Das EDHEC-Risk Institute befragt seit 2006 jährlich europäische Profi-Investoren. Die Umfragen erfassen deren Ansichten und Nutzung von ETFs. In jüngerer Zeit liegt der Fokus auf Smart Beta und Faktor-Investing-Strategien. Dies geschieht im Rahmen der Amundi-Forschungsprofessur am EDHEC-Risk Institute. Sie beschäftigt sich mit ETF-, Indexing- und Smart-Beta-Anlagestrategien.
Diesedreizehnte Umfrageausgabefokussierte auf ESG-Investments. Dies betraf sowohl ETFs als auch Smart-Beta- und Faktor-Investing-Strategien. Sie zeigte ein wachsendes Interesse an der Integration von ESG-Kriterien. Die Integration von ESG-Komponenten in Investments gewinnt an Bedeutung.
Das hohe Interesse der Befragten an ESG war bemerkenswert. Die Beantwortung der ESG-Fragen war freiwillig. Dennoch beantworteten mindestens 95% der Teilnehmer diese. Hier fassen wir die Ergebnisse der Umfrage zum Thema ESG zusammen.
Die EDHEC European ETF, Smart Beta and Factor Investing Survey 2020 fand als Online-Fragebogen statt. Sie richtete sich an europäische Fachleute der Vermögensverwaltung. Zielgruppen waren institutionelle Investoren sowie Asset-Management-Firmen und Wealth Manager.
Unsere 191 Befragten waren hochrangige Fachleute. 49% gehören dem Top-Management an, 29% sind Portfoliomanager. Sie verwalten erhebliche Vermögen (AUM). 35% der Befragten repräsentieren Firmen mit AUM über 10 Mrd. €. Die Befragten kamen aus verschiedenen europäischen Ländern. 15% stammten aus Großbritannien. 65% aus EU-Mitgliedstaaten. 16% aus der Schweiz und 4% aus Nicht-EU-Ländern.
Wie Investoren ESG sehen
Die Umfrage erfasste die Haltung der Investoren zu ESG-Kriterien. Zuerst wurden die Gründe für die Integration von ESG in Anlageentscheidungen abgefragt. Die zwei Hauptgründe für die Befragten sind ein positiver Beitrag zur Gesellschaft (65%) unddie Reduzierung langfristiger Risiken(58%) (siehe Tabelle 1).

Interessanterweise zeigt Tabelle 1, dass nur ein Viertel (25%) glaubt, ESG-Integration verbesseredie Portfolio-Performance.Auf die Frage, ob sie bereit wären, geringere Renditen für bessere ESG-Werte hinzunehmen, antworteten 63% mit Nein. Es ist daher wichtig, die richtige Balance zwischen ESG-Score und Portfolio-Performance zu finden.
Die Mehrheit der Befragten (57%) sieht die E (Umwelt) als wichtigste ESG-Dimension. G (Governance) folgt mit 36%. S (Soziales) rangiert mit nur 7% auf dem letzten Platz (siehe Tabelle 2). Dieses Ranking ist angesichts der aktuellen Klimawandel-Bedenken nicht überraschend.

Die Befragten gaben ihren bevorzugten ESG-Ansatz an. Tabelle 3 zeigt, dass der Best-in-Class-Ansatz (positives Screening) mit 45% deutlich vor den anderen liegt. Der thematische Ansatz folgt mit 30%, das negative Screening mit 25%.

Wie Investoren ESG in ETFs nutzen und wie sich dies künftig entwickeln wird
Unsere Umfragen zeigen eine breite ETF-Nutzung für Kernanlageklassen. 2020 nutzten 92% der Befragten ETFs für Aktienanlagen. 97% waren damit zufrieden. Diese hohen Werte sind seit einem Jahrzehnt konstant.
Für andere Anlageklassen wie ESG und Smart Beta/Faktor-Investing ist die ETF-Nutzung neuer. Der Vergleich der Entwicklung dieser Anlageklassen im ETF-Investment ist interessant.
2011 investierten nur 17% in ESG. 2020 waren es etwa die Hälfte (49%). Davon nutzten 55% ETFs für ESG-Investments. 2011 waren es nur 22%, 2019 nur 33% (siehe Tabelle 4). Über ein Viertel (27%) der ETF-Nutzer verwendete 2020 ESG-ETFs. 2011 waren es nur 4%.

