ETF-Handelskosten dürften deutlich steigen. Grund sind Vorschläge der Europäischen Wertpapier- und Aufsichtsbehörde (ESMA) zu verschärften Strafen bei Abwicklungsfehlern (Settlement Fails) im Rahmen der CSDR-Regulierung. Das warnt Jane Street.
In einer Analyse, dieETF Streamvorliegt, fordert der Liquiditätsanbieter die ESMA auf, ETFs als eigene Anlageklasse zu betrachten. Die Struktur von ETFs erfordere mehr Flexibilität bei der Abwicklung.
Im Dezember legte die europäische Finanzaufsicht einen Konsultationsentwurf vor. Dieser soll Abwicklungsfehler reduzieren und höhere Strafen für Verzögerungen vorsehen.
Die ESMA schlägt ein abgestuftes Strafmodell vor. Demnach könnten täglich 12,5 Basispunkte Strafe anfallen, wenn ETFs sechs Tage nach dem geplanten Abwicklungstermin (Intended Settlement Date, ISD) nicht abgewickelt sind.
Grafik 1: Aktuelle und geplante Strafmodelle nach ISD-Tagen
Quelle: Jane Street
Peter Whitaker, Leiter Marktstruktur und Regulierung EMEA bei Jane Street und Autor des Berichts, sagt: „Für ETFs könnten die Änderungen zu unnötig höheren Kosten für Endanleger führen. Ein entsprechender Nutzen fehlt. Zudem drohen neue, unerwartete Probleme.“
„Weitere Auswirkungen sind auf die Innovation, Adaption und das Wachstum neuer ETF-Produkte denkbar.“
ETF-Abwicklungsaspekte
Jane Street erläutert strukturelle Gründe, warum ETFs Flexibilität bei der Abwicklung benötigen. Diesen Rechnung trägt die ESMA laut Jane Street nicht.
Viele ETFs bilden asiatische Wertpapiere ab. Die übliche Abwicklungsfrist von T+2 reicht da oft nicht aus. Bestimmte Basiswerte sind wegen Feiertagen geschlossen. Oder der Verkauf erfolgt nach Handelsschluss.
„Änderungen am CSDR-Strafsystem ändern nichts daran, dass ETF-Liquiditätsanbieter weiterhin Liquidität am Primärmarkt beschaffen müssen, um die Anlegernachfrage zu bedienen“, warnt Whitaker.
„Allerdings werden die Kosten für die Nichteinhaltung des ISD durch Liquiditätsanbieter künftig erheblich höher sein. Diese Kosten müssen sich in den Kursen widerspiegeln und die Spreads erheblich weiten.“
Zudem argumentiert Jane Street, die ESMA-Vorschläge könnten die Attraktivität der europäischen Kapitalmärkte mindern. Grund sei die erhöhte Unsicherheit über intransparente ETF-Handelskosten.
„Etwaige Erstattungen [im Rahmen der CSDR] wären für den breiten Markt nicht sichtbar. Dieser würde nur die höheren Kosten durch die Spreads sehen“, heißt es im Bericht. „Das könnte die Attraktivität europäischer ETFs im Vergleich zu anderen Regionen beeinträchtigen und den strategischen Zielen der EU-Politik entgegenwirken.“
Manchmal können Liquiditätsanbieter engere Geld-Brief-Spannen anbieten, indem sie Liquidität am Sekundärmarkt nutzen. Dies kann jedoch Zeit kosten und die Abwicklung verzögern.
So wollen Käufer-Händler (Buyside Traders) laut Jane Street die Abwicklung oft verschieben. Dies dient der Erfüllung ihrer Pflichten zur besten Ausführung (Best Execution).
„Höhere CSDR-Strafen verteuern solche Arbeitsabläufe. Liquiditätsanbieter werden dann eher gezwungen sein, am Primärmarkt zu emittieren, selbst wenn dies für Kunden teurer ist.“
Fazit
Die Herausforderungen bei der ETF-Abwicklung verschärfen sich. Europa bereitet sich auf die Umstellung auf T+1 nach US-Vorbild vor.
Diese Entwicklung, zusammen mit der CSDR-Einführung, schafft eine schwierige Abwicklungssituation für den ETF-Markt der EU.
„Der Konsultationsentwurf legt nahe, dass ESMA und die EU-Kommission von höheren Strafen überzeugt sind. Doch für ETFs wären weitere Überlegungen sinnvoll, um die Ergebnisse für Endanleger zu schützen und die Wettbewerbsfähigkeit der Region zu sichern“, schließt Whitaker.
„Dies könnte eine datengestützte Analyse der Ursachen für Abwicklungsfehler sowie die Prüfung spezifischer neuer Regeln für ETFs, die Rolle von Market Makern oder sogar die Beibehaltung des Status quo umfassen.“




