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Analysen

Liquiditätsengpässe im Fokus: ETFs bewegen zunehmend Basiswerte

Ist das Debakel um Clean-Energy-ETFs ein Vorbote für ein Ökosystem, das in rasantem Tempo wächst?

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Der Aufstieg von Exchange Traded Funds (ETFs) in den letzten zwei Jahrzehnten war bemerkenswert. Doch die zunehmende Strategienvielfalt führt dazu, dass immer mehr Nischenmärkte von grossen Vermögenswerten abgebildet werden. Dies verändert die Marktdynamik.

Der globale ETF-Markt steuert auf 10 Billionen US-Dollar zu. Europäische ETFs verwalten fast 1,5 Billionen US-Dollar. Der rasante Mittelzufluss erfolgt, während Emittenten vermehrt auf illiquide Strategien statt auf grosse, liquide Marktwerte setzen. Sie investieren in Small-Cap-Aktien.

Diese Produkte sind oft thematische ETFs. Sie bilden Megatrends wie saubere Energie und Cybersicherheit ab. Investoren strömen in diese ETFs, angelockt von hohen Renditen. 69 europäische Themen-ETFs verwalten laut Global X 40 Milliarden US-Dollar. Ende 2019 waren es noch unter 10 Milliarden US-Dollar.

Bloomberg Intelligence prognostiziert, dass globale Themen-ETFs in weniger als fünf Jahren 300 Milliarden US-Dollar AUM erreichen könnten. Aktuell sind es 170 Milliarden US-Dollar. Dies bedeutet, dass mehr Vermögenswerte Nischenmärkte abbilden werden. Für die Unternehmen wird dies bedenklich, falls der Megatrend an Bedeutung verliert und die Mittel abfliessen. Dieses Problem zeigte sich bereits dieses Jahr.

Fragen stellten sich zu den beiden Clean-Energy-ETFs von BlackRock nach 7,5 Milliarden US-Dollar Zufluss in 2020. Diese Mittel und das Bekenntnis von US-Präsident Biden zu klimabezogenen Infrastrukturprojekten liessen die Aktien sauberer Energien steigen. Der iShares Global Clean Energy UCITS ETF (INRG) erzielte im letzten Jahr eine Rendite von 136% – die beste Performance aller europäischen ETFs.

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Künstliche Preissteigerungen

Die Abbildung von etwa 30 reinen Small-Cap-Aktien im Bereich saubere Energie führte dazu, dass die Zuflüsse in die beiden BlackRock-ETFs die Kurse künstlich in die Höhe trieben. Zeitweise hielten die beiden ETFs im Januar mehr als 8% der Marktkapitalisierung von sechs Unternehmen. Die Teams von BlackRock und S&P Dow Jones Indices (SPDJI) sorgten sich zunehmend um die Bestände, falls die Mittel abfliessen würden.künstlich die Kurse dieser Strategien. Zeitweise hielten die beiden ETFs im Januar mehr als 8% der Marktkapitalisierung von sechs Unternehmen. Die Teams von BlackRock und S&P Dow Jones Indices (SPDJI) sorgten sich zunehmend um die Bestände, falls die Mittel abfliessen würden.

Die Sorge war so gross, dass SPDJI eine Konsultation mit dem Markt startete.Konsultation mit dem Markt zur Umstrukturierung des über zehn Jahre alten Index. Dies geschah im April. Der neue Index enthielt neue Regeln und viele Aktien zur Verbesserung der Liquidität. SPDJI setzte die Änderungen im August fort. Der Index umfasste nun auch Schwellenländeraktien und neue Regeln.

Die Saga zeigte die Probleme auf, die bei starken und schnellen Zuflüssen in einen ETF entstehen können. Die BlackRock Clean Energy ETFs konnten grössere Auswirkungen auf die Basiswerte vermeiden. Ein Run auf die Strategien hätte eine Abwärtsspirale auslösen können, bei der Rückgaben weitere Rückgaben nach sich ziehen.

François Millet, Head of ETF Strategy, ESG and Innovation bei Lyxor, ist sich der Probleme bewusst, mit denen Emittenten bei der Gestaltung von Strategien für diese Märkte konfrontiert sind.

„Dies ist definitiv ein Problem für Themen- und Small-Cap-ETFs im Allgemeinen“, erklärte Millet. „Es gibt einen dreieckigen Zielkonflikt zwischen Reinheit eines Themas, Diversifikation und Liquidität. Bei der Gestaltung einer Strategie können wir eine Einschränkung lockern, um die anderen beiden zu verbessern.“

Ein perfekter Sturm ist nötig

Damit Probleme entstehen, bedarf es eines perfekten Sturms aus grossen Indexzuflüssen und hoher Konzentration. Howie Li, Head of ETFs bei Legal & General Investment Management, einem Anbieter einer breiten Palette von Themen-ETFs in Europa, betont daher die Notwendigkeit, das Indexdesign aktiv zu gestalten – vor und wichtiger noch nach dem Live-Schalten einer Strategie.

