Standard Life Aberdeen (SLA) steht offenbar vor dem lange erwarteten Einstieg in den europäischen ETF-Markt. Fraglich bleibt jedoch, wie sich das Unternehmen gegen die etablierten Schwergewichte durchsetzen will.
In einem Interview mitBloomberg signalisierte der neu ernannte SLA-CEO Stephen Bird (im Bild), Pläne zum Ausbau der passiven Fondspalette auf dieser Seite des Atlantiks. Ziel sei es, die Kundennachfrage zu bedienen.
Der Trend zu ETFsist ungebrochen. Laut PwC-Daten wuchs dieses Segment zwischen 2008 und Juni 2020 jährlich um 20,5%.
„Wir können entweder eigene ETF-Technologie kaufen, ein ETF-Geschäft übernehmen oder es aufbauen“, sagte Bird. „Man muss den Kunden eine vollständige Palette an Lösungen anbieten können.“
SLA ist bereits im US-ETF-Markt aktiv. Dies resultiert aus der Übernahme des US-Geschäfts von ETF Securities im Jahr 2018.
In Europa ist der Sprung jedoch noch nicht erfolgt. Dabei verfügt das Unternehmen über ein beachtliches Angebot an Indexfonds mit über 9,5 Milliarden US-Dollar verwaltetem Vermögen (AUM).
Wie SLA genau vorgeht, ist offen. Die Übernahme von ETF Securities zeigt jedoch, dass das Unternehmen nicht vor Akquisitionen zurückschreckt, um in den Markt einzusteigen.
Athanasios Psarofagis, ETF-Analyst bei Bloomberg Intelligence, kommentiert: „Das war letztlich zu erwarten. SLA ist einer der größten Vermögensverwalter im Vereinigten Königreich. Konkurrenten wie L&G und HSBC sind bereits präsent.“
„Das Unternehmen verfügt über sein US-ETF-Geschäft, was zeigt, dass es offen für ETFs ist. Möglicherweise hat es in Großbritannien größeren Erfolg, da dort bereits Vertriebsstrukturen vorhanden sind.“
Die Führungskräfte des Vermögensverwalters werfen sicherlich einen Blick über den Ärmelkanal auf den französischen Anbieter Lyxor. Diesersteht zum Verkauf durch die Muttergesellschaft Société Générale.
Diese Nachricht wurde erstmals im September von Reuters veröffentlicht. Quellen zufolge hat SocGen die Citigroup mit der Koordination des Verkaufs beauftragt. Europas größte Akteureavitierten bereits die Übernahme, darunter Amundi, Deutsche Bank, BNP Paribas und JP Morgan.
Mit über 70 Milliarden Euro AUM in seinem ETF-Segment – dem drittgrößten in Europa – wäre eine Übernahme von Lyxor ein idealer Schachzug für SLA, um sich als ernstzunehmender Player zu etablieren.
Kenneth Lamont, Senior Analyst, Manager Research, Passive Strategies bei Morningstar, erklärt: „Eine Übernahme von Lyxor könnte sofortige Skaleneffekte bringen und wäre ein logischer Schritt für ein Unternehmen, das nach einer neuen Identität nach der Fusion sucht.“
Allerdings bleibt das Marktumfeld herausfordernd. Die Eintrittsbarrieren sind niedrig,aber die Hürden zum Erfolg sind hoch.
BMO musste diese Erfahrung schmerzlich machen. Die kanadische Bank stellteihr europäisches ETF-Geschäft im vergangenen November ein. Das Unternehmen sammelte lediglich etwas mehr als 600 Millionen Euro AUM über 13 Strategien.
„Obwohl der Markt wächst, bleibt der Gebührenwettbewerb intensiv und die Margen sind extrem gering“, führt Lamont weiter aus. „Trotz der Position als größter Vermögensverwalter im Vereinigten Königreich sind größere globale Akteure in den europäischen ETF-Markt eingetreten und konnten keine signifikanten Assets gewinnen.“






