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Analysen

Können die „Großen Drei“ Indexanbieter ihre Dominanz verlieren?

Hohe Preise und mangelnde Innovation machen sie anfällig für Disruption.

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Die Dominanz der größten Indexanbieter Europas treibt die Kosten für ETF-Emittenten in die Höhe. Gleichzeitig bremst mangelnde Produktinnovation den Markt aus und macht ihn anfällig für Disruption.

Im vergangenen Monat forderte Amundi seine Konkurrenten heraus. Der Anbieter startete einen günstigstenETF auf Schwellenländer. Der Amundi Prime Emerging Markets UCITS ETF (PRAM) kostet nur 0,10% Gesamtkostenquote (TER) und unterbietet damit die Konkurrenz um zwei Basispunkte.

Gebühren sind für Anleger stets ein wichtiges Thema. Der günstigste ETF einer Kategorie zieht Anleger an. Allerdings wächst die Sorge, dass die Marktdominanz der größten Indexanbieter Innovationen behindert und die Gebühren nicht sinken lässt.

Die drei größten Indexanbieter in Europa – MSCI, FTSE Russell und S&P Dow Jones Indices – vereinen laut Morningstar über 80% der passiven Aktienfonds-Assets auf sich. Allein MSCI kommt auf einen Anteil von 47% auf dem Kontinent.

Tobias Sproehnle, CEO des Indexspezialisten Moorgate Benchmarks, kritisiert, dass die führenden Indexanbieter ihr Geschäftsmodell optimieren statt in Produktinnovation zu investieren. Ziel müsse eine Kostensenkung für den Endanleger sein.

„Viele Indexanbieter stecken ihre Kreativität und ihr Budget in die Verfeinerung ihres Geschäftsmodells. Ein europäischer Indexanbieter, dessen Namen wir hier nicht nennen, hat inzwischen 13 verschiedene Geschäftsmodelle“, sagte er.

„Wir haben uns angesehen, was ETF-Emittenten ihren Kunden berechnen und dies mit den Gebühren verglichen, die Indexanbieter von ETF-Emittenten verlangen. Es gab einen klaren Trend. Die ETF-Gebühren sind gesunken, während die Gebühren der Indexanbieter relativ stabil geblieben sind.“

Anfällig für Disruption

MSCI erzielte im ersten Halbjahr 2021 eine bereinigte operative Marge von 75,8% in seinem Indexgeschäft und nahm 453 Millionen US-Dollar ein. Das zeigt, wie viel Spielraum für Preissenkungen besteht.

Die durchschnittlichen laufenden Kosten für Aktien-ETFs in Europa sind laut einer Studie von JP Morgan von 0,39% im Jahr 2013 auf 0,25% im Jahr 2020 gesunken. In diesem Jahr stiegen sie leicht auf 0,26%.

Timo Pfeiffer, Chief Markets Officer bei Solactive, dem Unternehmen, das Amundi bei der Markteinführung seines ETFs unterstützte, argumentiert, dass der Kostendruck für die kleine Gruppe der Indexanbieter derzeit kein Problem darstellt, ihn aber irgendwann treffen wird.

„Diese drei Unternehmen haben nicht nur einen gemeinsamen Marktanteil von 80%. Sie erzielen auch hochprofitable operative Margen. Wenn wir darüber nachdenken, wo wir disruptiv wirken können, dann muss es der Preis sein“, sagte er.

Pfeiffer fügte hinzu, dass das Angebot eines Pauschalpreismodells eine Möglichkeit zur Disruption des Marktes sei. Er erwartet, dass solche Disruptionen den Marktanteil der größten Indexanbieter in den nächsten drei bis fünf Jahren von 80% auf 50% senken werden.

Sproehnle ist ebenfalls überzeugt, dass die Disruption innerhalb der nächsten „zwei bis drei Jahre“ kommen wird. Neue Anbieter entwickeln flexiblere Produktangebote.

Die Technologie wird dabei eine große Rolle spielen. Jüngere Generationen suchen keine Standard-Anlageprodukte mehr. Sie wünschen sich stattdessen massgeschneiderte Lösungen bei der Auswahl ihrer Investments.

„Wenn ich meinen 10-jährigen Sohn betrachte, möchte er in Zukunft vielleicht nach links oder rechts wischen, um beispielsweise in nordamerikanische Aktien zu investieren“, sagte er. „Wir haben für und mit all diesen großen Anbietern gearbeitet, aber keiner von ihnen verfügt über die Technologie, um das zu ermöglichen.“

Kehren sich die Gebühren wirklich um?

Auch wenn die Durchschnittsgebühren 2021 leicht gestiegen sind, sieht Pfeiffer darin keine Trendumkehr. Trotz der Dominanz der „Großen Drei“ werden die ETF-Gebühren weiter sinken, da kleinere Anbieter den Markt weiter stören.

Dies zeigt sich nicht nur im Kernmarkt für Aktien, sondern auch im ESG-Bereich. Dieser Bereich habe laut Pfeiffer am meisten zu den durchschnittlichen Gebührensteigerungen in diesem Jahr beigetragen.

Dieser Trend könnte bereits im Gange sein. Letzte Woche hat DWS sechs seiner ETFs mit einem ESG-Filter ausgestattet und die Gebühren für fünf weitere gesenkt – teilweise um die Hälfte–, um sein Angebot grüner zu gestalten.

Im Zuge dessen wechselte DWS für einen seiner ETFs den Indexanbieter von FTSE Russell zu MSCI. Der Xtrackers Russell Midcap UCITS ETF (XRSM) wurde zum Xtrackers MSCI USA ESG Screened UCITS ETF. Die TER sank dabei von 0,35% auf 0,07%.

Lyxor hat ebenfalls die Gebühren gesenktauf wenige Basispunkte. Der 600 Millionen Pfund schwere Lyxor MSCI USA UCITS ETF (USAL) wurde zum Lyxor MSCI USA ESG UCITS ETF, die TER fiel von 0,25% auf 0,09%.

Darüber hinaus stellte MSCI in seinen Ergebnissen für das erste Halbjahr 2021 fest, dass das Wachstum seiner umsatzbasierten Gebühren „teilweise durch einen Rückgang der durchschnittlichen Basispunktgebühren“ auf die verwalteten Vermögen ausgeglichen wurde.

Pfeiffer fügte hinzu: „Das ist überhaupt keine Trendumkehr, denn bei Kern-ETFs gibt es für die Gebühren nur eine Richtung: weiter nach unten.“

FTSE Russell, MSCI und SPDJI lehnten eine Stellungnahme ab.

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