ETFs erleben am französischen Markt einen Aufschwung. Die Nachfrage war nie höher. Wachstum bei Privat- und professionellen Anlegern treiben Bewusstsein und regulatorische Rückenwinde an.
Die Zahl französischer Privatanleger, die ETFs nutzen,stieg im Jahresvergleich um ein Drittelvon 166.000 auf 216.000. Das meldet die Autorité des Marchés Financiers (AMF) in ihrem jüngsten Dashboard für aktive Privatanleger. Ein aktueller Bericht zeigt zudem, dass ETFs nun inder Hälfte allerfranzösischen Lebensversicherungsverträge enthalten sind.
Der französische ETF-Markt erreichte 2024 mehrere Meilensteine. Insbesondere die staatliche Genehmigung für den erstmaligen Handel mit aktiven ETFs ist hervorzuheben. Allerdings gibt es noch Aufholbedarf, da der Beratungsmarkt weiterhin stark auf Investmentfonds ausgerichtet ist.
Bei einer kürzlichen Reise nach Paris sprachETF Stream spoke to French fund selectors and ETF issuers about why ETFs are becoming an integral part of the market.
Aufholjagd
Trotz ihres Aufschwungs liegen ETFs in Frankreich hinter den reiferen Märkten des Kontinents zurück. Adrien Samuel-Lajeunesse, Spezialist für Investmentfonds und ETFs bei BNP Paribas Wealth Management (BNPP WM), spürt jedoch eine Veränderung.
„Der Anteil der ETF-Nutzer wächst sehr schnell“, sagt er. „Einige Länder wie Frankreich waren Spätentwickler, der Markt wird von Beratern getrieben. Aber die Nutzung von ETFs nimmt stetig zu.“
Samuel-Lajeunesse sieht ein großes Potenzial für ETFs in französischen Lebensversicherungen. Diese Produkte gewinnen zunehmend Einfluss auf die Portfolios von BNPP WM.
Traditionell hatten ETFs in der Lebensversicherung wegen Vertriebshürden Schwierigkeiten, Fuß zu fassen.
„Man musste einen ETF in einem klassischen Fondsformat auflegen, was nicht alle Versicherer leisten konnten oder wollten, wegen Mindestgrößen und mangelndem Interesse“, erklärt er. „Aber der Anteil der ETFs wächst und das wird die Lebensversicherung verändern.“
„Sobald alle Lebensversicherungen für ETFs offen sind, werden wir sehr bedeutende Zuflüsse sehen.“
Ein weiterer Wachstumstreiber ist der Privatkundensektor. Lorraine Sereyjol-Garros, Global Head of ETF and Index Sales Team bei BNP Paribas Asset Management (BNPP AM), berichtet von großem Interesse von Privatanlegern an ETFs für ihre Sparpläne.
„Ich vermute, dass Privatanleger ETFs wählen werden, weil sie günstig sind und viele Plattformen sie anbieten“, sagt sie.
BlackRock prognostiziert, dass Frankreich, Belgien und die Niederlande bis Ende 2024 über eine Million neue ETF-Anleger haben könnten.
Das steigende Interesse zeigt sich auch in neuen Produkten. Im April startete BlackRockdeniShares MSCI World Swap PEA UCITS ETF (WPEA). Dieser ist für den Plan d'Épargne en Actions (PEA) zugelassen, ein regulierter Sparplan ähnlich einem britischen ISA.
Investoren, die ihre PEA-Anlagen länger als fünf Jahre halten, zahlen keine Kapitalertragssteuer. Erzielte Erträge sind ebenfalls steuerfrei.
Kostendruck
Regulatorische Vorgaben wirken sich ebenfalls aus. Die neuen EU-Richtlinien zur „Value for Money“ zwingen Fondsselektoren, die Kosten ihrer Produkte stärker zu beachten.
Antoine Ternon, Multi-Asset-Portfolio-Manager bei APICIL Asset Management, nennt niedrige Gebühren als Hauptgrund für das ETF-Wachstum in seinem Portfolio. Diversifikation und Zugang zu breiteren Themenangeboten sind weitere Vorteile.
„Wir waren wegen der ‚Value for Money‘-Regeln etwas besorgt, aber ETFs mit geringem Tracking Error halfen uns, die Kosten niedrig zu halten“, sagt er.
Samuel-Lajeunesse stimmt zu, dass die Regulierung dem ETF-Markt in Frankreich zugutekommen dürfte. „Regulatorischer Druck mit Fokus auf Kosten und Effizienz wird ETFs klar begünstigen“, meint er.
Meilenstein für aktive ETFs
Ein weiterer Wachstumsbereich sind aktive ETFs. Im Februar aktualisierte die französische Regierung ihren Finanzkodex, um die erstmalige Listung aktiver ETFs an der Euronext Paris zu ermöglichen.erstmals.
Sereyjol-Garros bezeichnete die Zulassung als Meilenstein für aktive ETFs und einen großen Vorteil für lokale Vertriebe.
„Viele lokale Vertriebe handeln nicht gerne an nicht-lokalen Börsen, entweder weil sie es nicht können oder weil sie im lokalen Geschäft mit lokalen Kunden bleiben wollen. Das wird uns helfen, unser Geschäft dort auszubauen“, sagt sie.
Ihre Gruppe plant bis Ende 2024die Auflegungvon 10 weiteren ETFs, darunter aktive Aktienstrategien.
AXA Investment Managers war eine treibende Kraft hinter der Zulassung aktiver ETFs. Sie arbeiteten eng mit der französischen Finanzaufsichtsbehörde AMF und der AFG, dem französischen Verband der Vermögensverwalter, zusammen.
Nach der Genehmigung gehörte AXA IM zu denerstenAnbietern, die ihre aktiven ETFs an der Börse listeten.
Olivier Paquier, Global Head of ETF Sales, erklärt: „Investoren bevorzugen lokale Börsen für ihre Anlageentscheidungen. Daher war es für uns entscheidend, auf die Bedürfnisse unserer französischen Kunden einzugehen.“
„Internationale Investoren beobachten europäische Börsen genau und schätzen es, wenn ETF-Anbieter multi-gelistet sind.“
Samuel-Lajeunesse ergänzt, dass BNPP WM die Nutzung aktiver ETFs intensiviert. Er hebt die zunehmende Verschwimmung der Grenzen zwischen passiven und aktiven Strategien hervor, mahnt aber zur Vorsicht.
„Wir haben uns aktive ETFs angesehen, aber die Einarbeitung dieser Produkte erfordert mehr Aufwand“, sagt er. „Man muss die Struktur, das Managementteam und die spezifischen Risiken bewerten.“
„Wir haben bisher drei verschiedene Produkte eingeführt und gehen etwas vorsichtig vor. Aktive ETFs können in illiquiden Bereichen helfen, aber selbst bei globalen Benchmarks wie dem MSCI World haben wir gute Ergebnisse aktiver ETFs gesehen.“





