diese Outperformance erklärt sich durch die höchsten Renditen unter den europäischen Staatsanleihen.
Diese hohe Rendite macht italienische BTPs attraktiv als 'sicheren Hafen', falls die Inflation anhält. Sie bieten einen stärkeren Inflationsschutz.
Zudem würden sie von ihrer Korrelation mit Bundesanleihen bei steigenden Spannungen im Nahen Osten profitieren.
Jüngste Jahre zeigten, dass festverzinsliche Wertpapiere mit höheren Renditen, wie Junk Bonds, bei hoher Inflation widerstandsfähig waren.
Grafik 2: Italienische BTPs übertreffen deutsche Bundesanleihen

Quelle: Bloomberg, Saxo Bank
Bei einer einjährigen Haltedauer bieten italienische BTPs ein attraktives Chance-Risiko-Profil:
2-year Italian BTPs:2-jährige italienische BTPs: Rendite 3,5%. Verluste entstehen erst, wenn die Renditen 12% übersteigen.
10-year Italian BTPs: 10-jährige italienische BTPs: Rendite 3,9%. Verluste entstehen erst, wenn die Renditen 4,4% übersteigen.
30-year Italian BTPs: 30-jährige italienische BTPs: Rendite 4,3%. Verluste entstehen erst, wenn die Renditen 4,7% übersteigen.
Althea Spinozzi ist Leiterin der Rentenstrategie bei Saxo Bank.