Die Zunahme der ETF-Nutzung für ESG zeigte sich nicht nur in der Nutzungsrate, sondern auch in der Intensität. ETFs machten 2020 39% der ESG-Gesamtinvestitionen aus, verglichen mit 13% im Jahr 2011. Zudem sind 87% der Nutzer von ESG-ETFs zufrieden.
Die Befragten gaben an, wie sie ETFs zur ESG-Integration nutzen wollen. Tabelle 5 zeigt eine gleichmäßige Verteilung. "Standard-ETF-Exposure durch ESG-Exposure ersetzen" nannten 41%. "ESG in Aktien- oder Anleihen-ETFs integrieren" (37%) und "ETFs in einem spezifischen ESG-Portfolio nutzen" (36%) folgten knapp dahinter (siehe Tabelle 5).

Smart Beta und Faktor-Investing ETFs
Rund 65% der Befragten nutzten 2020 ETFs für Smart Beta und Faktor-Investing. 2019 waren es 66%. Dieser Anteil ist seit 2015 stabil, mit leichtem Abwärtstrend.
Befürworter von Smart Beta haben viel zu erklären
Der Anteil der Befragten, die in diese Anlageklasse investieren, ist ebenfalls rückläufig: 47% im Jahr 2020 gegenüber 55% im Jahr 2019 (siehe Tabelle 6).

ETFs bleiben jedoch ein attraktives Instrument. 47% der Smart-Beta- und Faktor-Investing-Investitionen flossen 2020 über ETFs. 2019 waren es 38%. 77% der Befragten waren damit zufrieden.
Zukünftige ETF-Entwicklung
54% der Investoren planen 2020 eine weitere Erhöhung ihrer ETF-Nutzung. Dies trotz des hohen Marktreifegrads und hoher Nutzungsraten. Das Top-Anliegen für 43% der Befragten ist die Weiterentwicklung von ESG-ETFs.
An zweiter Stelle fordern 31% mehr Entwicklung bei Low-Carbon-ETFs. Für ETFs, die auf fortgeschrittene Indexarten basieren – namentlich Smart Beta und Multi-Faktor-Indizes – forderten 29% und 25% weitere Entwicklungen (siehe Tabelle 7).

Zusammenfassend wünschen sich 50% der Befragten weitere Entwicklungen bei ESG- und Low-Carbon-ETFs. 2019 waren es 38%.
Analog wünschen sich 43% weitere Entwicklungen bei Smart-Beta-Aktien- oder Faktor-Indizes. 2019 lag dieser Wert bei 45%.
Wie Investoren ESG in Smart-Beta- und Faktor-Investing-Strategien integrieren und welche zukünftigen Entwicklungen erforderlich sind
Die Teilnehmer wurden auch nach ihrer Meinung zu Smart-Beta- und Faktor-Investing-Strategien gefragt, über ETFs hinaus. Hauptmotivation für die Nutzung dieser Strategien ist die Performance-Verbesserung. Risikomanagement ist ebenfalls wichtig. 38% investieren aktuell in diese Strategien. 24% erwägen dies in Zukunft.
Trotz hoher Nutzungsraten machen diese Investments nur einen kleinen Teil des Portfolios aus. Über zwei Drittel (70%) investieren weniger als 20% ihres Gesamtvermögens in Smart-Beta- und Faktor-Investing-Strategien. Nur 13% investieren mehr als 40%. 48% planen jedoch eine Erhöhung um mehr als 10% bei den Assetsbei der Nutzung von Smart Betaund Faktor-Investing-Produkten. Nur 7% planen eine Reduzierung.
Die Befragten gaben an, welcher Ansatz zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks im Smart-Beta- und Faktor-Investing am besten geeignet ist. 45% nannten positives Screening. Portfolio-Optimierung folgt mit 32%.
Nur 23% sehen negatives Screening als besten Ansatz (siehe Tabelle 8). Zudem halten zwei Drittel (65%) Sektor- oder Neutralitätsbeschränkungen bei ESG-Filtern für angemessen.

Zukünftige Entwicklung von Smart-Beta- und Faktor-Investing-Strategien
ESG, Anleihen und alternative Anlageklassen sind dieHaupterwartungen für die zukünftige Entwicklungvon Smart-Beta- und Faktor-Investing-Produkten. Kunden wünschen sich auch individuellere Lösungen (siehe Tabelle 9).

Smart-Beta-Forscherund Produktanbieter müssen ESG-Aspekte in ihre Lösungen integrieren. Dies ist nötig, um die Nachfrage besser zu bedienen.
Véronique Le Sourd ist Senior Research Engineer am EDHEC-Risk Institute.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Ausgabe 4/2020 von Beyond Beta, der einzigen Publikation weltweit für Smart Beta. Für ein vollständiges Exemplarklicken Sie hier.





