Kaum ein Markt zeigt den Mantra „ETFs sind nur eine Hülle“ besser als der wachsende europäische Markt für aktive ETFs. Hier dominieren bereits wenige Fondsriesen den Rest des Feldes.
Aktive ETFs gewannen in den USA in der zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts an Bedeutung. Anleger tauschten Investmentfonds gegen ETF-Pendants. Ziel war die steuerliche Begünstigung von US-ETFs.
Diese steuerliche Vorteil existiert in Europa nicht. Dennoch entfaltet sich ein ähnlicher Trend. Ein Zehntel aller ETF-Neuemissionen 2023 waren aktiv gemanagt. Neue Anbieter wie AXA Investment Managers, abrdn, Investlinx und Horizon Kinetics stiegen in den letzten zwei Jahren ein.
Die Zunahme neuer Marktteilnehmer, Emissionen und Zuflüsse verschleiern jedoch die Realität. Nur drei etablierte Fondshäuser beherrschen 53,8 % des europäischen Marktes für aktive ETFs (32,9 Mrd. USD) Ende 2023. Dies zeigen Daten von ETFbook.
JP Morgan Asset Management, der größte Anbieter aktiver ETFs in Europa, hält bereits alleine 42,5 % des Marktes. Der Einstieg erfolgte 2018. Die verwalteten Vermögen von 14 Mrd. USD übersteigen die des zweitplatzierten Konkurrenten um mehr als das Dreifache.
Es gibt Erfolge bei Neulingen. AXA IM belegte mit 333 Mio. USD Zuflüssen im letzten Jahr den vierten Platz. Der französische Emittent bietet jedoch, wie viele Wettbewerber, bereits ähnliche Strategien in seinem etablierten Investmentfonds-Geschäft an.
Der reine Anbieter aktiver ETFs, Investlinx, stieg im vergangenen Februar ein. Der Start verlief optimistisch. Die beiden Debütprodukte verzeichneten 2023 Zuflüsse von 170 Mio. USD.
Nach positiven frühen Anlagezuflüssen im italienischen Markt hat das Unternehmen noch viel vor. Geplante Expansionen nach Deutschland und Frankreich sind angekündigt.
Doch dieser Erfolg verblasst im Vergleich zu JPMAMs Mittelzuflüssen 2023. Die Firma stärkte ihre Position mit 5,7 Mrd. USD Zuflüssen in ihr 36 aktive Produkte. Das entspricht 77,7 % aller neuen Gelder im europäischen Markt für aktive ETFs im letzten Jahr.
Was ist das Problem?
JPMAMs starker Aufschwung ist weder unverdient noch unproblematisch. Das Unternehmen bietet eine breite Palette an Strategien, die es bisher in europäischen ETFs nicht gab. Die durchschnittlichen Gesamtkostenquoten (TER) liegen bei 0,20 % und damit unter denen des passiven ETF-Giganten BlackRock (0,21 %).
BlackRock wuchs durch margenschwache Kopien bekannter Anlageklassen und starke Vertriebskraft. JPMAM verfolgt derzeit denselben Ansatz bei aktiven ETFs.
Die Kernproduktreihe „Research Enhanced Index Equity“ in ETFs hat ein Pendant im Investmentfonds-Bereich. Das größte Produkt, der JPM US Research Enhanced Index Equity (ESG) UCITS ETF (JREU) mit 6,1 Mrd. USD, hat eine niedrige TER von 0,20 %. Sein aktives Investmentfonds-Äquivalent verwaltet 8,6 Mrd. USD.
Michael John Lytle, CEO von Tabula Investment Management, beleuchtet das Problem des Niedrigkostenmodells großer Vermögensverwalter: „Grundlegend stellt sich die Frage, ob wir eine Branche schaffen, die kaum die Chance hat, etwas für ein breites Produktlösungsgeschäft zu bieten.“
„Aktive ETFs sind lediglich ein Vehikel für aktive Strategien, die bereits in anderen Hüllen erfolgreich waren.“
„Man verpackt sie neu, um sie Anlegern zu verkaufen, die sie sonst nicht kaufen würden. Aber man entwickelt den Markt damit nicht wirklich weiter.“
Mittlere Anbieter wie VanEck (Smart Beta, Anleihen, Themen, Krypto) bestätigen dies. Sie sehen große Fondsmanager im aktiven ETF-Bereich und planen keine eigenen Produkte.
„Es gibt nun aktive Anbieter, die Teile ihrer Anlagestrategien in ETFs anbieten wollen. Diese erhöhen die Konkurrenz zusätzlich“, kommentiert Martijn Rozemuller, CEO von VanEck Europe.
„Aktive ETFs haben ihre Herausforderungen. Aber diese Akteure sind große Organisationen mit viel Kapital. Für kleine ETF-Start-ups ist es schwierig, gegen sie anzutreten.“
Noch ist nicht alles entschieden.
Große Fondshäuser haben die ersten Kämpfe bei aktiven UCITS-ETFs gewonnen. Doch Produktentwicklung und Vermögensbildung stehen noch bevor.
JPMAMs verwaltetes Vermögen von 19,9 Mrd. USD in europäischen ETFs ist nur ein kleiner Teil seines multitrillionen Dollar schweren Asset-Management-Geschäfts. Das Unternehmen hat viel Spielraum für neue Produkteinführungen, ohne seine bestehenden Investmentfonds in Europa zu stark zu kannibalisieren.
Die einzige wirkliche Herausforderung für JPMAMs Dominanz bei aktiven UCITS-ETFs könnten neue Anbieter aus dem Investmentfonds-Bereich sein.
Dimensional Funds ist beispielsweise der größte Anbieter von aktiven ETFs in den USA. In Europa bietet das Unternehmen Investmentfonds an, hat aber noch keine Pläne für den hiesigen aktiven ETF-Markt angekündigt.







