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Die Wertpapierleihe und ihre Rolle bei ETFs

Ein Prozess mit entscheidender Bedeutung für die Finanzmärkte.

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Zusätzliche Erträge für Anleger

Die Wertpapierleihe ist für ETF-Anbieter ein wirkungsvolles Instrument, um zusätzliche Erträge zu generieren – vor allem dann, wenn eine starke Nachfrage nach bestimmten Wertpapieren besteht. Der Mechanismus ist im Grunde einfach: 

Die Mechanik

Der Emittent eines ETFs – also der Verleiher – stellt ausgewählte Wertpapiere aus dem Fonds einem Entleiher, etwa einer Investmentbank oder einem Hedgefonds, temporär zur Verfügung. Im Gegenzug erhält der Emittent Sicherheiten und eine Gebühr, deren Höhe sich nach der Marktnachfrage richtet. Je begehrter ein Titel, desto höher fällt die Prämie aus. 

Nach Ablauf der vereinbarten Frist oder auf Abruf des Verleihers werden die Wertpapiere zurückgegeben, und der Entleiher erhält seine Sicherheiten zurück. Bei OGAW-konformen ETFs dürfen als Sicherheiten in der Regel nur hochwertige Staatsanleihen hinterlegt werden. Verwahrt werden diese bei einem sogenannten Lending Agent, der als neutrale Instanz fungiert. 

Dividenden, Stimmrechte und ESG-Debatte

Während der Leihdauer stehen dem Entleiher Dividenden und Ausschüttungen zu. Diese müssen jedoch an den Lending Agent weitergeleitet werden, der sie an den Emittenten beziehungsweise den ETF zurückzahlt. Steigt der Kurs der verliehenen Wertpapiere, ist der Entleiher verpflichtet, zusätzliche Sicherheiten zu stellen. 

Ein kritischer Punkt betrifft die Stimmrechte: Sie gehen während der Leihe auf den Entleiher über. Das sorgt insbesondere bei ESG-ETFs für Diskussionen. Viele nachhaltige Fondsanbieter verstehen sich als aktive Anteilseigner, die mit den Unternehmen im Portfolio in den Dialog treten wollen. Werden die Papiere verliehen, entfallen diese Einflussmöglichkeiten – und es besteht die Gefahr, dass gerade ESG-konforme Aktien für Leerverkäufe genutzt werden. 

Trotz solcher Bedenken gilt die Wertpapierleihe heute als fester Bestandteil des ETF-Geschäfts. Risikolos ist sie jedoch nicht. 

Risiken und Nutzen

Jede Wertpapierleihe birgt ein sogenanntes Kontrahentenrisiko – also das Risiko, dass der Entleiher insolvent wird. In einem solchen Fall verbleiben dem Emittenten die hinterlegten Sicherheiten, die allerdings im Wert unter den verliehenen Papieren liegen können. Gerade seit der globalen Finanzkrise 2008 reagieren viele Investoren sensibel auf solche potenziellen Risiken. 

Fazit

Die Wertpapierleihe ist mehr als ein bloßes Renditeinstrument – sie erleichtert Leerverkäufe, unterstützt die Abwicklung fehlgeschlagener Transaktionen und versorgt Market Maker mit der nötigen Liquidität. Insgesamt spielt die Wertpapierleihe damit eine positive Rolle für die europäischen Finanzmärkte – als Instrument, das sowohl die Marktmechanik stärkt als auch Anlegern die Möglichkeit bietet, bei ausgewählten ETF-Investments zusätzliche Erträge zu erzielen. 

Wichtigste Erkenntnisse

  • Das Verleihen von ETF-Bestandteilen gegen eine Gebühr kann zusätzliche Erträge generieren – besonders bei hoher Nachfrage.

  • Emittenten verleihen Wertpapiere, erhalten Sicherheiten und Gebühren; der Entleiher leitet Dividenden weiter und übernimmt vorübergehend die Stimmrechte.

  • Die Wertpapierleihe birgt Kontrahentenrisiken, unterstützt jedoch zentrale Marktmechanismen wie Leerverkäufe, Liquidität und Preisfindung.

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