Er betonte, dass unterschiedliche Indexdesigns je nach Lebenszyklus des Themas des ETFs umgesetzt werden sollten. Als Beispiel nannte er den 1,2 Milliarden US-Dollar schweren L&G ROBO Global Robotics and Automation UCITS ETF (ROBO). Nach steigenden Zuflüssen wurden Mindestkapitalgrössen eingeführt. Dies reduzierte die Exposition gegenüber Micro-Cap-Namen, die in einem Umfeld mit starken Zu- oder Abflüssen Schwierigkeiten haben könnten.

Eine weitere Regel in den Themen-ETFs des Unternehmens ist die Möglichkeit, ausserplanmässige Neugewichtungen zwischen den regulären Neugewichtungen vorzunehmen. Li zufolge ermöglicht dies Flexibilität, wenn ein ETF zu viel von einer Aktie besitzt oder eine Aktie im Index eine hohe Gewichtung hat.

„Bei der Erstellung von Indizes gibt es aktive Entscheidungen“, betonte Li. „Es ist ein evolutionärer Prozess, bei dem Risiken in Echtzeit gemanagt werden. Es gibt keine richtige oder falsche Methode, aber wir versuchen, keine Standardindizes zu verwenden.“

Nicht alle Emittenten ändern jedoch die Regeln eines Index nach dessen Auflegung. Manche können dies nicht, da sie Lizenzen von grossen Indexanbietern wie MSCI oder SPDJI beziehen. Dennoch gibt es Kennzahlen, die Anleger beobachten können, um sicherzustellen, dass ein ETF den zugrunde liegenden Markt nicht beeinflusst.

Grafik 2: Themen-ETFs: Marktanteile der Emittenten in Europa (Stand: 30. September)

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Quelle: Bloomberg Intelligence

Hinweise sind verfügbar

James McManus, CIO bei Nutmeg, der die Beteiligung des Unternehmens an den Clean-Energy-ETFs von BlackRock im Februar verkaufte, hält es für entscheidend, das gesamte Anlageuniversum zu prüfen, nicht nur den investierten ETF. Das Verständnis der gesamten Zuflüsse in einen bestimmten Sektor oder Megatrend kann Hinweise auf deren Auswirkungen auf den ETF geben.

„Dies erfordert Kreativität und den Blick über Märkte und Indizes hinweg, um die Auswirkungen aggregierter Indexflüsse und von aktiven Investoren zu verstehen, wo diese ebenfalls konzentriert sind“, sagte McManus. „Es ist keine exakte Wissenschaft, aber es gibt eine Perspektive darauf, wie wichtig Indexbesitz für die Aktienbasis ist. Für uns war dies bei Clean Energy ein klares Warnsignal.“

Das Liquiditätsprofil der zugrunde liegenden Wertpapiere im Kontext von Indexflüssen sollte ebenfalls ein Fokusbereich sein. Bei der Modellierung der Auswirkungen von Rücknahmen aus Clean-Energy-ETFs auf die Basiswerte stellte Nutmeg fest, dass eine Rücknahme von 1% des AUM mehr als 25% des durchschnittlichen Tagesvolumens (ADV) bei 8% der Bestände und über 10% des ADV bei weiteren 18% der Bestände überstieg.

„Relativ kleine Indexflüsse könnten also relativ grosse Auswirkungen auf die Handelsvolumina der zugrunde liegenden Aktien haben, falls es zu Primärrücknahmen kommt“, fügte er hinzu. „Dies ist nichts Ungewöhnliches – man braucht grosse Indexflüsse und hohe Konzentration –, aber es ist definitiv etwas, worauf man achten sollte, insbesondere bei Themenprodukten.“

Wichtig ist anzumerken, dass dieses Problem nicht nur ETFs betrifft, die Indizes nachbilden. Dies zeigt sich auch an den enormen Zuflüssen in Cathie Woods Flaggschiff-ETF Ark Innovation ETF (ARKK) und dessen nachfolgender Performance. Anfang 2019 verwaltete ARK Investment Management lediglich 3 Milliarden US-Dollar AUM. Bis Anfang 2021 wuchs dies auf über 50 Milliarden US-Dollar. ARKK erreichte 25 Milliarden US-Dollar nach einer Rendite von 149% im Jahr 2020 und enormen Zuflüssen. Wood war 2020 so erfolgreich, dass koreanische Investoren ihr den Spitznamen „Geldbaum“ gaben.

Doch wie bei Clean Energy trieben die Zuflüsse die Performance der zugrunde liegenden Aktien an. Es bestand ein ernstes Risiko, dass diese Unternehmen erheblich beeinträchtigt würden, wenn sich die Anlegerstimmung umkehren würde. Laut Morningstar-Daten besass ARKK mindestens 5% der Anteile eines Unternehmens bei über 33% seiner Bestände und mindestens 10% des Streubesitzes bei 10 von 55 Unternehmen im Portfolio.

„Diese Risiken bestehen bei allen Fonds, insbesondere bei Small Caps. Wenn tägliche Abwicklungsanforderungen bestehen, kann die Haltung eines Portfolios von beträchtlicher Grösse Herausforderungen mit sich bringen, wenn man versucht, eine Aktie zu verkaufen“, sagte Li.

Dieser Artikel erschien erstmals in ETF Insider, dem neuen monatlichen ETF-Magazin von ETF Stream für professionelle Anleger in Europa. Um die vollständige Ausgabe zu erhalten,klicken Sie hier.

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